Duisburg. Nach dem Bekanntwerden der eklatanten Brandschutzmängel in der Mercatorhalle wird selbst im Duisburger Rathaus von systematischem „Pfusch am Bau“ und Korruption gesprochen. Die Stadt hat eine weitere Skandalbaustelle, die möglicherweise gar den Kunst-Karton an der Küppersmühle in den Schatten stellt.
Was sich da in Rathausfluren an Entsetzen, Wut und Mutmaßungen zum Mercatorhallen-Super-GAU artikuliert, ist nicht offiziell zitabel, gerichtsfest erst recht nicht: Aber offen wird von systematischem „Pfusch am Bau“ gesprochen, von mit Euro-Scheinen erkaufter Blindheit. Kurz, eine Skandalbaustelle, die möglicherweise den lebensgefährlichen Pfusch an dem Kunst-Quader an der Küppersmühle in den Schatten stellt.
Auch am MIttwoch stöberten wieder Gutachter und Brandschutzexperten der Feuerwehr durch die Hallenräume. Wie da mit Brandschutzvorschriften beim Ausbau der Mercatorhalle umgegangen wurde, spottet offenbar jeder Beschreibung. Fachleute, die sich aktuelle Bilder anschauten, schüttelten entsetzt den Kopf. Das hätte so niemals brandschutztechnisch genehmigt werden dürfen. Wurde es aber, 2007 von einem staatlich geprüften Sachverständigen – mit TÜV-Siegel, auf das sich die Stadt verlassen hat. Heute malt man sich mit Schrecken aus, was bei einem Brand einer voll besetzten Mercatorhalle hätte passieren können, wenn Rauch und Flammen sich ungehindert hätten ausbreiten können.
Rauchmelder sollen nicht aktiviert gewesen sein
Hinter der Missachtung der Brandschutzvorschriften muss System gesteckt haben, kriminelle Energie wahrscheinlich sogar. Selbst Rauchmelder sollen nicht aktiviert gewesen sein. Und war es Zufall, dass es keine Revisionsschächte gab, um so vielleicht den Pfusch zu verheimlichen? Erst nach und nach wurden sie eingebaut. Da hielt man das noch für normale Nacharbeiten, wurde noch nicht misstrauisch.
Mit regelmäßigen, kleineren Baumängelbehebungen schlug sich das bis 2010 beauftragte Gebäudemanagement von Hochtief und der städtische Immobilien-Service IMD seit Fertigstellung der Mercatorhalle ohnehin herum. Was jetzt aber droht, sind möglicherweise Kosten in Millionenhöhe allein für die Sanierung. Vom öffentlichen Image-Schaden und Kosten aus Terminabsagen und Anmietungen für alternative Veranstaltungsorte mal ganz abgesehen.
Stadt sucht jetzt nach den Schuldigen - auch in den eigenen Reihen
Mit Champagnerlaune hatte Duisburg im April 2007 die Eröffnung der Mercatorhalle gefeiert. Mit Klassik von den Philharmonikern und Schlagern von Howard Carpendale. Großes Lob erhielten vom damaligen OB Sauerland auch die städtischen Planer und Projektbegleiter. Eben auch der als „Mister City-Palais“ bezeichnete Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes, dem vorgeworfen wird, für Scheinabrechnungen im großen Stil die Hand aufgehalten zu haben.
So muss die Stadt bei der Suche nach den Schuldigen und den angekündigten zivil- und strafrechtlichen Schritten gegen Planer, Gutachter und Firmen auch in den eigenen Reihen nochmals genau hinschauen. Schließlich war die Stadt Bauherrin des Ausbaus der Mercatorhalle. Zu den ersten Untreue-Vorwürfen gegen den städtischen City-Palais-Projektleiter gab es bereits einen üppigen Bericht des Rechnungsprüfungsamtes. Liegt an der Stelle auch die Schaltzentrale für den Pfusch am Brandschutz, der „Brandherd der Korruption“ sozusagen? Man weiß: Brandschutz ist teuer. Nur, es muss mehrere Beteiligte gegeben haben: Ausführende und Absegnende.