Duisburg.

Auf dem kleinen Baumhain am Harry-Epstein-Platz in Sichtweite des Hauptbahnhofes wurde am Freitag, an diesem schwer lastenden 9. November – dem Gedenktag der Pogromnachtdas Mahnmal für deportierte jüdischen Kinder eingeweiht.

Eine kantige, drei Meter hohe Säule aus hartem, schon rostenden Stahl: Darin vergitterte Sichtluken, die den Blick erlauben auf hängende Stahlplättchen mit den – zumindest bekannten – über 130 Namen der Kinder, die zwischen 1938 und 1945 in Nazi-Todeslager geschafft wurden. Man muss nahe herangehen, herumgehen, um das Ausmaß des Grauens zu erfassen. Aber eben das ist es, was der Künstler Gerhard Losemann mit seiner mahnenden Stele erreichen wollte: „Das Bruchstückhafte muss erkennbar sein.“

Planung begann bereits 2008

Schon 2008 begannen auf Initiative des Stadtjugendrings die Planungen für das Mahnmal. „Höchste Zeit“, sagte Superintendent Armin Schneider als Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage, „endlich“, meinte Pascal Rüsche vom Stadtjugendring zum Tag der Einweihung. Dabei steht das Mahnmal noch nicht am endgültigen Platz. Es soll später mit Umgestaltung des Vorplatzes direkt zum Hauptbahnhof umziehen, dorthin wo einst die Reichsbahn willfährig mit „peinlich genauer“ Logistik dem Massenmord an Juden den Weg ebnete.

Historische und aktuelle Bilder der Synagogen des Ruhrgebiets

Schauriges Szenario in Herne am 10. November 1938. Schaulustige
Schauriges Szenario in Herne am 10. November 1938. Schaulustige "Volksgenossen" und Schüler vor der abgebrannten Synagoge an der Schaeferstraße. © WAZ
Die zerstörte Herner Synagoge.
Die zerstörte Herner Synagoge. © WAZ
Im Hier und Jetzt: Die Synagoge in Bochum liegt in der Nachbarschaft des Planetariums und der Hildegardisschule. Luftbild: Hans Blossey
Im Hier und Jetzt: Die Synagoge in Bochum liegt in der Nachbarschaft des Planetariums und der Hildegardisschule. Luftbild: Hans Blossey © Hans Blossey
Eine alte Ansicht von Hattingen. Die Synagoge dort wurde ebenfalls 1938 zerstört.
Eine alte Ansicht von Hattingen. Die Synagoge dort wurde ebenfalls 1938 zerstört. © WAZ
Zum ersten Spatenstich für den Umbau der Alten Synagoge in Essen wurde im Oktober dieses Jahres eingeladen. Foto: Arnold Rennemeyer
Zum ersten Spatenstich für den Umbau der Alten Synagoge in Essen wurde im Oktober dieses Jahres eingeladen. Foto: Arnold Rennemeyer © WAZ
1913 als Neue Synagoge der jüdischen Gemeinde in Essen eingeweiht, dient das Haus in der Essener Innenstadt heute als kulturelles Begegnungszentrum und Erinnerungsort der Stadt Essen. Foto: Arnold Rennemeyer
1913 als Neue Synagoge der jüdischen Gemeinde in Essen eingeweiht, dient das Haus in der Essener Innenstadt heute als kulturelles Begegnungszentrum und Erinnerungsort der Stadt Essen. Foto: Arnold Rennemeyer © WAZ
Mitten im Leben: Die Essener Synagoge während der Loveparade 2007...
Mitten im Leben: Die Essener Synagoge während der Loveparade 2007... © Hans Blossey
WAZ-Fotograf Hans Blossey hielt aus der Luft Millionen Raver und die Synagoge im Bild fest.
WAZ-Fotograf Hans Blossey hielt aus der Luft Millionen Raver und die Synagoge im Bild fest. © Hans Blossey
Luftbild von der unverkennbaren Essener Synagoge. Foto: Hans Blossey
Luftbild von der unverkennbaren Essener Synagoge. Foto: Hans Blossey © foto@luftbild-blossey.de
Eine frühere Gedenkveranstaltung an die Progromnacht in der Essener Synagoge. Foto: Arnold Rennemeyer
Eine frühere Gedenkveranstaltung an die Progromnacht in der Essener Synagoge. Foto: Arnold Rennemeyer © WAZ
Innenansicht der Essener Synagoge. Foto: Kerstin Kokoska
Innenansicht der Essener Synagoge. Foto: Kerstin Kokoska © waz
Historische Ansicht der Synagoge.
Historische Ansicht der Synagoge. © WAZ
Blick auf Synagoge und Rathaus von Essen. Foto: Hans Blossey
Blick auf Synagoge und Rathaus von Essen. Foto: Hans Blossey © Hans Blossey
Der Viktoriaplatz in Mülheim ist der Platz der ehemaligen Synagoge. Bild: Stephan Glagla
Der Viktoriaplatz in Mülheim ist der Platz der ehemaligen Synagoge. Bild: Stephan Glagla © WAZ
Zwischen den Fachwerkhäusern in Velbert stand früher die Synagoge von Langenberg. Repro: Franz Meinert
Zwischen den Fachwerkhäusern in Velbert stand früher die Synagoge von Langenberg. Repro: Franz Meinert © WAZ
Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Foto: Franz Meinert
Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Foto: Franz Meinert © WAZ
Die völlig ausgebrannte und zerstörte Synagoge in Bochum.
Die völlig ausgebrannte und zerstörte Synagoge in Bochum. © WAZ
In strahlendem Sonnenlicht: die neue Bochumer Synagoge am Erich-Mendel-Platz. Foto: Ingo Otto
In strahlendem Sonnenlicht: die neue Bochumer Synagoge am Erich-Mendel-Platz. Foto: Ingo Otto © WAZ
Architekt Thomas Riese entwarf die Bochumer Synagoge. Foto: © Ingo Otto
Architekt Thomas Riese entwarf die Bochumer Synagoge. Foto: © Ingo Otto © WAZ
Eine Innenansicht des jüdischen Gotteshauses. Foto: Ingo Otto
Eine Innenansicht des jüdischen Gotteshauses. Foto: Ingo Otto © WAZ
Jüdische Gemeindemitglieder bei der Einweihung der Bochumer Synagoge . Foto: Ingo Otto
Jüdische Gemeindemitglieder bei der Einweihung der Bochumer Synagoge . Foto: Ingo Otto © WAZ
Strahlendes Sonnenlicht in der Bochumer Synagoge. Foto: © Ingo Otto
Strahlendes Sonnenlicht in der Bochumer Synagoge. Foto: © Ingo Otto © WAZ
Außenansicht der neue Synagoge in Bochum. Foto: Horst Müller
Außenansicht der neue Synagoge in Bochum. Foto: Horst Müller © WAZ
Diese Thorarollen liegen in der Synagoge in Gelsenkirchen. Foto: Martin Möller
Diese Thorarollen liegen in der Synagoge in Gelsenkirchen. Foto: Martin Möller © WAZ
Historische Ansicht: Das Realgymnasium und die Synagoge in Witten. Repro: Walter Fischer
Historische Ansicht: Das Realgymnasium und die Synagoge in Witten. Repro: Walter Fischer © WAZ
Der Abriss der Dortmunder Synagoge im Jahre 1938.
Der Abriss der Dortmunder Synagoge im Jahre 1938. © stadtarchiv dortmund
Innensicht der neuen Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Dortmund. Foto: Helmuth Vossgraff
Innensicht der neuen Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Dortmund. Foto: Helmuth Vossgraff © WAZ
Oft erinnern nur Straßenschilder an ehemalige Synagogen. So wie hier in der Wittener Synagogenstraße, Ecke Breite Straße.
Oft erinnern nur Straßenschilder an ehemalige Synagogen. So wie hier in der Wittener Synagogenstraße, Ecke Breite Straße. © WAZ
Am Mülheimer Viktoriaplatz erinnert eine Gedenkwand an die zerströrte Synagoge. Foto: Yannik Willing
Am Mülheimer Viktoriaplatz erinnert eine Gedenkwand an die zerströrte Synagoge. Foto: Yannik Willing © WAZ
Ebenfalls am Viktoriaplatz: eine Gedenktafel. Foto: Yannik Willing
Ebenfalls am Viktoriaplatz: eine Gedenktafel. Foto: Yannik Willing © WAZ
Die neue jüdische Synagoge in Gelsenkirchen. Die Skulptur
Die neue jüdische Synagoge in Gelsenkirchen. Die Skulptur "Fünf-Flügler" ist vor dem Eingang zu sehen. Foto: Martin Möller © WAZ
Klare Linien bestimmen die Gelsenkirchener Synagoge. Foto: Martin Möller
Klare Linien bestimmen die Gelsenkirchener Synagoge. Foto: Martin Möller © WAZ
Die Synagoge in Gelsenkirchen. Foto: M. Möller
Die Synagoge in Gelsenkirchen. Foto: M. Möller © WAZ
Alles für die Sicherheit: Auch die Gelsenkirchener Synagoge wird videoüberwacht. Foto: Martin Möller
Alles für die Sicherheit: Auch die Gelsenkirchener Synagoge wird videoüberwacht. Foto: Martin Möller © WAZ
Der Neubau der jüdischen Synagoge in Gelsenkirchen. Bild: Martin Möller
Der Neubau der jüdischen Synagoge in Gelsenkirchen. Bild: Martin Möller © WAZ
Die Duisburger Synagoge und der Innenhafen. Foto. Hans Blossey
Die Duisburger Synagoge und der Innenhafen. Foto. Hans Blossey © Hans Blossey
Die Synagoge in Duisburg. Bild : Stephan Eickershoff
Die Synagoge in Duisburg. Bild : Stephan Eickershoff © WAZ
Das jüdische Gemeindezentrum Springwall am Innenhafen Duisburg. Das Gemeindezentrum mit Synagoge gehört der jüdischen Gemeinde Mülheim-Duisburg-Oberhausen. Foto: Andreas Mangen
Das jüdische Gemeindezentrum Springwall am Innenhafen Duisburg. Das Gemeindezentrum mit Synagoge gehört der jüdischen Gemeinde Mülheim-Duisburg-Oberhausen. Foto: Andreas Mangen © WAZ
Architekt des Baus war Zvi Hecker. Foto: Andreas Mangen
Architekt des Baus war Zvi Hecker. Foto: Andreas Mangen © WAZ
Die frühere Synagoge in Mülheim. Repro: Ilja Höpping
Die frühere Synagoge in Mülheim. Repro: Ilja Höpping © WAZ
Mahnende Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht in Oberhausen. Die Teilnehmer trafen sich am Platz der ehemaligen Synagoge. Foto: Gerd Wallhorn
Mahnende Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht in Oberhausen. Die Teilnehmer trafen sich am Platz der ehemaligen Synagoge. Foto: Gerd Wallhorn © WAZ
Recklinghausen. Die alte Synagoge an der Limperstraße/Westerholter Weg. Das Foto entstand etwa im Dezember 1938 und zeigt den Zustand nach Brand vom 9. November 1938. Repro: Jürgen Hein
Recklinghausen. Die alte Synagoge an der Limperstraße/Westerholter Weg. Das Foto entstand etwa im Dezember 1938 und zeigt den Zustand nach Brand vom 9. November 1938. Repro: Jürgen Hein © WAZ
Am Recklinghäuser Mahnmal am Herzogswall gedachten Verterter der Stadt und der Gemeinden den Opfern der Pogromnacht. Foto: Dirk Bauer
Am Recklinghäuser Mahnmal am Herzogswall gedachten Verterter der Stadt und der Gemeinden den Opfern der Pogromnacht. Foto: Dirk Bauer © WAZ
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„Das Mahnmal wird von heute an zu unserer Stadt gehören, als Teil der Erinnerungskultur, als Teil auch des öffentlichen Gewissens“, sagte Oberbürgermeister Sören Link. Duisburg gedenke damit dieser jungen Opfer des Nazi-Terrors: „Das ist das Mindeste, was wir ihnen schuldig sind“, erklärte er vor einer beachtliche Menge: Darunter auch viele Jugendliche des Stadtjugendringes und die Auszubildenden von Thyssen-Krupp Steel, die das Mahnmal in ihrer Ausbildungswerkstatt hergestellt hatten – wie schon das Loveparade-Mahnmal, das ebenfalls Losemann entworfen hatte.

Für die jungen Azubis war das mehr als ein Werkstück, wie der ehemalige Thyssen-Krupp-Arbeitsdirektor Dieter Kroll unterstrich: „Wir wollten Spuren hinterlassen.“ Und damit auch ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen.