Essen. . Das Düsseldorfer Landesamt für Statistik legt neue Zahlen vor: Im Jahr 2010 gab es 40 Todesfälle mehr als im Jahr zuvor. Deutliche Unterschiede im Ruhrgebiet. Erklärungen für die Differenzen zwischen den Kommunen und Kreisen haben Experten nicht.

Erstmals seit vier Jahren ist die Säuglingssterblichkeit in Nordrhein-Westfalen wieder leicht gestiegen. 616 Kinder starben 2010 noch vor dem ersten Geburtstag, hat das Statistische Landesamt in Düsseldorf ermittelt. Das waren 40 Babys mehr als im Jahr zuvor.

331 Jungen (+5) und 285 Mädchen (+35) starben im ersten Lebensjahr. Rechnerisch lebten damit landesweit 4,2 von 1000 Neugeborenen keine zwölf Monate.

Für das Ruhrgebiet weist die Statistik des Landesamtes „Information und Technik NRW“ 183 Todesfälle aus, 19 mehr als 2009. Dabei gibt es teils sehr unterschiedliche Ergebnisse vor Ort. So lag die Quote der Säuglingsterblichkeit im Ennepe-Ruhr-Kreis (1,7 ­Todesfälle auf 1000 Geburten) und in Hagen (2) klar unter dem NRW-Schnitt, in den Kreisen Kleve (8,2) und Unna (7,2), in Krefeld (8,1) oder Gelsenkirchen (7,4) war sie dagegen doppelt so hoch wie im Land.

Ursachenforschung steht noch aus

Unter dem NRW-Schnitt liegen auch Herne (2,5), Mülheim (3,1), der Kreis Recklinghausen (3,1) Oberhausen (3,4), Bottrop (3,6) und der Kreis Wesel (3,9), während Dortmund (4,3), Hamm (4,6), Essen (5,6), Duisburg (6) und Bochum (6,3) darüber liegen.

Erklärungen für die deutlichen Differenzen zwischen den Kommunen und Kreisen haben die Experten noch nicht. „Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Frühgeburten oder Mehrlingsgeburten sich hinter den neuen Zahlen verbergen“, sagte eine Sprecherin des NRW­Gesundheitsministeriums der WAZ. Die Ursachenforschung müsse jeweils vor Ort erfolgen.

Jedes zweite starb in den ersten Lebenstagen

Landesweit sank die Zahl der Todesfälle im ersten Lebensjahr seit dem Jahr 1980 von 2486 (14,6 Promille) auf 616 im vergangenen Jahr. Fast für alle 30 Jahre gilt: Etwa jedes zweite dieser Babys starb in den ersten sechs Tagen nach der Geburt.

Nach Analysen des Bielefelder Landesinstituts für Gesundheit und Arbeit ist die Säuglingssterblichkeit in sozialen Problemvierteln mit hoher Arbeitslosigkeit besonders hoch. Im Ruhrgebiet bemühen sich seit gut zehn Jahren viele Kommunen verstärkt darum, werdende Mütter systematisch bei der Gesundheitsvorsorge zu unterstützen und sie nach der Geburt ihres Kindes zu begleiten.