Duisburg. Die Grünen-Fraktion will ihren Geschäftsführer als neuen Umweltdezernenten nominieren. Eine erneute Ausschreibung, um eine geeignete Frau zu finden, soll es nun doch nicht geben.
Kehrt Marsch bei den Grünen in Sachen Umwelt-Beigeordneter: Nach einem montäglichen Hin und Her zwischen den Ratsfraktionen von SPD, Grünen und Linken und dem Rathaus ist jetzt Stand der Dinge: Die Stelle wird nicht nochmals ausgeschrieben, um im zweiten Anlauf doch noch eine geeignete Frau zu finden, sondern der Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Ralf Krumpholz gilt jetzt als heißer Kandidat.
Noch Sonntagabend hatten sich die Findungskommission und die Fraktion der Grünen darauf verständigt, sich mit SPD und Linken auf eine neuerliche Ausschreibung zu verständigen, nachdem nach der Vorstellungsrunde am Freitag wie berichtet die beiden Bewerberinnen für nicht geeignet gehalten wurden und ein zweiter Such-Anlauf empfohlen worden war. Die beiden männlichen Bewerber sollten ihre Bewerbung aufrecht erhalten, doch erklärtes Ziel der Grünen war, die Stelle mit einer Frau zu besetzen.
Hin und Her um Besetzung kam nicht gut an
Vor allem die Kreissprecherin der Grünen Ingrid Fitzek, selbst Gleichstellungsbeauftragte bei der Uni Duisburg-Essen, hatte sich dafür stark gemacht und dabei auch auf den Geist des Landesgleichstellungsgesetzes verwiesen. Aus der Fraktion hatte es schon frühzeitig aber rechtliche Bedenken gegen eine neuerliche Ausschreibung gegeben. Und die gab es offenbar dann auch am Montag bei der SPD und Linken und in der Stadtverwaltung. Sie hielten nichts von einer neuen Ausschreibung.
Die Fraktion und ihr Kandidat haben die Hosen an
Da hat die bündnisgrüne Krumpholz-Ratsfraktion die Partei und die „Frauenfraktion“ mächtig vor die Pumpe laufen lassen und ihrem erklärten Parade-Kandidaten, nämlich den eigenen Fraktionsgeschäftsführer, den Weg auf den Beigeordneten-Sessel geebnet. Das war abgezockt.
Denn allen berechtigten juristischen Einwänden zum Trotz: Natürlich hätte es einen gangbaren Weg gegeben, in einem zweiten Anlauf nach einer geeigneten Frau für die Dezernentenstelle zu suchen, auch ohne Krumpholz oder andere männliche Bewerber zu beschädigen.
Wenn man gewollt hätte. Aber die Fraktionsmehrheit um Dieter Kantel wollte das schlicht nicht, nachdem sich in der ersten Bewerbungsrunde keine geeignete Frau aufgedrängt hatte. Und Kantel & Co hatten auch keine Lust, bei der SPD und Linken für eine neue Ausschreibung zu werben oder zu kämpfen.
Was da an Hin und Her in den letzten drei Tagen ablief, werden sich alle merken: Die Partei, die mehrheitlich für eine Frau für den Spitzenjob war, muss – mal wieder – erkennen, dass die Fraktion im politischen Alltagsgeschäft der parlamentarischen Stadtpolitik die Hosen anhat und beinhart dies in der jetzigen Besetzung auch durchzieht. Der geradezu treuherzig und blauäugig formulierte Wunsch nach Neuausschreibung scheiterte am Alleingang der Fraktion. Das hätte man ahnen können und sich vorher intensiver und aktiver auf Frauensuche begeben sollen.
Es fragt sich zudem, wie lange sich SPD und Linke das Theater noch ansehen. Der Unmut ist groß. Seit langem schon gelten die Grünen im Bündnis als unsichere Kantonisten. Man weiß nur nicht so recht, wenn Rot-Rot für fragwürdiger hält: Partei oder Fraktion.
Krumpholz ist fraglos erfahrener Polit-Manager. Aber reicht das als fachliche Qualifizierung? In der Findungskommission erhielt er gar weniger Probestimmen als der andere grüne Kandidat. Er gilt im ewigen Flügelstreit der Grünen als Teil der Greulich/Kantel-Seite. Dass es jetzt heißt, wieder wird ein Politikfunktionär auf einen Top-Posten gesetzt wie zuvor der grüne Ex-Dezernent Greulich, nimmt die Fraktion in Kauf. Ebenso den erneuten Eklat mit der Parteimehrheit.
Zudem: bei den Bündnispartnern der Grünen kam das Hin und Her um die Besetzung des Umweltdezernates nicht gut an. SPD und Linke hielten sich aber aus dem Tauziehen innerhalb der Grünen raus und verwiesen auf die Absprache: „Wir tragen den Personalvorschlag der Grünen-Fraktion mit. Die müssen das intern klären“, so SPD-Fraktionsgeschäftsführer Oliver Hallscheidt.
Seit 2000 Fraktionsgeschäftsführer
Und der Vorschlag der Grünen-Fraktion wird Ralf Krumpholz sein. Aus der Fraktion wird darauf verwiesen, dass eine neuerliche Ausschreibung nur möglich wäre, wenn Krumpholz zuvor vom Rat formal abgelehnt worden wäre. Das wäre aber einer nicht zulässigen „Beschädigung“ gleichgekommen. Fraktionssprecher Dieter Kantel: „Da der Weg der Neuausschreibung nicht möglich ist, werden wir Ralf Krumpholz vorschlagen.“
„Wir kennen ihn gut“, so Kantel weiter. Krumpholz sei als Finanzwirt und Politikwissenschaftler qualifiziert, habe als Fraktionsgeschäftsführer „solide Arbeit“ geleistet und könne mit seiner „ausgleichenden Art“ gut mit den anderen Fraktionen zusammenarbeiten. Außerdem sei die Umweltpolitik einer seiner Schwerpunktbereiche.
Der 48-jährige, promovierte Krumpholz, der seit 2000 Fraktionsgeschäftsführer ist, sollte sich noch am Montag dem Ältestenrat vorstellen.