Duisburg. .
Der Fall der Duisburgerin, die ihr Neugeborenes erwürgte, wirft erneut Fragen nach Prävention und Erklärungsversuchen auf. „Wird eine Schwangerschaft verborgen, stoßen wir mit Vorbeugung an Grenzen“, erklärt Facharzt Jörg Kilzer.
Acht Jahre muss die junge Frau aus Duisburg-Rheinhausen ins Gefängnis, die ihr neugeborenes Kind im Januar erwürgte und in einer Plastiktüte in einem Park ablegte. Erschütternd, aber wahr: Kindstötungen kommen immer wieder vor und lassen sich in manchen Fällen weder vorhersehen noch verhindern, sagt Jörg Kilzer, Facharzt an den Kliniken der Universität Duisburg-Essen. Einer seiner Schwerpunkte ist Forensische Psychiatrie und aus Forschung und Alltag weiß er, dass es den einen Erklärungsversuch für das Phänomen nicht gibt.
„Wir haben es hier mit einem breiten Spektrum an Motiven zu tun“, weiß Kilzer. Dieses reicht von akuten Psychosen, über die Vorstellung, ein Kind von einem realen oder vorgestellten Leiden zu erlösen, bis hin zur schlichten Tatsache, dass das Kind unerwünscht ist. „Wenn eine Mutter ihr Kind vollkommen ablehnt und es, warum auch immer, nicht los wird, kann der Mechanismus, der Mutter und Kind aneinander bindet, versagen.“
Nicht immer ist die Täterin ein Opfer
Kindstötungen kommen seit jeher in allen Gesellschaften und allen Kulturen vor. „Hinter jedem Einzelfall steckt auch eine andere Geschichte der Mutter.“ In der Vergangenheit von Kindsmörderinnen stieße man oft auf eigenen Missbrauch und sexuelle Misshandlung. Das Erklärungsmuster ‘die Täterin als Opfer’ greife keinesfalls immer. „Bei voller Schuldfähigkeit ist das auch für einen Psychiater nicht mehr behandelbar. Das ist dann eine Straftat.“
Psychologische und beratende Hilfsangebote seien ebenso wichtig, wie Babyklappen und ein aufmerksames Umfeld. Aber, so der Psychiater: „Wird eine Schwangerschaft verborgen oder verleugnet, stoßen wir mit Vorbeugung an Grenzen. So schlimm das ist.“