Duisburg/Oberhausen. . Ein Jahr nach der Schlecker-Pleite haben ehemalige Angestellte bei der Bahn einen neuen Job gefunden. Zwei Duisburgerinnen stellen künftig in einem Stellwerk in Osterfeld Signale und Weichen.
Marlies Smolka erinnert sich noch gut: Fast genau vor einem Jahr schloss sie am 21. März die Tür der Schlecker-Filiale auf der Kommandantenstraße in Neudorf zum letzten Mal zu. „Das war ein schlimmes Gefühl. Natürlich hatte ich Existenzängste und fragte mich, wie es bloß weitergehen soll“, erinnert sich die ehemalige Filialleiterin. Das ging Gabriele Tekath nicht anders. Die damalige stellvertretende Filialleiterin aus Rumeln wurde am 1. Juli 2012 Opfer der Schlecker-Pleite. Am Montag standen beide noch etwas aufgeregt an ihrem neuen Arbeitsplatz, der so ganz anders ist: Das Stellwerk am Rangierbahnhof in Oberhausen-Osterfeld.
Jahrelang räumten sie Regale ein, saßen an der Kasse, sorgten für Ordnung im Laden. Künftig werden sie dafür sorgen, dass im Rangierbahnhof Signale und Weichen gestellt werden. Das hätten sie sich vor einem Jahr nicht träumen lassen. „Ich hatte gut 100 Bewerbungen an Arbeitgeber verschickt, wobei einige Angebote überhaupt nicht den Beschreibungen entsprachen.“ Schließlich bekam Marlies Smolka von der Arbeitsagentur den Hinweis auf den Informationstag der Deutschen Bahn am 13. Juni letzten Jahres. „Ich hatte meine Bewerbungsunterlagen mitgenommen und habe mir dann gedacht: Ich versuche es einfach“, erzählt sie.
Wenig später war sie ebenso freudig überrascht wie Gabriele Thekla, dass sie eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekam. Es folgten Eignungstest sowie psychologische und medizinische Untersuchungen.
Theorie und Praxis
Nachdem sie alle Hürden genommen hatten, begann für sie, weitere sieben ehemalige Schlecker-Kolleginnen sowie sechs Umschüler aus anderen Branchen der Unterricht in Theorie und Praxis, um künftig als Weichenwarte bei der Deutschen Bahn für einen geregelten Rangierbetrieb zu sorgen. Theorie in Bochum-Langendreer, Praxis in verschiedenen Stellwerken, wobei sie lernten, dass Stellwerk nicht gleich Stellwerk ist, denn sie unterscheiden sich nach Technik und Größe: Manche sind mit bis zu sechs Mitarbeitern besetzt, in manchen arbeitet man alleine.
Die beiden Duisburgerinnen haben sich für ein Stellwerk mit einem Ablauf-Steuer-Rechner entschieden. Von ihrem Arbeitsplatz aus können sie den gesamten Rangierbahnhof in Osterfeld überblicken, der gleich mit zwei Stellwerken ausgestattet ist. „900 bis 1000 Güterwaggons werden hier täglich zu Zügen zusammengestellt“, erläutert DB-Bezirksleiter Betrieb, Sandro Gellrich. Auftraggeber ist DB-Schenker. Dort haben die Mitarbeiter einen Überblick darüber, welcher Güterwaggon auf welchem Bahnhof steht.
Arbeit zunächst unter Aufsicht
„Die Anforderung, welche Weichen und Signale gestellt werden müssen, kommt per Funk von den Lokführern“, schildert Gellrich den Ablauf. Auf einem Computer-Bildschirm sieht der Weichenwärter das komplette Gleisbild des Rangierbahnhofs. Kommt die Anforderung, dass ein Zug auf dem Bahnhof von Standort A zu Standort B muss, genügen zwei Mausklicks, um die Weichen zu stellen.
Ausverkauf bei Schlecker
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Zunächst werden Marlies Smolka und Gabriele Tekath unter Anleitung arbeiten. Wenn sie glauben, dass sie soweit sind, erfolgt eine Abnahme. Gibt dann auch Bezirksleiter Sandro Gellrich grünes Licht, können sie eigene Schichten übernehmen, denn der Rangierbahnhof hat 24 Stunden am Tag geöffnet. „An den Wechseldienst gewöhnt man sich. Auch an die Nachtschicht“, macht Weichenwärter Taner Benzer seinen beiden neuen Kolleginnen Mut.
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