Duisburg. Zum Jubiläum „50 Jahre Elysée-Vertrag“ sprach der französische Politik-Professor Henri Ménudier auf Einladung der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) und der Konrad-Adenauer-Stiftung im Duisburger Kuhlenwall-Karree der Sparkasse.

Kann man eigentlich eine gefühlte Ewigkeit lang Feind und dann bereits ein halbes Jahrhundert lang ziemlich beste Freunde sein? Antwort: Man kann.

Frankreich und Deutschland, pardon, die Franzosen und die Deutschen haben es der Welt vorgemacht. Und jetzt im großen Jubiläumsjahr des 50. Jahrestagestages der Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrages auf Zusammenarbeit („Élysée-Vertrag“ vom 22. Januar 1963) haben die beiden großen Nationen längst ein neues großes Ziel vor Augen: Nach der erfolgreich vollzogenen Versöhnung nunmehr dem großen „Projekt Europa“ intensiv behilflich zu sein.

Dieser Blick in die Zukunft, aber auch ein Blick zurück, der noch einmal komplexe politische wie historische Zusammenhänge erläuterte, war das Thema einer klugen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung, zu der am Montag die Deutsch-Französische Gesellschaft Duisburg (DFG) zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung in die Räume des neuen „Kuhlenwall-Karrees“ der Sparkasse eingeladen hatte.

Gemeinsam in die europäische Zukunft

Hier trafen gut 80 interessierte Zuhörer auf Prof. Henri Ménudier, Politikprofessor von der Sorbonne Paris, einst auch Deutschland-Berater von Staatspräsidenten François Mitterrand. Und Ménudier überraschte sogleich mit einer interessanten Feststellung: Neben der Politik und der Wirtschaft habe sich über die Jahre „eine dritte Kraft in dem deutsch-französischen Freundschaftsverhältnis etabliert“, die zu einer „unumstößlichen Größe“ geworden sei: Die Zivilgesellschaft, will heißen, die Bürger, die aktiven Menschen in beiden Ländern, die zunächst die historische Versöhnung und jetzt den gemeinsam Gang in die europäische Zukunft zu ihrer Herzensangelegenheit gemacht haben.

Immer wieder, so berichtete der Politikprofessor aus Frankreich, werde er gefragt: Wie haben Deutsche und Franzosen das eigentlich geschafft – vom Feind zum Freud zu mutieren und dann noch der gemeinsame Gang nach Europa? Es seien am Anfang die Männer und Frauen des frz. Widerstandes (der Résistance), ehemalige Kriegsgefangene sowie KZ-Überlebende gewesen, die die Autorität besaßen, um mit nicht belasteten Deutschen einen gemeinsamen Weg in die Versöhnung zu suchen.

Gleiche Vorstellung von Nachbarschaft

Dann der kalte Krieg, die Gründung der BRD, die Europa-Initiative von Schuman und die glückliche Fügung, dass zwei Staatschefs - de Gaulle und Adenauer - die gleiche Vorstellung von Nachbarschaft und von Europa hatten - all dies brachte die Deutschen Schritt für Schritt zurück in die Weltgemeinschaft. Dann der Elysée-Vertrag vom Januar 1963, in dem - so Ménudier - vier Schlüsselwörter zu Tragen kamen, die heute noch Bedeutung hätten: Versöhnung, Zusammenarbeit, Solidarität und Freundschaft.

Diese einzigartige Entwicklung von vermeintlichen „Erbfeindschaft“ zu echter Freundschaft unter Menschen, die mit dem Elysée-Vertrag von 1963 fest verankert wurde, sei - so der Wissenschaftler von der Seine – eine echte „Erfolgsgeschichte“. Die ganze Welt – besonders dort, wo es brenzlige Grenzkonflikte unter gereizten Nachbarn gebe, blicke mit großem Interesse, ja mit dem erklärten Wunsch der Nachahmung auf dieses deutsch-französische Friedensmodell. „Und darauf“, so die Ermunterung von Prof. Henri Ménudier, „können wir sehr stolz sein!“