Duisburg. Von so einer Freizeitanlage mussten andere Städte noch 50 Jahre träumen: 1923 schenkte August Thyssen „seinen“ Hambornern 56 Morgen im Schwelgernbruch, einem alten Rheinarm, innerhalb zweier Jahre entstand dort in direkter Nachbarschaft zur Thyssen-Hütte Schwelgernpark, Schwelgernbad und Schwelgernstadion. Folge 4 unserer Serie “Das ist unser Duisburg“.

Von so einer Freizeitanlage mussten andere Städte noch 50 Jahre träumen: 1923 schenkte August Thyssen „seinen“ Hambornern 56 Morgen im Schwelgernbruch, einem alten Rheinarm, innerhalb zweier Jahre entstand dort in direkter Nachbarschaft zur Thyssen-Hütte Schwelgernpark, Schwelgernbad und Schwelgernstadion.

Sportlicher Höhepunkt der großzügigen Kampfbahn war der 14. September 1947, als 33.000 Fans, die damals noch gar nicht „Fans“ hießen, das Revierderby Hamborn 07 gegen Schalke 04 sahen. Am Ende stand’s gegen Szepan, Kuzorra und Co 2:2.

Seit den 70ern kein Fußball mehr

Spektakulär war Sport im Schwelgernstadion aber auch in anderen Disziplinen. Außer dem Rasenplatz und der Laufbahn verfügte die Sportstätte nämlich auch über eine 7,20 Meter breite und 570 Meter lange Betonpiste für Rad- und Motorradrennen. Etwa für Steherrennen, bei denen Radler im Windschatten von Motorrädern Geschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern erreichten – und das in Zeiten ohne Doping.

Direkt am Hüttenwerk liegt das Stadion. Unten rechts ist zu sehen, wo früher das Freibad ins kühle Nass lockte. Foto: Hans Blossey
Direkt am Hüttenwerk liegt das Stadion. Unten rechts ist zu sehen, wo früher das Freibad ins kühle Nass lockte. Foto: Hans Blossey

Die Betonpiste gibt’s nicht mehr, die historische Tribünenanlage wurde um die Jahrtausendwende mit Boden überdeckt, ein paar Stehplätze sind noch geblieben. Den Rasenplatz nutzen noch die Footballer der Dockers, mit Fußball war’s in den 70ern vorbei.

Blick ins Grüne und Rostbraune

Ein Gebäude ganz eigener Art ist durch die nicht alltägliche Dachform das Eingangsgebäude des Schwelgernstadions.
Ein Gebäude ganz eigener Art ist durch die nicht alltägliche Dachform das Eingangsgebäude des Schwelgernstadions. © NRZ

Jahrelang gammelte die Anlage vor sich hin, ab 1994 zog neues Leben ein, als das „Ortsteilzentrum Schwelgern“ entstand. Das Eingangsbauwerk am heutigen Willy-Brandt-Ring wurde Sitz der Entwicklungsgesellschaft Duisburg – und liebevoll saniert. Der dreiflügelige Backsteinbau entstand 1923 bis 1925 nach Plänen des Hamborner Stadtbaurates Franz Steinhauer, die Denkmalschützer weisen als Besonderheit auf die „geschweifte Dachform“ hin. Eine nicht alltägliche Konstruktion des Daches schaffe darunter weiteren, von Stützen freien Raum.

Noch immer ein Hingucker sind die fünf Zugänge zum Stadion mit ihren Spitzbögen, zwei davon sind inzwischen geschlossen. Den besten Ausblick auf das Stadionrund bietet die Terrasse des Schwelgern-Cafés, geöffnet ab 4.30 Uhr am Morgen. Wenn man vom Blick ins Grüne genug hat, wird auch Rostbraunes geboten in Form von Hochofen-Giganten auf der anderen Straßenseite. Einzig ein leises Summen verrät, dass dort täglich Tausende Tonnen Eisen produziert werden.

Vom Stadion sind’s einige wenige lohnenswerte Schritte zum Schwelgernbad, das trocken gelegt und zum Tummelplatz für Beach-Sportler und mutige Gelände-Radler wurde. Und noch ein paar Schritte weiter lockt eine Park-Idylle, auch mit Namen Schwelgern.