Duisburg. . In Duisburg gibt es 180 Selbsthilfegruppen. Die WAZ stellt in einer Serie die ehrenamtlich betriebenen Gruppen vor.
Ob Aids oder Restless Legs, ein Leben ohne Magen oder mit Hochbegabung, Brustkrebs oder Depression – die Liste menschlicher Leiden ist lang und mit ihr die Liste der Behandlungsweisen. Aber kaum ein Krankheitsbild, kaum ein psychosoziales Problem kommt ohne Selbsthilfegruppe aus. In Duisburg gibt es über 180 von ihnen, manche mit einem großen Einzugsgebiet, weil das Thema so selten ist. Andere gibt es sogar mehrfach in den Bezirken, weil es sich um Volkskrankheiten handelt. In einer Serie stellt die WAZ viele dieser Gruppen, die allesamt ehrenamtlich organisiert und geleitet werden, vor.
Hauptamtlich kümmert sich in Duisburg die Selbsthilfe-Kontaktstelle um die Gruppen. Die beiden Fachberaterinnen Anja Hoppermann und Kendra Zwickler unterstützen bei der Öffentlichkeitsarbeit, bei Anträgen an Krankenkassen, bieten Fortbildungen an und helfen, wenn’s irgendwo hakt. Gibt es keine passende Gruppe, wird auch bei der Gründung unter die Arme gegriffen.
In-Gang-Setzer-Projekt
Dafür gibt es das In-Gang-Setzer-Projekt: Hier sind Ehrenamtliche aktiv, die als Moderatoren in den ersten Monaten helfen, bis die Betroffenen sicher genug sind, um sich wirklich selbst helfen zu können. „Es geht ja um persönliche, tiefgehende Probleme, da haben viele Hemmungen. Am Anfang ist es da gut, jemand Außenstehenden an der Seite zu haben, der auch Stillere mit in die Gespräche einbezieht, organisatorisch die Fäden in der Hand hält“, beschreibt Anja Hoppermann.
Schicken Sie uns Infos zu Ihrer Selbsthilfegruppe
Selbsthilfegruppen schicken bitte ihr Kurzporträt mit Kontaktdaten per Mail an redaktion.duisburg@waz.de.
Weitere Infos bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle unter 0203 - 60 990 41, Mail: selbsthilfe-duisburg@paritaet-nrw.org, www.duisburg.selbsthilfenetz.de, Mo, Di, Do: 9.30 bis 12.30 Uhr, Di von 15 bis 18 Uhr .
Mitten im Gründungsprozess sind gerade junge Menschen mit psychosozialen Problemen, türkische geschiedene Männer mit Depression, Eltern von behinderten Kindern mit Migrationshintergrund sowie Schlaganfallbetroffene unter 55 Jahren. Es ist kein Zufall, dass das Thema Migrationshintergrund hier eine größere Rolle spielt. Bei den bislang bestehenden Gruppen sind es nur drei, „das passt nicht zur Struktur der Stadt“, sagt Hoppermann.
Auch Ehrenämtler, die Türkisch oder Arabisch beherrschen
In manchen Kulturen sei es üblich, Probleme innerhalb der Familie zu lösen. „Das wollen wir auch niemandem nehmen, aber es ist ein Unterschied, ob man seinen Eltern von seinem Alkoholproblem erzählt oder Betroffenen, die anders Hilfe geben können.“ Unter den In-Gang-Setzern sind auch Türkisch oder Arabisch sprechende Ehrenämtler.
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle ist in Trägerschaft der PariSozial gGmbH, die Kosten tragen Land, Krankenkassen, der Träger und die Kommune. Letztere hat in Duisburg allerdings noch nie gezahlt, obwohl die Kontaktstelle im genehmigten Haushalt steht. Zuletzt sprang die Sparkasse mit einer Spende ein. Wie es 2013 aussieht, wenn die Einrichtung ihr Zehnjähriges feiert, bleibt abzuwarten.