Duisburg. .

Bei Karin Sander wird aus Museumsbesuchern ein verblüffendes Kunstwerk. „Visitors on Display“ heißt die Ausstellung, für die schon 2008 die Vorbereitungen im Lehmbruck-Museum begannen. Hier wie auch in der NRW-Kunstsammlung K20 in Düsseldorf konnten sich Besucher von ihr im 3D-Bodyscanner lasern lassen. Aus diesen dreidimensionalen Fotografien sind mit Hilfe einer Maschine originalgetreue Abbilder im Maßstab 1:8 aus Gips Schicht für Schicht „gedruckt“ worden. 781 Personen, darunter alle Duisburger Teilnehmer, und drei Hunde sind im Lehmbruck-Museum auf einem 35,7 Meter langen und ein Meter breiten „Laufsteg“ farblich geordnet inszeniert worden. Entstanden ist eine faszinierendes Panoptikum von Menschen, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren.

Posen und Positionen

Konnten sich die „Modelle“ doch nicht nur die Farbe aussuchen, in der sie sich im Kleinformat wiedersehen wollten, sondern auch die Pose wählen. Mancher blieb schlicht und stellte sich so hin wie man im Museum so steht: Hände in den Taschen, Hände im Rücken verschränkt, Hände vor der Brust, Hand auf dem Kopf oder nachdenklich am Mund, Standbein/Spielbein-Haltung, Kind auf dem Arm; Ministerpräsidentin Hannelore Kraft steht „dienstlich“ freundlich im Hosenanzug und wählte die Farbe Orange.

Andere gingen mehr aus sich heraus: Da gibt es Paare, die sich küssen oder tanzen, ein Männerpaar, das sich mutigerweise nackt scannen ließ, Menschen im Hand- oder Kopfstand, in Ballettpositionen, im Lotussitz, in Tai-Chi-Position, mit Ball, mit Handy, ein Scherzkeks mit Micky-Maus-Ohren, „Daumen hoch“, mit ausgebreiteten Armen. Und dann gibt es noch die, sich so nett und freundlich wie beim Fotografen aufstellen. Auch dazu gehören schließlich das TV-Team und die Journalisten mit dem unvermeidlichen Block. Die 1957 in Bensberg geborene Karin Sander, die ihre Werke sozusagen berührungslos produziert, gibt einen auch amüsanten Einblick in den Kunstbetrieb. Im Kunstbuch zum Werk sind alle Figuren von vorn und hinten zu sehen – mit den Namen der lebenden Unikate.

Eine zweite Ausstellung ist Tony Cragg gewidmet. Der Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie mit Wohnsitz in Wuppertal arbeitet klassisch. Eine Ausstellung seiner Bronzen war unlängst im Museum Küppersmühle zu sehen. Das Lehmbruck-Museum präsentiert jetzt die fünf Bronzen und als Frühwerk eine „Deutschlandfahne“ aus schwarz, rotem und gelben Plastikmüll; alle Werk hat ein Frankfurter Mäzen dem Museum geschenkt.