Rosenmontagszug bei frostigen Temperaturen - Duisburg bibbert, bützt und schunkelt
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Duisburg.
Auf die Minute genau um 13.11 Uhr macht sich der Rosenmontagszug von Neudorf aus auf den 3,5 Kilometer langen Weg durch die City bis zum Innenhafen. Schon in der Memelstraße stehen die ersten Narren am Straßenrand und greifen quasi ohne Konkurrenz Kamelle im Übermaß ab.
Nach dem Abbiegen auf die Bismarckstraße wird’s voller. Und an der Ecke zur Oststraße stehen die Menschen bereits dicht an dicht in Zehnerreihen. Das närrische Volk huldigt seinen Tollitäten – allen voran Prinz Dirk II.
Das Heimspiel: „Wir feiern immer hier in Neudorf. Ich bin hier geboren, wir leben hier und das Gedränge ist nicht so groß wie in der Stadt“, erzählt Patrick Foege, der sich als Comic-Held Oberlix verkleidet hat, sein 9-jähriger Sohn Yannik geht als Asterix. Und sogar einen kleinen Idefix als Begleithund aus Stoff trägt der Gallier auf dem Arm. Beim Teutates! Nur Mutter Stefanie schert etwas aus der Reihe: Sie geht als Köchin.
Der Fensterplatz: Birgit Heier wohnt im Erdgeschoss von Hausnummer 86 auf der Oststraße. Im Wohnzimmerfenster steht sie mit ihren Nachbarinnen Beate van Neerven und Brigitte Kaulhausen und jubelt den 33 Wagen, 21 Kapellen und 68 Fußgruppen zu. „Unsere Männer und Kinder sind lieber auf der Straße unterwegs. Wir haben hier unseren Stammplatz“, berichtet die Gastgeberin. „Da kann man sich die Beine schön an der Heizung wärmen.“ Katharina Wernicke feiert vor dem Fenster. „Ich wohn auch hier. Wir feiern immer alle zusammen. Das ist ein richtig jeckes Haus!“
Rosenmontagszug in Duisburg
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Die Kostüme: Das beliebteste des Tages ist: der dicke Wintermantel! Angesichts von Temperaturen jenseits des Gefrierpunktes und einem schneidenden Ostwind ist es keine allzu große Überraschung, dass sich viele Jecken lieber einmummeln als verkleiden.
Der Keks: In Neudorf am Ludgeriplatz feiert auch Sebastian Lupp stets mit seinem großen Freundeskreis. Der bekennende Sesamstraßen-Fan verbindet Wärmendes und Dekoratives: Er trägt als Krümelmonster ein knallblaues Ganzkörperfell. Einige Pappkekse baumeln an einer Halskette. Genau wie der so lange vermisste goldene Leibniz-Keks. Den hat Lupp als Marke „Eigenbau“ aus Folie und Karton gefertigt. Eine Anspielung auf den Wahrzeichen-Dieb, der im Internet seine Bekennerschreiben stets nur mit „Krümelmonster“ unterzeichnet hatte.
Vom MSV bis zur Zitrone
Der MSV: Viele Zugbesucher kamen im blau-weiß gestreiften Trikot – so auch Comedian Markus Krebs, der hoch auf dem roten Wagen bei Radio DU mitfuhr. Auch eines der etwas ungelenk wandelnden Legomännchen trug den Zebra-Dress. Spötter schimpften, dass diese Figur aber deutlich beweglicher war als die echten MSV-Kicker, die 1:3 verloren hatten.
Die Kronkorken: Eine Jacke voller Kronkorken bzw. Spielkarten hatten sich Susanne und Jennifer Panz aus Voerde gebastelt. Sie standen erstmals an der Oberstraße. „Ist nicht so überfüllt hier!“
Hahn mit Henne: Mit den Temperaturen um den Gefrierpunkt hat Jutta Kubs keine Probleme. Die Meidericherin hat sich als Henne von Kopf bis Fuß in ein dickes, gefiedertes Kostüm gepackt. Neben ihr an der Landfermannstraße steht Hahn Karl alias Karin Koenen – ebenfalls aus Meiderich. „Die beiden Kostüme haben wir von meinen Eltern geliehen“, erzählt Jutta Kubs und grinst. „Mein Vater ist Hühnerzüchter...“
Schneefrauen mit Schaf: Stühle haben sich Katrin Schulz im Schafskostüm und ihre als Schneefrauen verkleidete Freundinnen mitgebracht und die besten Plätze am Straßenrand gesichert. Dafür schunkeln die Frauen von der KG Südstern aus Serm dort auch seit 9.30 Uhr. Die Stimmung und Stimmen sind schon vor dem Start des Zuges bestens: „Helau, helau, lasst eure Herzen fliegen, wir feiern Karneval!“
Simone mit Zitrone: Simone (30) hat sich als Zitrone verkleidet. Sauer ist sie aber überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. „Ich feiere hier mit meinen Freunden aus Beeckerwerth. Früher bin ich beim Zug noch selbst mitgelaufen. Bei der Ehrengarde. Aber so am Straßenrand ist es auch schön.“
Hexen und Zebras
Hexen mit Putzfrau: Vier Hexen aus Sterkrade sind seit 30 Jahren beim Rosenmontagszug in Duisburg dabei. Hexe Claudia (54) hat auch diesmal wieder in mehrmonatiger Arbeit die aufwändigen Kostüme und Hüte gestaltet. Putzfrau Janine (23) darf zum ersten Mal mitfeiern. In ihrem Putzeimer ist kein Wasser, aber trotzdem viel Flüssiges – Hochprozentiges. „Nur zum Desinfizieren“, sagt Hexe Ulrike (45). Is klar...
Logen mit Ausblick: Früher war Heide Kohlbecker (66) aktives Mitglied bei der KG Blau-Gold Wanheimerort, ihr Sohn Christoph 1995 sogar mal Duisburgs Kinderprinz. Jetzt lässt es die 66-Jährige ruhiger angehen. Bei Sekt und Zigarette steht sie mit KG-Schal um den Hals am geöffneten Fenster im Hausflur an der Landfermannstraße und schaut sich mit Tochter Sabine gemütlich den Zug an. Einen Logenplatz mit bester Sicht hat auch Gerd Andrae ein paar Meter weiter. Er hat sich als Teufel verkleidet und schaut dem jecken Treiben vom Fenster aus zu.
Luke mit Indianerin: Luke (3) lässt als Feuerwehrmann nichts anbrennen. Und Mama Carina Lips hat als Indianerin die Kamelle-Fährte auf der Treppe vor dem City Palais aufgenommen. „Der Zug ist schön abwechslungsreich und lang. Leider kann Luke noch nicht alles so gut sehen.“
Zebra mit MSV-Schal: Tierisch was los ist vor dem Stadttheater. Frank Warmsbach (43) hat sich als MSV-Fan als Zebra verkleidet. Neben ihm steht Thomas Pauli (48). Der amtierende Schützenkönig aus Rahm sieht diesmal eher wie ein Froschkönig aus. Und wenn sich die Rheinhauserin Carolin Schroer (23) als Daisy bei Donald Duck (Dennis Hilbrans, 29) unterhakt, dann freut sich auch Emily (10), die zu Fuß beziehungsweise als Fuß unterwegs ist. Eines der vielen spektakulären Kostüme an diesem Rosenmontag.
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