Duisburg. .
Oft hat Regie-Altmeister Michael Hampe schon „Figaros Hochzeit“ inszeniert, und doch entdeckt er jeden Tag Neues. „Es gibt Werke, die werden einem nie langweilig“, sagt der 77-Jährige. Und „Figaro“, das sei „schlichtweg ein Weltwunder wie die Pyramiden oder der Petersdom“. Am Samstag, 1. Dezember, ist um 19.30 Uhr Premiere im Theater am König-Heinrich-Platz.
So sei es für ihn ganz neu gewesen, dass das „jus primae noctis“, also das Recht des Feudalherren, bei der Heirat von Untergebenen die erste Nacht mit der Braut zu verbringen, keine Erfindung des französischen Schriftstellers Beaumarchais war (aus dessen Stück Lorenzo da Ponte und Mozart „Le nozze di Figaro“ machten). Sondern dass dieses „Recht“ sogar noch bis ins 20. Jahrhundert etwa in Südamerika und Spanien praktiziert worden ist.
Ersten drei Akte werden in einem Kasten gespielt
„Es geht in diesem Stück um Menschenrechte und körperliche Unversehrtheit“, sagt Hampe. Figaro und Susanna dürfen nur mit Zustimmung ihres Dienstherrn heiraten, der aber gern das „Recht der ersten Nacht“ wahrnehmen würde. Für Hampe ist das nur möglich in einer Klassengesellschaft, in der Reichtum Macht bedeutet. Doch drei Jahre vor der Französischen Revolution dächten Mozart und da Ponte schon weit über die Abschaffung der Klassengesellschaft hinaus: Wenn jeder seinen Partner frei wählen kann, dann gehe es um das Naturrecht.
Auf der Bühne werde das deutlich, indem die ersten drei Akte in einem Kasten spielen, der für die gesellschaftlich etablierten Orte steht. Im vierten Akt fallen diese Begrenzungen, er spielt in der wuchernden Natur.
Wie alle guten Komödien, schramme auch „Figaros Hochzeit“ haarscharf an der Tragödie vorbei, so Hampe. Für diese Schauspiel-Oper brauche es Sängerdarsteller wie es sie zu Mozarts Zeiten gegeben habe, als nicht zwischen Schauspieler und Sänger getrennt wurde. Gerade wenn man mit jungen Sängern arbeite, habe der Regisseur die besondere Verantwortung, ihnen bei der Erarbeitung der Rolle zu helfen. Fast alle Sänger debütieren am Samstag in ihren Rollen: Anett Fritsch und Sylvia Hamvasi als Susanna und Gräfin Almaviva, Annika Kaschnez al Cherubino, Anna Lucia Richter als Barbarina. Adam Palka und Laimonas Pautienius sind als Figaro und Graf Almaviva zu erleben. „Ein junges, wunderbares Ensemble“, sagt der musikalische Leiter Axel Kober. Mozart sei für alle Beteiligten „reinste Pflege“.