Duisburg. In der Mercatorhalle laufen zurzeit die Sanierungsarbeiten. Ab kommender Woche, knapp drei Monate nach der Schließung, sollen der kleine Saal und der Tagungsbereich wieder freigegeben werden. Der große Saal wartet noch auf die Sanierung.

Freigelegte Decken, geöffnete Revisionsklappen, ein Kabelgewirr zwischen Rauchmeldern: In der Mercatorhalle laufen die Sanierungsarbeiten wegen der skandalträchtigen Brandschutzmängel auf Hochtouren: Kommenden Woche kann der kleine Saal und der Tagungsbereich wieder freigegeben werden.

Wut im Bauch

Saniert und repariert wird mit Wut im Bauch angesichts des systematischen Pfuschs beim Brandschutz, der im August zur Schließung der gesamten Mercatorhalle geführt hatte. „Wir sind bösgläubig“, meint ein grimmiger Uwe Rohde, Chef der städtischen Immobilientochter IMD, beim Baustellenrundgang mit der WAZ: Ganz genau schauen die beauftragten Elektriker und Haustechniker in jeden Winkel. Allein weit über 100.000 Euro kosten jetzt die Brandschutzarbeiten in den Fluchtwegen, seit Wochen sind überdies Mitarbeiter des IMD mit der Schadensbehebung gebunden. Dazu kommen die Mietausfälle für das IMD. Das hat Folgen: Um rund 600.000 Euro sackt die Immobilientochter schon jetzt in die Miesen. Und der Bereich des großen Saales wartet noch auf seine Sanierung.

Jeder Mangel wird dokumentiert

Über 30 Handwerker arbeiten auf der aufgezwungenen Baustelle. Lüftungsschächte mussten abgebaut und neu eingehaust werden, Kabeldurchbrüche an den Brandschutzwänden ordnungsgemäß abgeschottet werden. „Das alles ist sehr, sehr aufwendig. Wir sind aber auch ganz genau“, so Rohde und meint mit Galgenhumor: „Das dürfte jetzt brandschutztechnisch das sicherste Gebäude Deutschland werden.“

Lüftungsschächte mussten abgebaut und neu eingehaust werden,  Kabeldurchbrüche an den  Brandschutzwänden ordnungsgemäß abgeschottet werden.
Lüftungsschächte mussten abgebaut und neu eingehaust werden, Kabeldurchbrüche an den Brandschutzwänden ordnungsgemäß abgeschottet werden. © WAZFotoPool

An den Decken der Gänge sind alle Revisionsklappen geöffnet. Revisionsklappen, die zunächst gar nicht eingebaut worden waren. Und fast täglich stoßen die Haustechniker auf neue Mängel. Nicht nur an den Decken, sondern auch an Leitungsschächten im Boden: Systematisch war beim Brandschutz geschlampt worden. An allen sanierten Stellen pappt jetzt das Siegel der Sachverständigen. Es sind wohlgemerkt andere als die damals vom längst geschassten städtischen Projektleiter beauftragten, die trotz gravierendster Mängel alle Arbeiten abgesegnet hatten. Zugleich lässt Rohde jeden Mangel, jede Reparatur exakt dokumentieren. Denn die Beweispflicht für spätere Schadensersatzforderungen liegt bei der Stadt.

Haupteingang hinter Wand verschwunden 

Der Haupteingang zur Mercatorhalle ist derweil nicht mehr mit einer provisorischen Plane abgedeckt, sondern hinter einer neuen Wand verschwunden: Frühestens im Sommer wird der große Saal wieder freigegeben werden können.

Stadt stößt auf eine Mauer des Schweigens

In die Millionen werden die Kosten für die Mercatorhalle gehen. Wegen des Pfuschs beim Brandschutz und durch die Tricks und Betrügereien des ehemaligen Projektleiters für den Ausbau. Ob sich die Stadt davon je Beträge bei möglichen Verantwortlichen und Schuldigen zurückholen können, ist ungewiss. Zwar stößt der IMD derzeit bei den Sanierungen auf immer mehr Mängel, was sich davon aber später gerichtsfest verwerten lässt, ist ebenfalls unklar.

Firmen beheben Mängel

IMD und das Rechnungsprüfungsamt kämpfen sich unterdessen weiter durch tausende Aktenseiten, Mails und elektronische Dateien. Aus einem der mutmaßlichen Hauptverantwortlichen, dem Projektleiter, ist nichts herauszubekommen. Einige der damals beauftragten Firmen beheben jetzt ihre Mängel. Doch bei der Klärung der Strukturen des systematischen Pfuschs stößt die Stadt auf eine „Mauer des Schweigens“. Die Untersuchungen fokussieren sich auf eine beauftragte Fachplanungsfirma und auf die Sachverständigen. Doch auch sie schweigen oder kommunizieren nur über Anwälte.