Duisburg. Das Duisburger Paar Gerhard Losemann und Rita Ehrig eröffnete ihre Galerie “DU-Art“ am Dellplatz und stellt dort Kunstarbeiten vor, die von weniger bekannten und verstorbenen Künstlern stammen. Diese Werke sollten eigentlich in den Müll wandern, doch Losemann verhinderte dies.

Kunst, die sich schon zu Lebzeiten ihrer Produzenten gut verkauft hat, wird nach deren Tod oft teurer. Manchmal gelingt es auch Künstlern, erst nach ihrem Tod geschätzt und auch finanziell hoch gehandelt zu werden. Dann freuen sich die Erben. Aber was passiert mit den Werken der vielen, vielen Künstler, die durchaus bedeutsam waren und Spuren hinterlassen haben, mit ihrer Kunst aber finanziell nie auf einen grünen Zweig gekommen sind? Gibt es keine Erben oder zeigen die kein Interesse, heißt es am Ende: Müll.

2500 Arbeiten im Magazin

Der Duisburger Künstler Gerhard Losemann (74) und seine Frau Rita Ehrig gehen mit viel Arbeit und auch finanziellem Engagement einen anderen Weg. In ihrer Galerie „DU-Art“, die gestern am Dellplatz 8 eröffnet wurde, zeigen sie Ausstellungen aus Künstler-Nachlässen. Entstanden ist die Idee, als Künstlerkollege Dieter Pirdzun 1987 verunglückte und seine Werke weggeworfen werden sollten. „Das geht nicht“, habe er damals gedacht, so Losemann. Er habe während der Haushaltsauflösung gerettet, was noch zu retten war und in nicht mehr genutzten Schulräumen gelagert.

Dann kam der Nachlass von Wilhelm Wiacker dazu, der als VHS-Dozent eine ganze Generation von Duisburger Künstlern geprägt hat, darunter Gerhard Losemann. Der kennt die Szene als Mitglieder der 1957 gegründeten Duisburger Sezession. Er hütet außerdem Werke von Hetty Bresser, Hans-Joachim Herbertz, Heinz Luckenbach, Käte Augusti-Steinkamp – und Gisela Schneider-Gehrke, der die erste Ausstellung gewidmet ist. Etwa 2500 Arbeiten kamen insgesamt zusammen, für die die Stadt Kellerräume einer nicht mehr genutzten Schule zur Verfügung gestellt hatte. Sie wurden Losemann zum Teil auch testamentarisch überlassen. Die Frage, ausschlagen oden annehmen, war für Losemann keine.

Vorbereitungen laufen schon seit einem Jahr

Seit einem Jahr arbeiten er und seine Frau daran, das Haus, das sie am Dellplatz 8 erworben haben, so herzurichten, dass die Nachlässe gelagert und eben auch gezeigt werden können. Die Regale auf dem Speicher und im Keller sind voll, längst noch nicht alles gesichtet, aussortiert und geordnet, vielleicht eine Fundgrube für angehende Kunsthistoriker.

Und auch der Galerieraum ist hergerichtet. „Es werden dokumentarische Ausstellungen, auch um die Erinnerung wach zu halten“, sagt Losemann. An die 2001 gestorbene Gisela Schneider-Gehrke erinnern Fotos und Videos ihrer Performances, wobei einige Videos vom Verfall bedroht sind. Dazu ist Schriftliches von der und über die Künstlerin nachzulesen.

Eine „Priesterin“ der Kunst

Die 1949 im niedersächsischen Stade geborene Gisela Schneider-Gehrke hat von 1969 bis 1974 an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. In den 80er Jahren war sie als Performance-Künstlerin gefragt und ist dabei wie eine Priesterin oder Schamanin aufgetreten. Ihre Auffassung von Kunst: „Kunst ist Religion in der Bedeutung des Wortes, heißt Anbinden und Vereinen der Teile zum Einen, bedeutet Aufzeigen der Einheit in der Vielfalt und der Vielfaltigkeit in der Erscheinungen des Einen.“

Oft trat sie in einem roten Gewand auf und schminkte sich vor den Augen der Zuschauer. Dann ging sie gemessenen Schrittes durch den Raum, zeichnete mit ihren Bambusstäben, an denen Papierstreifen befestigt waren, bewegte Linien in den Raum, den sie so nach und nach erkundete und beschrieb. Auch das Verstreuen von Sand oder Farbpigmenten gehörte zu solchen Aufführungen, die sie unter anderem in der Kunsthalle Düsseldorf, im Von-der-Heydt-Museum Wuppertal, im Lehmbruck-Museum oder in der Alten Hütte – heute Landschaftspark Nord – aufführte. 1998 verwirklichte sie mit anderen Künstlern den „Skulpturenweg Wolfbahntrasse“ in Duisburg.

In ihren Plastiken spielen Tanz und Motive aus der Mythologie eine große Rolle.