Duisburg..
Als „Pleitegeier“ wurde er beschimpft, der bunte Vogel, der vor 20 Jahren die Duisburger Brunnenmeile auf der Königstraße komplettierte. „Lifesaver“ heißt er offiziell, und in den letzten beiden zwei Jahrzehnten hat er sich entwickelt zum inoffiziellen Wappenvogel der Stadt.
Austauschschüler aus England oder Frankreich, der Erbonkel aus Amerika oder Tante Grete aus der früheren Zone, egal wer zu Besuch kam und kommt – Lieblingsort der Duisburger fürs Erinnerungsfoto ist längst der Brunnen samt Vogel, der sich in guten Tagen sogar dreht und kühles Wasser versprüht.
Der Vogel wiegt sechs Tonnen
Was so viel Freude macht, ist (dennoch) Kunst. Der Lebensretter ist eine Gemeinschaftarbeit von Niki de Saint Phalle (1930 - 2002) und ihrem Ehemann Jean Tinguely (1925-1991). Ein Modell des Brunnens erhielt das Wilhelm-Lehmbruck-Museum als Schenkung der Künstlerin.
Ein paar Daten: Der Vogel besteht aus Polyester über einem Edelstahlgerüst mit Teflonfarbbeschichtung. Geschaffen wurde er in den Jahren 1991 bis 1993. Die Figur ist fünf Meter hoch, der Sockel mit der Drehtechnik weitere zwei Meter. Gewicht: sechs Tonnen.
Was uns die Künstlerin sagen will, beschreiben die städtischen Kunstexperten so: „Niki de Saint Phalle schuf den fabelhaften, adlerähnlichen Vogel, an den sich eine weibliche Figur klammert. Mit ausgebreiteten Armen aufrecht stehend, verkörpert er das uralte mit dem Vogel verbundene Symbol des Himmels. Seine Farbenpracht und die Kaskaden, die im weiten Bogen aus seinen Flügeln hinabstürzen, unterstreichen die majestätische Erscheinung des sich rhythmisch nach links und rechts drehenden Fabelwesens.“ Und: „Die kräftige und kontrastreiche Bemalung der beschichteten Polyesterfigur stellt die reale Gegenwart zu dem Fantasievogel dar, der sich über das irdische Leben erhebt und in die Welt der Träume und Visionen entschwebt. Als Kunstwerk überstrahlt der Brunnen selbst die reiche Farbigkeit der Konsumwelt, aus deren Mitte er sich erhebt.“
Im Lehmbruck-Museum steht ein kleines Modell
Tinguely, der den Sockel konstruierte, hat wenige hundert Schritte weiter einen weiteren Beitrag zu Duisburgs Kunst-Bestand geleistet, und zwar mit einem Werk mit dem etwas seltsamen Namen „Das kleine Männchen“. Seltsam allein schon deshalb, weil das 1981 entstandene Werk ausgesprochen groß ist.
Das kinetische Objekt ist ein fast zehn Meter langes und dreieinhalb Meter hohes Räderwerk, das bis 2006 das beeindruckende Foyer der Klöckner-„Silberburg“ am Hauptbahnhof zierte. Seither ist das große „Männchen“ im Lehmbruck-Museum zu sehen – wie das kleine Modell des großen Vogels.