Duisburg. . Die geplante Gedenkstätte für die Loveparade-Opfer sorgt für starke Differenzen zwischen Stadt und Angehörigen. Dennoch ist die „Loveparade Selbsthilfe“ weiterhin bereit für Gespräche mit der Stadt. Fest steht jedoch: So wie die Gedenkstätte geplant ist, werden die Angehörigen sie nicht annehmen.

Nachdem der Berliner Möbelhaus-Investor Kurt Krieger am vergangenen Samstag die Gespräche über die Gestaltung der Gedenkstätte für die Opfer der Loveparade-Katastrophe nach kurzer Zeit abgebrochen hatte, schien eine Konsenslösung zwischen dem Grundstückseigentümer und den Hinterbliebenen in weite Ferne gerückt. Der Verein „Loveparade Selbsthilfe“ will das zerschnittene Tischtuch aber nicht akzeptieren und hat am Donnerstag öffentlich appelliert, den Dialog trotz der jüngsten Eskalation fortzusetzen.

Zwei Briefe mit entsprechendem Inhalt wurden Anfang der Woche an Kurt Krieger und OB Sören Link verschickt. Denn eines steht laut Vereinsvorstand Jürgen Hagemann fest: „Bleibt die Gedenkstätte so, wie jetzt geplant, würde sie von Angehörigen und Betroffenen nicht angenommen.“ Das könne nicht im Interesse der Stadt Duisburg und des Investors sein. Link reagierte spontan auf das Schreiben und bat am gestrigen Abend einige Vereinsvertreter zu einem erneuten Treffen ins Rathaus.

Ratsbeschluss schreibt Dialog vor

Konkret bemängeln Vorstandsmitglied Hagemann und Vereins-Beirat Lothar Evers, dass bisher kein wirklicher Dialog mit dem Investor möglich gewesen sei. Die drei persönlichen Begegnungen mit Krieger hätten eher den Charakter von moderierten Treffen in großer Runde gehabt. Echte sachbezogene Verhandlungen, warum die Angehörigen mehr Platz fordern und warum ihnen der Erhalt des Bahnwärterhäuschens so wichtig ist, hätten sie nicht führen können.

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    „Wir wollen in deutlich kleinerem Rahmen endlich einmal Argumente austauschen, das hat bislang nie stattgefunden. Aber genau das verstehe ich unter einem Dialog“, so Evers. Das sei deshalb bedeutsam, da die Gedenkstätten-Gestaltung nur nach einem Dialog zwischen Eigentümer, Angehörigen und Verletzten erfolgen dürfe. So lautet ein Ratsbeschluss. „Diesem vom Rat geforderten Dialog hat sich Herr Krieger am Samstag verweigert“, so Evers.

    Mehr Platz für die Gedenkstätte

    Dieses gescheiterte Gespräch vom Samstag sei für einige Angehörige emotional eine neuerliche Belastung gewesen, berichtete Hagemann. Die einen hätten geschockt und zutiefst betrübt reagiert, bei anderen wurden Wut und Enttäuschung spürbar. „Einige haben mir nachher in tiefer Verbitterung gesagt, dass dies das letzte Mal gewesen sei, dass sie nach Duisburg gekommen wären“, so Hagemann. Es dürften nun nicht noch mehr Betroffene verprellt werden.

    Wesentlichster Änderungsvorschlag der Vereinsvertreter ist eine Vergrößerung des Platzes für die künftige Gedenkstätte. Um die geplanten Ausmaße zu verdeutlichen, baten Evers und Hagemann gestern zu einem Ortstermin an der Rampe im Karl-Lehr-Tunnel, wo sich am 24. Juli 2010 die Katastrophe ereignet hatte. Sieben Meter breit soll die Fläche von der Tunnelwand aus gemessen künftig sein, dann erhebt sich schon eine sechs Meter hohe Wand. Auch mit Hilfe von Luftbildern wurde verdeutlicht, wie wenig Raum den Trauernden und Traumatisierten künftig bliebe. Dieser Raum erzeuge Beklemmungsgefühle. Und die eigenen Lösungsvorschläge, die Klaus Peter Mogendorf (Bauingenieur und Vater eines Verstorbenen) erarbeitet hatte, seien nie konkret verhandelt worden.