Duisburg. .

Eine Zwei-Zimmer-Wohnung an der Bismarckstraße in Neudorf. Der Mieter ist Literaturprofessor an der Sorbonne in Paris, kommt nur noch selten in seine Heimatstadt Duisburg, wo er einen Schatz hortet – zumindest für Postkutschenfans. Gelegentlich trifft sich Prof. Horst Schumacher auch mit Dr. Claudia Schaefer, Geschäftsführerin der Cubus-Kunsthalle, die er seit ihrer Promotion in Kunstgeschichte in Paris 1994 kennt.

In der Wohnung in Neudorf lagert seit etwa 35 Jahren, was der Vater von Prof. Schumacher, Heinrich Schumacher, gesammelt und einstmals die Gaststätte „Postkutsche“ in Ruhrort dekoriert hat. Anlässlich der Ausstellung „Aus der Postkutschenzeit“ 1974 im Niederrheinischen Museum – heute das Gebäude der Cubus-Kunsthalle – schrieb Prof. Schumacher im Begleitkatalog: „Dass eine solche Sammlung gerade in einer Stadt des Verkehrs wie Duisburg-Ruhrort zustande kam, ist nicht verwunderlich.

Über 200 Gemälde

Hier kreuzten sich schon im Zeitalter der Postkutsche Schifffahrtswege und Landstraßen.“ Heinrich Schumacher (1901-1968) habe schon während seiner kaufmännischen Lehre bei der Mülheimer Schifffahrtsfirma Stachelhaus gesammelt – zunächst Motive aus der Binnenschifffahrt. „Als er 1929 Christine Alice Frings heiratete, in deren Besitz sich auch die im klassizistischen Stil gebaute historische Gaststätte ,Postkutsche’ in der Amtsgerichtsstraße am Karlsplatz in Ruhrort befand, konzentrierte er sich auf das postalische Sammelgebiet, wobei das kulturhistorische und dokumentarische Interesse im Vordergrund stand.“

Im März ist Prof. Schumacher im Alter von 80 Jahren in Paris gestorben. Seine Lebensgefährtin Beate Yanelle überließ die Auflösung der völlig überfüllten Dachgeschosswohnung und ihr Inventar Dr. Claudia Schaefer. Sonst wäre wohl alles auf dem Sperrmüll gelandet. Schaefer und Freunde entstaubten, räumten, sortierten. Gezeigt wird jetzt die Ausstellung „Sammlung Prof. Horst Schumacher – aus der Postkutschenzeit“ mit über 200 Gemälden, Grafiken, Modellen, Posthörnern, Uniformen, Karten und weiteren historischen Dokumenten rund um Post und Reisen im 19. Jahrhundert.

Poststuhl von Thurn und Taxis

Die Ausstellung zeichnet ein anschauliches Bild der Zeit, als das Fortkommen auf deutschen Straßen mit Pferd und Wagen ungeheuer mühsam war. Die hölzernen Kutschen waren eng und unbequem, häufig mussten Pausen gemacht werden. Die Bilder zeigen Kutschen in einsamen Wäldern und Schneelandschaften, durchgehende Pferde in engen Gassen, Innenansichten von Schmieden, Genreszenen oder Ansichten vom Reisen in anderen Ländern, etwa mit der russischen Troika. Uniformen, Säbel, die beeindruckend großen Stiefel der Kutscher, wunderschöne Kutschenmodelle aus Holz oder der erste Poststuhl der Post-Gründer Thurn und Taxis komplettieren das Bild.

Zum anderen sind neben Gemälden etwa des durchaus renommierten Malers B.C. Koekkoek auch Bilder unbekannter Maler zu sehen. Es gibt Bilder, die von Könnern gemalt wurden, aber auch „Schinken“.

Schatz oder Schrott?

Und niemand weiß, was das alles Wert ist. Zweifellos gibt es Stücke, die Sammler oder Museen stark interessieren und beachtliche Preise erzielen dürften, aber auch Flohmarkt-Ware. Schatz oder Schrott? Das können nur Experten herausfinden...

Die Postkutschen-Ausstellung passt zwar nicht ins Cubus-Programm, das der zeitgenössischen Kunst gilt. Aber weil die Stadt ihren Zuschuss – der für 2011 auf 7500 Euro halbiert wurde – noch keinen Cent gezahlt hat, würde das Gebäude sonst leer stehen. Auch wegen der fehlenden finanziellen Unterstützung ist eine Ausstellungsreihe geplant, in der Werke präsentiert werden, die Duisburger Sammler zusammen getragen haben. Die Postkutschen-Ausstellung bleibt bis 30. September im Kant-Park, Friedrich-Wilhelm-Straße 64. Geöffnet mittwochs bis sonntags 14 bis 18 Uhr, Eintritt frei.