Krefeld. Das Feuer in der Düngemittelfabrik in Krefeld ist weitestgehend gelöscht, doch die Arbeiten werden noch einige Tage dauern. Derzeit sucht die Feuerwehr versteckte Brandnester. Dazu muss die einsturzgefährdete Lagerhalle teilweise geräumt werden. Erst danach kann die Polizei den Brandort betreten.
Nach dem Großbrand in einem Krefelder Düngemittel-Lager werden die Löscharbeiten wohl noch mehrere Tage andauern. "Das Feuer ist unter Kontrolle und größtenteils aus", sagte Josef Dohmen, Leiter der Feuerwehr Krefeld am Mittwochmorgen. Die Einsatzkräfte hatten die ganze Nacht lang die Flammen bekämpft. Bei Tageslicht werde man entscheiden, inwieweit die Lagerhalle ausgeräumt werden müsse, um versteckte Brandherde zu finden, so Dohmen weiter.
Komplette Entwarnung könne er daher noch nicht geben, der Einsatz geht weiter. Insgesamt waren bei dem nächtlichen Großeinsatz Hunderte Feuerwehrleute aus Krefeld und Umgebung auf den Beinen. Am Mittwochmorgen seien es noch etwa 60 Einsatzkräfte gewesen. Laut Feuerwehr werde die Zahl im Laufe des Tages voraussichtlich nochmals erhöht.
Die Arbeiten gestalten sich jedoch schwierig, "weil die Halle an einigen Stellen stark einsturzgefährdet ist", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. "Das erschwert die Löscharbeiten massiv, weil wir uns erst mit schwerem Gerät den Weg zu den Brandnestern bahnen müssen."
Polizei hat Ermittlungen aufgenommen
Auf der Spurensuche nach der Ursache des Großbrands befragte die Polizei Zeugen. Nach Angaben der Ermittler gibt es keine Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung oder Fahrlässigkeit. Der Brandort könne aber erst untersucht werden, wenn das Feuer komplett gelöscht sei, sagte der Polizeisprecher.
Das Feuer war aus noch unbekannter Ursache am Dienstagmorgen in einer Lagerhalle im Rheinhafen ausgebrochen. Nach Angaben des Unternehmens waren dort etwa 20.000 Tonnen Dünger und 13.000 Tonnen Rohstoffe gelagert. Vier Menschen wurden durch das Feuer leicht verletzt, darunter zwei Feuerwehrleute.
Riesige Rauchwolke zog bis ins Ruhrgebiet
Der Großbrand hatte am Dienstag in Teilen Nordrhein-Westfalens für Alarmstimmung gesorgt. Angesichts einer gewaltigen Rauchwolke, die auch über angrenzende Städte zog, sollten Schüler und Kindergartenkinder die Gebäude zunächst nicht verlassen. Messungen hatten aber bislang keine gesundheitsgefährdenden Schadstoffwerte in der Luft ergeben. Unter anderem sei die Luft auf Chlor, Salzsäure, Phosgen und Stickstoffverbindungen untersucht worden.
Alle Messwerte lägen unterhalb der Toleranzgrenzen, sagte Feuerwehr-Chef Josef Dohmen am Mittwoch. Deshalb entschied der Krisenstab am frühen Morgen auch, dass Schulen und Kindergärten geöffnet bleiben.
Betreiber der Düngemittelfabrik entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten
Auch der Betreiber des brennenden Lagers schätzte die Gefahr für die Bevölkerung als gering ein. Es entstünden zwar beim Verbrennen der Düngemittel "gewisse Dämpfe", sagte der Geschäftsführer des in Münster ansässigen Unternehmens Compo, Jens Averdiek, dem TV-Sender N24 am Dienstag. Die brennenden Materialien seien aber "allesamt keine Gefahrgutstoffe".
Später entschuldigte sich das Unternehmen via Pressemitteilung "in aller Form für die Unannehmlichkeiten, die durch den Vorfall entstanden sind." Compo dankte der Feuerwehr und versprach, bei der Klärung der Brandursache mit den Behörden zu kooperieren. Compo bezeichnet sich selbst als "einen der führenden Anbieter" bei Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 1100 Mitarbeiter, der Umsatz lag 2010 bei 402 Millionen Euro.
Verkehr durch Rauchwolke beeinträchtigt
Beeinträchtigungen gibt es derzeit für Autofahrer: Die A524 Breitscheid Richtung Duisburg-Rahm ist in der Verbindung zur B288 voraussichtlich bis Mittwoch um 14 Uhr gesperrt. Auch die B288 Duisburg / Krefeld in Höhe der Uerdinger Rheinbrücke gesperrt. Außerdem gibt es auf der A 57 zwischen Krefeld Gartenstadt und Kreuz Moers Sichtbehinderungen durch den Brandrauch.
Am Flughafen Düsseldorf laufe der Flugbetrieb wieder gänzlich ohne Einschränkungen, sagte der Sprecher der Deutschen Flugsicherung in Nordrhein-Westfalen, Michael Fuhrmann. Bereits am Dienstag konnten zwar alle Flüge rechtzeitig starten und landen. Mehrere Dutzend Maschinen mit Kurs auf Skandinavien und Norddeutschland mussten ihre Flugroute jedoch leicht ändern, um der Rauchwolke zu entgehen. Diese Routenänderung sei am heutigen Mittwoch vermutlich nicht mehr erforderlich.
Fenster und Türen sollen geschlossen bleiben
Die Krefelder Bürger werden wohl noch eine ganze Weile mit der Rauchwolke und einer starken Geruchsbelästigung leben müssen. "Es stinkt", sagt Feuerwehr-Chef Dohmen. Dagegen könne man auch nichts machen, zumal derzeit kaum Wind wehe. Die Aufforderung, Türen und Fenster geschlossen zu halten, bleibt daher bis auf Weiteres bestehen. Es bestehe aber keine Gesundheitsgefahr. (we/dapd)