Duisburg. .
Der Zustand der Wälder in Nordrhein-Westfalen ist alarmierend schlecht, sie sind so krank wie nie. Nur noch jeder vierte Baum gilt als gesund. Auch in Duisburg bestätigt sich diese Feststellung.
„Die Situation hat sich verschlechtert“, sagt Stefan Jeschke, Förster der Stadt. Waren früher hauptsächlich Nadelbäume erkrankt, sind inzwischen auch Laubbäume betroffen. Die Ursachen für den schlimmen Gesundheitszustand der Wälder, der anhand der Belaubung ermittelt wird, seien jedoch komplex.
Die Eiche, zum Beispiel, litt sehr unter Kahlfraß durch den Frostspanner, eine Schmetterlingsraupe. Waldschäden verursachten zudem saurer Regen und Stickstoff aus der Landwirtschaft. Außerdem war 2011 ein sogenanntes Mastjahr, die Bäume produzierten also extrem viele Früchte. „Das kostest sie viel Kraft.“ Hinzu kommt, dass es während der Hauptwachstumstage im Mai und Juni sehr trocken war und den Wäldern Wasser fehlte, eine Auswirkung des Klimawandels. „Der ist besorgniserregend und macht mir Bauchschmerzen“, gesteht der Förster.
"Andere Städte beneiden uns darum."
Davon abgesehen sei in den letzten Jahren aber auch viel Positives passiert: Sauren Regen und Autoabgase habe man inzwischen recht gut im Griff, und an Bäumen finde man seit Mitte der 90er Jahre Flechten, selbst im stark belasteten Duisburger Norden. Sie dienen als Bioindikatoren für gute Luftqualität. Jeschke: „In Bezug auf die kranken Wälder haben wir seitens der Stadt alles versucht und alles zum Besseren beeinflusst, was zu beeinflussen ist.“
So veranlasse Duisburg mitunter, dass die Wälder pro Jahr um rund fünf Hektar wachsen; das sind immerhin circa 25 000 Bäume. „Andere Städte beneiden uns darum.“ Das Ziel des Umweltdezernats sei es, die bewaldete Fläche von derzeit 25 Quadratkilometern auf 32 zu erhöhen. Gepflanzt werden vor allem Bäume, die resistent gegen Wärme und Trockenheit sind und besser mit dem veränderten Klima zurechtkommen, etwa die Eiche oder die wenig bekannte aber ebenfalls heimische Elsbeere. Die Buche wiederum hat mit den neuen Verhältnissen Probleme, sie wird deswegen aber nicht abgeholzt, sondern soll erhalten bleiben.
Klimawandel
Da sich Wälder aber auch selbst verjüngen, kann sich das menschliche Zutun manchmal darauf beschränken, wärmeresistente Bäume dorthin zu pflanzen, wo die natürliche Aussaat Löcher hinterlassen hat. Aus Mangel an verlässlichen Prognosen über den bestgeeigneten Baum für bestimmte Gebiete, versuchen die Förster eine gute Mischung zu erreichen. „Der Baum, der am besten mit den Umweltbedingen klarkommt, setzt sich dann durch.“ Für all diese Maßnahmen ist ein Langzeitplan wichtig, denn die Stadt treffe „Entscheidungen, die 150 bis 200 Jahre bindend sind.“
Trotzdem bleiben die Bauchschmerzen in Bezug auf den Klimawandel, doch auch hier resigniert Stefan Jeschke nicht: „Jeder Mensch hat die Möglichkeit, am Klimawandel etwas zu tun. Jeder Mensch muss auch etwas tun, wenn wir unsere Welt erhalten wollen.“ Das finge schon mit kleinen Dingen an, etwa „morgens mal mit dem Fahrrad zum Bäcker zu fahren, nicht mit dem Auto. Oder das Licht auszuschalten, wenn man nicht im Zimmer ist.“