Duisburg. Der Stadtwald in Duisburg ist nicht nur ein willkommenes Naherholungsgebiet und die grüne Lunge der Stadt, durch Holzverkauf und forstwirtschaftliche Serviceleistungen bringt er der klammen Stadtkasse auch 300.000 bis 500.000 Euro jährlich ein.
Stefan Jeschke ist Förster, wohnt mitten im Stadtwald, trägt robustes Grün, hat natürlich einen Hund und kennt sich bestens aus im Wald. Der 48-Jährige ist aber auch ein Mann der Zahlen mit kaufmännischer Note. An den Bäumen mögen derzeit zwar keine Blätter sein, auf seinem Schreibtisch türmen sie sich in Papierform – nackte Bäume, nackte Zahlen. Duisburgs Wald als Haushaltsposten.
25 Quadratkilometer oder 2500 Hektar umfasst das Duisburger Waldgebiet. 5000 Fußballfelder sind das, pro Einwohner etwa 50 qm Und gut zwei Drittel der Fläche gehören der Stadt, werden von ihr bewirtschaftet. Größte zusammenhängende Fläche ist der Stadtwald vom Kaiserberg bis nach Bissingheim. Grüne Lunge soll der Wald, rund elf Prozent des gesamten Stadtgebietes, sein, Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Und natürlich Erholungs- und Freizeitfläche.
Und das gibt es für vergleichsweise kleines Geld. Bei 800.000 Euro liegen die Kosten im Jahr, die Einnahmen aus Holzverkauf und forstwirtschaftlichen Serviceleistungen bei 300.000 bis 500.000 Euro. Pro Quadratmeter bleiben unterm Strich 2,1 Cent, je Einwohner 60 Cent im Jahr. Gut investiertes Geld, meint Jeschke.
8000 Jungpflanzen auf einem Hektar
„Ein Förster braucht Geduld“, sagt Jeschke: Kein anderes Wirtschaften ist derart auf Nachhaltigkeit und generationenübergreifende Zukunftsplanung ausgerichtet wie die Forstwirtschaft und der naturnahe Waldbau: 50.000 Bäume pflanzt die Stadtförsterei jedes Jahr im Wald, noch mal die gleiche Menge auf anderen Freiflächen. Allein 8000 Jungpflanzungen braucht es auf einem Hektar, damit dort nach Jahrzehnten 120 Bäume stehen.
Zum Kreislauf der Forstwirtschaft gehört, dass zugleich an die 4000 Kubikmeter Baumbestand jedes Jahr geschlagen werden. Manch gefällter Baum ist morsch oder gefährdet die Verkehrssicherheit. Doch der Großteil ist – gesetzlich vorgeschriebene – forstwirtschaftliche Rohstoffzufuhr. Holz ist gefragt. Für Spanplatten, den Hausbau, für Parkett und Möbel, für die Zellstoff- und Papierindustrie. Rechnerisch 1,2 Kubikmeter Holz verbraucht jeder Deutsche im Jahr. Rund 150.000 Euro Einnahmen kann die Stadt aus dem Holzschlag im Jahr verbuchen.
Holz aus Duisburgs Wald in privaten Heizungen
Mit steigenden Öl- und Gaspreisen wächst auch der Verkauf von Brennholz. „Die Nachfrage ist unglaublich“, so Jeschke. Bis zu 1000 Kubikmeter aus Duisburgs Wald brennen in privaten Heizungen, Öfen und Kaminen. Zwischen 65 und 85 Euro kostet der Raummeter je nach Holzart und Scheitlänge für Selbstabholer. Wenn man weiß, dass vier bis sechs Raummeter Holz 1000 Liter Heizöl ersetzen können, wundert der Run nicht.
Der Wald ist aber mehr als hölzernes Rohstoff-Lager. Er ist Freizeitraum. Und auch der will gepflegt sein. 147 Kilometer Wanderwege durchziehen die Duisburger Waldfläche, 100 Meter pro Hektar. Das ist viel. Aber notwendig für eine grüne Erholungsfläche im Ballungsraum Großstadt. „Wir wollen ja die Menschen in den Wald holen“, unterstreicht Jeschke. Also wird der Wegebau gepflegt, gehören Bagger und Planierraupen zum Fahrzeugpark des Försters. Und für müde Wanderer säumen 300 Sitzbänke die Wege.
Kein Wald ohne Tiere, kein Förster ohne Gewehr: Fuchs, Wildschwein und Reh (40 an der Zahl) durchstreifen den Duisburger Wald. Ihre Population hat Jeschke im Blick bzw. vor Kimme und Korn. Vor allem die Wildschweine schätzt er als fleißige Bodenwühler. Aber auch Kleingetier fällt ins Ressort der Waldpflege: Da bleiben absterbende Eichen eben erhalten, um dem Hirschkäfer Lebensraum zu bieten.