Duisburg. . Die Stadt Duisburg will ihren Beitrag für die Selbsthilfekontaktstelle streichen. Gezahlt hat sie ihn ohnehin noch nie, das übernahm seit 2005 die Sparkasse. PariSozial als Träger kritisiert die Ungerechtigkeit, dass für die Loveparade-Selbsthilfe trotz Sparhaushalt Gelder frei sind.

In der Haushalts-Sparliste der Verwaltung steht die Selbsthilfekontaktstelle unter der Nummer 6-530008. 10.000 Euro will die Stadt hier jährlich sparen. Geld, das sie ohnehin noch nie ausgezahlt hat, weil es zwar politisch beschlossen war, aber als freiwillige Leistung galt. Die Sparkasse springt seit 2005 ein. Ob sie das auch 2013 tut, ist fraglich.

Selbsthilfe-Kontaktstellen in NRW werden von vier Säulen getragen: den Krankenkassen, dem Land, dem Träger und der jeweiligen Kommune. Auf diese Weise kommen in Duisburg rund 80.000 Euro zusammen, von denen zwei halbe Fachkraftstellen und eine halbe Sachbearbeiterstelle finanziert werden. Zugute kommt die Arbeit, die von der PariSozial getragen wird, rund 180 aktiven Selbsthilfegruppen mit insgesamt über 2000 Mitgliedern. An dieser Stelle wird es heikel.

Denn die Stadt hat erst vor wenigen Wochen die finanzielle Unterstützung einer eigenen Kontaktstelle des Vereins Loveparade-Selbsthilfe beschlossen. 50.000 Euro hat die Bezirksregierung für die Initiative und eine jährliche Gedenkfeier abgenickt. „Unsere Klientel hat auch Probleme und greift dafür zum Mittel der Selbsthilfe“, erinnert Andreas Fateh, Geschäftsführer vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, „die haben dann auch den gleichen Unterstützungsanspruch, es gibt ja keine Selbsthilfe 1. und 2. Klasse.“

Viele Loveparade-Betroffene wendeten sich an Kontaktstelle

Insbesondere die Gruppen aus den Bereichen Sucht und Psychiatrie würden „wichtige flankierende Maßnahmen für die Gesundung der Betroffenen geben“, betont Fateh. Viele von der Loveparade Betroffene hätten in den letzten 20 Monaten schon die Dienste der Selbsthilfekontaktstelle in Anspruch genommen und wurden unter anderem an die Loveparade-Selbsthilfe und gegebenenfalls an Fachleute vermittelt , erklärt die Diplom-Pädagogin Anja Hoppermann.

„Wenn die Loveparade-Selbsthilfe eine Anlaufstelle braucht, hätte man auf die Ressourcen der Kontaktstelle zurückgreifen können“, ergänzt Fateh. Gefragt habe jedoch niemand.

Kontaktstelle hilft bei der Vermittlung passender Selbsthilfegruppen

Die Selbsthilfekontaktstelle hilft bei der Vermittlung passender Gruppen, unterstützt bei der Gründung einer Gruppe, begleitet die ersten Treffen moderierend. Die Themenpalette reicht von Adoptiveltern bis zur Zystenniere. Seit Ende 2011 werden auch Ingang-Setzer trainiert, also Ehrenamtliche, die der Selbsthilfe Starthilfe geben.

Die Krankenkassen in NRW haben 2012 rund vier Millionen Euro in die Selbsthilfe gesteckt, davon flossen rund 1,5 Millionen Euro in die Kontaktstellen sowie 1,6 Millionen Euro in einzelne Gruppen. In Duisburg werden darüber 45 Gruppen aus dem Bereich Gesundheit mit 300 bis 2000 Euro gefördert, abhängig von der Mitgliederzahl. Bezahlt werden damit Flyer, Raummieten oder Portokosten.