Duisburg. .

Pro Tag fahren 750 Züge in den Duisburger Hauptbahnhof ein und aus. Trotz des extrem hohen Verkehrsaufkommens rund um diesen Knotenpunkt modernisiert die Deutsche-Bahn-Tochter DB Projektbau derzeit „unter rollendem Rad“ – also bei laufendem Betrieb – die Technik: Denn ein neues elektronische Stellwerk (ESTW) entsteht. Dieses muss spätestens im Oktober 2014 fertig sein. Die Arbeiten an der ersten Baustufe laufen seit dem Projektstart im Februar 2012 auf Hochtouren. „Wir sind trotz der widrigen Wetterbedingungen in den vergangenen Wochen noch im Zeitplan“, erklärten Projektleiter Frank Hernekamp und Projektingenieurin Nicolle Rätzel.

Die vierte Generation

Das ESTW ist die mittlerweile vierte Generation von Stellwerktechnik. Einst mussten noch große, schwere Hebel umgelegt werden, um die Züge aufs richtige Gleis zu führen und die Signale an der Strecke zu bedienen. Künftig soll das alles am Computer per Mausklick geschehen. Das ESTW wird laut Bahn-Sprecher Manfred Ziegerath nach seiner Fertigstellung Ersatz für die bisherigen Stellwerke Großenbaum, Hauptbahnhof und Abzweig Kaiserberg sein. In diesen kommt bislang noch die Relaistechnik zum Einsatz. „Die ist aber hoffnungslos veraltet, hat größtenteils 40 Jahre auf dem Buckel. Die Störanfälligkeit ist deshalb inzwischen beträchtlich. Es gibt kaum noch Ersatzteile, wenn irgendetwas kaputt geht“, so Ziegerath.

Der von der neuen ESTW gesteuerte Bereich umfasst 21 Kilometer Strecke und reicht von Oberhausen im Norden, Mülheim-Styrum im Osten, Düsseldorf-Angermund im Süden bis nach Rheinhausen im Westen. Die Steuerung des Zugverkehrs in diesem elementar wichtigen Abschnitt soll nach der Fertigstellung des ESTW von der Betriebszentrale der DB Netz AG an der Hansastraße in Duissern erfolgen. Dort wird dann künftig an drei Computer-Bedienplätzen im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet.

Investitionsvolumen auf 70 Mio Euro

Und das Pensum, das es für die rund 80 Mitarbeiter zu schultern gilt, hat es in sich: 30 Kilometer Kabelkanal müssen neu verlegt werden, hinzu kommen die vorhandenen 27 Kilometern Kabelkanal. Etwa 600 Kilometer neue Kabel der modernsten Ausführung werden darin verlegt, 300 Kilometer Altkabel zurückgebaut. 250 Signale werden aufgestellt. „Etwa 60 davon werden wir mit dem Hubschrauber einfliegen“, sagt Ziegerath. Das wird im Juni oder Juli 2013 der Fall sein. Hinzu kommen 170 neue Weichenantriebe, 145 Kabelquerungen unter den Gleisen sowie ein neues Gebäude zur Beherbergung von Technik. Kein Wunder, dass sich das Investitionsvolumen für das Projekt deshalb auf 70 Mio Euro schraubt.

„Wir haben derzeit 600 Großbaustellen in NRW und investieren dort insgesamt 600 Millionen Euro allein in den Bestandsschutz“, blickt Bahn-Sprecher Ziegerath auf die umfangreichen Bauaktivitäten. Die Arbeiten müssen pünktlich im Oktober 2014 fertig sein, da die Sperrungen einzelner Gleise wegen der zahlreichen Bauarbeiten im Land von langer Hand geplant sind und nicht verlängert werden können.