Duisburg/Oberhausen. . Hells Angels und Satudarah melden Gebietsansprüche im Revier an und fechten das blutig aus. Die Polizei stößt bei ihren Ermittlungen langsam an ihre Grenzen. In Duisburg-Rheinhausen sind die Anwohner eines Clubheims der Satudarah-Rocker genervt von den Polizeimaßnahmen.
Bei Tageslicht sieht alles normal aus. Von Polizei nichts zu sehen. Der Streifenwagen, der sonst in der Nähe des Clubheimes der Satudarah-Rocker postiert war, fehlte am Montag – zumindest in den Nachmittagsstunden. Für die Anwohner im Duisburger Stadtteil Rheinhausen war das kein unangenehmes Gefühl.
Zahlreiche Bürger zeigen sich genervt, dass ihre Straße zuletzt immer wieder von einem Großaufgebot der Polizei abgeriegelt wurde, wenn irgendwo irgendwas im Rockermilieu passiert war: „Warum sperrt die Polizei hier alles ab, kontrolliert jeden? Das ist doch ohne Sinn und Verstand!“ Solche Äußerungen darf man nicht als Parteinahme für die Rocker missverstehen. Vielen Bürgern wäre es recht, wenn Satudarah & Co. verschwinden würden.
23-jähriger Rocker wurde in Oberhausen angeschossen
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Freilich: Den Gefallen werden ihnen die Rocker nicht tun. Das haben die jüngsten Tage deutlich gemacht. Satudarah wie auch die rivalisierenden Hells Angels melden an Rhein und Ruhr Gebietsansprüche an und fechten das mittlerweile auch blutig aus. Nur knapp hat ein 23-jähriger Rocker aus dem Umfeld der Hells Angels am Sonntag in Oberhausen zwei Bauchschüsse überlebt. Die unbekannten Täter sind flüchtig. Mutmaßlich handelt es sich um Vergeltung für den Messerangriff auf einen 26-jährigen Satudarah-Anhänger wenige Tage zuvor in Düsseldorf.
Ein 30-jähriger Hells-Angels-Anhänger aus Köln wurde festgenommen, weitere Tatverdächtige sind flüchtig. Welche Rolle die Bandidos in der laufenden Auseinandersetzung spielen, ist derzeit unklar.
Polizei will an Rocktreffpunkten weiter Präsenz zeigen
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Nach der Oberhausener Attacke wächst nun die Sorge vor neuerlicher Vergeltung. „Wir werden an den bekannten Rockertreffpunkten weiter Präsenz zeigen“, kündigt Ramon van der Maat von der Polizei in Duisburg an. Die Rhein-Ruhr-Stadt scheint das Zentrum der Konflikte zu sein. Die Szene dort zählt bis zu 500 Köpfe. Die Duisburger Polizei ist mit den Rockereinsätzen nicht nur bei sich, sondern auch an der Rotlichtmeile in Oberhausen, der Flaßhofstraße, sowie in Kleve betraut worden.
Klar wird aber, dass die Behörde an Grenzen stößt. Denn während sie Rocker-Treffpunkte kontrolliert, Erkenntnisse gewinnt und durchaus erfolgreich für Ruhe sorgt, verlagern sich die gewalttätigen Auseinandersetzungen auf andere Schauplätze – wie jetzt nach Sterkrade oder Düsseldorf.
Möglicherweise gibt es auch einen Fall aus Köln: Auf dem Parkplatz eines Fastfood-Restaurants wurde am Dienstag vor einer Woche ein 25-jähriger Mann von drei Unbekannten angegriffen und mit einem Messer verletzt. Vor der Klinik, in welcher der Mann später behandelt wurde, versammelten sich 15 Hells Angels. Typisch für eine Auseinandersetzung im Rocker-Milieu: Das Opfer kooperiert nicht mit der Polizei.
Schüsse in Oberhausen
„Wir beobachten sehr genau die Lage“
Trotzdem: An eine landesweite Bündelung der Ermittlungen ist derzeit nicht gedacht. Duisburg kümmert sich um sich sowie um Kleve und Oberhausen, Düsseldorf und Köln bearbeiten ihre Fälle. Ein Sprecher des Innenministeriums betonte gestern gegenüber der WAZ-Mediengruppe: „Wir beobachten sehr genau die Lage und werden gegebenenfalls reagieren.“
Er betonte, dass die Duisburger Polizei „alle Kräfte bekommt, die sie benötigt, um diese schwierige Lage zu bewältigen“. Bereitschaftspolizisten, z. B. aus Wuppertal oder Bochum, sind derzeit in Duisburg im Einsatz.