Duisburg. Seine erst vier Wochen alte Tochter soll ein 23-jähriger Vater in Duisburg lebensgefährlich misshandelt haben. Das Kind erlitt unter anderem mehrere Knochenbrüche und eine Gehirnblutung. Der Mann sitzt nun in Untersuchungshaft. Seit der Geburt des Kindes wurde die Familie intensivst vom Jugendamt betreut.
Ein gerade mal vier Wochen altes Mädchen ringt auf der Intensivstation der Kinderklinik des Hamborner Helios-Krankenhauses nach schwersten Misshandlungen mit dem Leben. Der 23-jährige Vater wurde am Mittwoch festgenommen und sitzt unter Tatverdacht in Untersuchungshaft. Die schreckliche Tat geschah, obgleich die Familie seit der Geburt des Kindes intensivst vom Jugendamt betreut wurde.
Die Ober- und Unterschenkel gebrochen, ausgerenkte Gelenke, schwerste Prellungen sowie Gehirnblutungen und ein Schädeltrauma: Das Baby muss brutalste Misshandlungen erlitten haben. Die 19-jährige Mutter und der Vater gaben aber am Dienstag in der Klinik an, dass das Mädchen nach dem Baden vom Wickeltisch gerutscht sei und es der Vater an Arm und Beinen habe auffangen wollen. Das Krankenhaus informierte umgehend die Polizei, ein Rechtsmediziner bestätigte den Verdacht der Ärzte, fand die „Spuren vorsätzliche Gewalt“.
Säugling soll weiter in Lebensgefahr schweben
Mehrfach musste das kleine Mädchen operiert werden. Es liegt auf der Intensivstation. Nach WAZ-Information soll es weiter in Lebensgefahr schweben. Ein erwachsener Mensch, so heißt es, wäre an den schweren Gehirnverletzungen gestorben; nur weil der weiche Babyschädel sich noch dehnen kann, waren die Gehirnblutungen nicht sofort tödlich. In der Helios-Klinik ist die Fassungslosigkeit groß, zumal das Baby im Dezember auch in der Klinik zur Welt gekommen war.
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Es war das zweite Kind der jungen Eltern. Schon vor drei Jahren hatte die Mutter, damals mit 16 Jahren, ein Baby zur Welt gebracht. Wie Jugendamtsleiter Thomas Krützberg gegenüber der WAZ bestätigt, hatte die Stadt das Kind aber in eine Pflegefamilie gegeben, „weil die Mutter keinerlei Beziehung zu dem Baby aufbauen konnte“. Gewalt hatte damals keine Rolle gespielt.
Paar hatte beim Jugendamt um Unterstützung gebeten
Nun, beim zweiten gemeinsamen Kind hatte das Paar vorher beim Jugendamt um Unterstützung und Hilfe gebeten. Täglich mehrere Stunden waren die Betreuer in der Wohnung, kümmerten sich um das Paar und das Baby. Anfang Januar verließ, so das Jugendamt, die Mutter dann die Familie; der Vater zog mit dem Baby zu seiner Mutter. Auch dorthin kam das Jugendamt – noch am Tag der Tat.
Betreuer des Jugendamtes waren fünfmal die Woche in der Wohnung
Die zuständigen Mitarbeiter des Jugendamtes und Amtsleiter Thomas Krützberg sind fassungslos, erschüttert. Sie hat die mutmaßliche Misshandlung des Babys völlig überrascht, zumal es gerade der Vater gewesen sei, der sich „auf das Kind eingelassen“ hatte.
Nach der Geburt waren die vereinbarten Bedingungen mit der Problemfamilie unmissverständlich: Wenn das Elternpaar die Hilfestellung des Jugendamtes unterläuft, wäre ihnen auch dieses Kind weggenommen worden. Doch es lief scheinbar alles gut, normal. Jeden Tag von Montag bis Freitag waren zweimal zwei Stunden Betreuer des Jugendamtes in der Wohnung, prüften sie das Verhalten der jungen Eltern. Dazu kam jeden Tag, auch an den Wochenenden, ein ambulanter Kinderpflegedienst vormittags und nachmittags jeweils zwei Stunden und kümmerte sich um das Baby.
Baby soll laut Polizei unterernährt und dehydriert gewesen sein
Der Polizeibericht erwähnt allerdings auch, dass das Baby unterernährt und dehydriert gewesen sei. Aus den täglichen Protokollen des Pflegedienstes ist das für das Jugendamt nicht ersichtlich. „Wir arbeiten mit dem Pflegedienst seit langem zusammen“, betont Amtsleiter Krützberg.
Und doch. Wieder einmal „fiel“ ein Kind vom Wickeltisch. „Ich weiß, dass wir jetzt nicht gut dastehen“, gesteht Krützberg ein und betont zugleich aber, dass die Mitarbeiter in ihrem Abwägungsprozess zwischen Elternrecht und Kindeswohl richtig entschieden hatten, das Baby bei den Eltern zu lassen. „Ich stehe hinter dieser Entscheidung. Wir können uns das einfach nicht erklären“, so Krützberg, der sich nun auch um seine schockierten Mitarbeiter kümmern muss.