Duisburg.

Die Belegschaft von TSTG Schienentechnik kämpft weiter um den Erhalt des Werks in Bruckhausen. Gestern zogen 150 Mitarbeiter vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt zum Rathaus, wo unter anderem OB Sören Link zu ihnen sprach.

Auf den Voest-Alpine-Konzern aus Österreich, zu dem sie seit elf Jahren gehören, sind sie nicht gut zu sprechen. Es fallen Worte wie „Betrug“, „Bescheißen“ und Vorwürfe, das Unternehmen, das als einziges in ganz Deutschland noch Schienen herstellt, künstlich in die Miesen gerechnet zu haben.

Malocher der Schienentechnik sind sauer

Kurz gesagt: Die Malocher der Schienentechnik sind sauer, und zwar stinksauer. Sie haben seit der Nachricht von der drohenden Schließung nicht aufgegeben. Haben einen Sozialplan auf freiwilliger Basis mitgemacht, haben Stellen abgebaut und die verbliebenen Mitarbeiter haben in die Hände gespuckt, um der Konzern(stief)mutter zu zeigen, was das vermeintliche Aschenbrödel des Konzerns drauf hat.

Und jetzt suchen sie gewissermaßen nach einem Wunder: Sie wollen, dass Voest-Alpine die Schienentechnik verkauft. Und zwar an einen Prinzen (= Investor), der von der Qualität und der Leistungsbereitschaft der Bruckhausener Schienentechniker überzeugt ist. So wie sie davon überzeugt sind, die besten Schienen zu machen. Und das an einem Standort, dem der Verlust von 450 Arbeitsplätzen richtig weh tut.

Nicht nur die Stadt würde leiden

Doch nicht nur die Stadt würde leiden. Rolf Schneider ist Schienentechniker und nächstes Jahr würde er sein 30-Jähriges feiern: „Die Situation ist doch scheiße. Jetzt sollen wir arbeitslos werden.“ 29 Jahre für die Firma gearbeitet und jetzt will man ihn und seine Kollegen mit all ihrem Know-How in die Wüste schicken.

Auswirkungen der Schließung

Der Betriebsratsvorsitzende Heinz-Georg Mesaros rechnete vor, dass bei Einkäufen von TSTG in Höhe von zehn Mio. Euro rund 2,6 Mio. in Duisburg an andere Firmen gehen.

Die Duisburger Stahlkocher würden ebenso wie der Metzger von einem Aus für die Schienentechnik betroffen sein. Der Mutterkonzern Voest-Alpine will TSTG spätestens Ende 2013 schließen.

Um im Märchenbild zu bleiben: Viele Tauben helfen dem Aschenbrödel. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Oberbürgermeister Sören Link, die IG Metall. Parteipolitiker gaben und geben sich die Klinke in die Hand, viele „wollen mit uns quatschen“, wie der Betriebsratsvorsitzende Heinz-Georg Mesaros sagte. „Ich hoffe, es bleibt nicht nur beim Quatschen!“ Die Rolle der „guten Fee“ könnte Wirtschaftsminister Garrelt Duin spielen, der sich letzte Woche viel Zeit für die Delegation der TSTG genommen hat. „Er hat verstanden, was wir wollen und hat Lösungen aufgezeigt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Was die Belegschaft kann, hat sie im Oktober bewiesen: Da hat TSTG das zweitbeste Monatsergebnis in der Geschichte des Unternehmens eingefahren: 29.800 Tonnen Schienen.