Duisburg. Experiment „Charette zum Bahnhofsvorplatz“ endete mit einem verbindlichen Entwurf.
Kann man in einem offenen Workshop namens „Charette“ innerhalb von fünf Tagen mit Bürgern, Planern, Studenten, Fachverwaltung, Anliegern und allen möglichen Interessierten einen Bahnhofsvorplatz tatsächlich so verbindlich planen, dass ihn alle mögen und er im Grunde genauso gebaut und gestaltet werden könnte?
Antwort: Ja, man kann es offenbar. Gestern Mittag haben die Stadtplaner die Duisburger Presse zur Vorstellung des Planungsergebnisses der so genannten „Charette“ in den großen Konferenzsaal der IHK am Bahnhof eingeladen. Dort, wo seit Montag morgen 50 bis 80 Teilnehmer in unterschiedlichsten Konstellationen über die künftige Nutzung des 20.000 Quadratmeter großen Beton-Areals vor dem Hauptbahnhof gerungen haben.
Eine Stahlplatte ausgerollt wie ein roter Teppich
Das Ergebnis, das der Moderator und Landschaftsarchitekt Thies Schröder der Presse-Öffentlichkeit wie der Lokalpolitik in Person von Bürgermeister Manfred Osenger vorstellte, hatte Hand und Fuß:
Die Fläche wird unterteilt sein in drei Bereiche: Da ist der repräsentative Vorplatz, direkt vor dem Ausgang des Hauptbahnhofes. Hier wird - ähnlich wie ein roter Empfangsteppich vor einem Hotel - eine dicke, begehbare Stahlplatte auf dem Boden liegen. Die Stahlstadt Duisburg heißt ihre Besucher willkommen. Die Platte weist den Blick zur Friedrich-Wilhelm-Straße, die mit einer neugestalteten Kreuzung und mit Baumgrün bis auf die Platte ragen wird.
Südlich davon - in Richtung Duisburger Freiheit - wird ein großer Taxistand anzutreffen sein, werden Parkplätze („Kiss-and-Ride“) sein, werden aber künftig auch einmal Leih-Fahrräder oder auch Leihautos der Deutschen Bahn auf Kundschaft warten.
Sprühdüsen, Bäume, Bänke und Gußbeton
Die neue Platte - über der Autobahn vor dem Medienhaus - sie soll zu einem „Spielraum“ werden. Eingerahmt gegenüber durch das neue Verwaltungsgebäude von Multi Development, eingerahmt aber auch durch einen eigenen Steinsaum, in dem sich Betontreppen wiederfinden - zum Sitzen, Sehen und Gesehen-werden. Die Platte selber wird unterteilt in „Bänder“ (Bereiche), deren Bodenbelag mit Eisen- oder Stahlzumischungen, Rheinkiesel und Wassernebel gestaltet, für eine unauffällige „Duisburger Identität“ sorgen soll.
Wassernebel? Beleuchtete Sprühdüsen im Boden sollen im heißen Sommer für eine gesteigerte Aufenthaltsqualität sorgen. Ebenso Bäume entlang des Nordflügels des Bahnhofs. Und auch Außengastronomie am Multi-Gebäude wie gegenüber am Hauptbahnhof sollen Besucher zum Verweilen animieren. Die Möblierung soll dabei fein und angemessen sein - keine schreiende Farborgie aus dem Billig-Baumarkt. Apropos Möbel: Die schönen Dreiecks-Sessel, die die Duisburger aus vergangenen Zeiten aus dem öffentlichen Raum an der alten Mercatorhalle, vom Kantpark oder von der Königstraße gut kennen, sollen zurückkehren - auf die Bahnhofsplatte.
BahnhofsplatteDie 21 Magnolien, die an die Toten der Loveparade erinnern, werden in loser Stellung über die Platte verteilt. Die Mercatorstraße wird bleiben wo sie immer war. Dahinter darf weiter Rollbrett gefahren werden. Die Platte selber kann 7000 Menschen stehend aufnehmen, und 3500 Menschen auf Stühlen sitzend.
Kosten und Zeitpunkt stehen noch nicht fest
Alles sei mit allen bereits im Charette-Verfahren vorabgestimmt - der Architekt des noch umzubauenden Bahnhofes habe zustimmend genickt, ebenso die Taxi-Innung, die Firma Multi Development, die Stadtverwaltung. Jetzt müssen noch im weiteren Verfahren die Politiker im Stadtrat nicken, damit dann im Juni ein tauglicher Förderantrag an das Land NRW und die Bezirksregierung geschickt werden kann.
Über Kosten hat man bislang noch nicht seriös gesprochen. Der Moderator: „Wir haben aber einen Rahmen im Blick behalten!“ Irgendetwas zwischen 3,5 und 5,5 Mio. Euro könnte der neue Platz kosten. 20 % davon muss die Stadt bezahlen.
Ja, und wann wird gebaut? Mit dem ersten Spatenstich sei wohl eher 2015 als 2014 zu rechnen, weil der Platz wegen anderer Baustellen rundum noch als Verkehrsumleitung genutzt werden müsse.