Duisburg/Krefeld/Moers. . Nach dem Großbrand im Krefelder Hafen hat der Krisenstab der Stadt Duisburg am Mittag entschieden, dass Kindergartenkinder und Schüler die Einrichtungen um 14 Uhr verlassen dürfen. Die Rheinbrücke von Mündelheim nach Krefeld (B 288) ist seit 10.30 Uhr gesperrt. Alle Behörden berichten übereinstimmend, Luftmessungen hätten keine Grenzübschreitungen angezeigt. Die Rauchwolke zieht Richtung Nordwesten.
Der Großbrand im Hafen Krefeld, wo am Morgen ein Lager des Düngemittelherstellers Compo in Flammen aufging, beeinflusst vor allem das öffentliche Leben in der Nachbarstadt Duisburg. Die Rauchwolke hängt über der Stadt, Brandgeruch in der Luft. Ein Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutzes sagte, erste Messungen hätten keine Hinweise auf eine gesundheitsgefährdende Luftverschmutzung ergeben. Die Stadt hat einen Krisenstab eingerichtet. Seit 11 Uhr ist auch die Feuerwehr Moers im Einsatz. Der Wind hat gedreht.
Die Feuerwehr Krefeld wurde um 7.10 Uhr alarmiert. Die Rauchwolke zieht seit dem Morgen in nordöstlicher Richtung über die Duisburger Stadtteile Mündelheim, Hüttenheim, Huckingen, Buchholz und Wanheim-Angerhausen hinweg Richtung Stadtnorden.
Nach ersten Messungen, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz durchgeführt hat, liegen in Krefeld und Duisburg keine Überschreitungen vor, sagte ein Sprecher. Geprüft hätten die Experten die Werte für Stickoxyde, Ammoniak, CO2 und Kohlenstoffe im Allgemeinen. Bei Messungen in Duisburg-Mündelheim sind nach Angaben eines Feuerwehrsprechers Blausäure, Chlorverbindungen und Salpetersäure in der Luft festgestellt worden, allerdings seien auch hier keine Grenzwerte überschritten worden.
Darum entschied der Duisburger Krisenstab gegen 14 Uhr, dass die Schulen und Kindergärten im Stadtgebiet "ab sofort den Normalbetrieb fahren können und die Kinder je nach Stundenplan nach Hause gehen können". Obwohl die Brände unter Kontrolle beziehungsweise gelöscht sind, sei noch längere Zeit mit Rauchentwicklung zu rechnen.
Um kurz vor 13 Uhr hatte die Stadt Duisburg berichtet, auch "die Schadstoffmessungen des Landes und der Feuerwehr Duisburg haben bislang keine kritischen Messwerte ergeben", weder in der Nähe des Krefelder Hafens, noch im Duisburger Süden oder in Essen, Dinslaken und Mülheim. Gegen 12 Uhr setzte im Duisburger Westen der Regen ein: Partikel der Rauchwolke sanken als Niederschlag herab. Die Duisburger Feuerwehr wird in den Niederschlagsgebieten weitere Messungen vornehmen.
Um 13 Uhr teilte die Feuerwehr Krefeld ebenfalls mit, die neuesten Messungen hätten keine Grenzüberschreitungen ergeben. Inzwischen seien die Messstationen in Duisburgs nördlichen Stadtteilen Meiderich und Walsum aufgebaut, weil der Wind die Wolke dorthin getrieben habe.
Kurz nach 16 Uhr dann die Entwarnung vom Duisburger Krisenstab. Da die Löscharbeiten aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen und währenddessen auch weiterhin Dampfwolken sichtbar sind, empfiehlt die Stadt Bürgern in betroffenen Bereichen, weiterhin Türen und Fenster geschlossen zu halten. Auch wenn laut Stadt keine bedenklichen Werte gemessen wurden.
In Acht nehmen sollen sich aber weiterhin die Menschen in Mündelheim: Durch die Wetterlage und die unmittelbare Nähe des Stadtteils zum Brandort sind weiterhin Messtrupps der Feuerwehr in Mündelheim unterwegs, die nunmehr aktuell Reizstoffe unterhalb kritischer Werte in der Luft festgestellt haben. Die Bevölkerung in Mündelheim wird vorsorglich gebeten, sich in den Wohnungen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Gegen die Nutzung der Spielplätze im übrigen Stadtgebiet bestehen aus Sicht des Krisenstabes aber keine Bedenken.
Sirenenalarm im Kreis Wesel, Entwarnung in Mülheim
Seit 11 Uhr kontrollierte auch die Feuerwehr Moers im Süden der Grafenstadt: Der Wind drehte, die Rauchwolke zog weiter Richtung Norden, überquerte den Rhein aber wieder in westlicher Richtung. Die Feuerwehr Moers meldete, keine der regelmäßig durchgeführten Tests hätten gesundheitsgefährdende Verschmutzung angezeigt, Anwohner aus dem Duisburger Westen meldeten: "Rumeln ist voller Rauch."
Die Kreisleitstelle in Wesel ließ die Sirenen zur Warnung der Bevölkerung um kurz nach 12 Uhr in Moers und im gesamten Kreisgebiet aufheulen. Auch dort sollten Kinder und Jugendliche in Schulen und Kindergärten bleiben. Über Moers lag seit dem Mittag ein Brandgeruch, die Stadt appellierte an alle Bewohner, Türen und Fenster zu schließen. Kurz nach 15 Uhr hob dann auch die Stadt Moers ihre Bevölkerungs-Warnung auf: "Es kann natürlich noch zu vereinzelten Geruchsbelästigungen kommen. Die Messungen haben aber nichts Negatives ergeben." Kurz nach 16 Uhr zog auch die Kreisverwaltung Wesel nach und gab Entwarnung. Ein akustisches Signal - sprich eine Entwarnung per Sirene - gebe es aber nicht mehr.
Über Mülheim war von der Rauchwolke um 11.30 Uhr schon nichts mehr zu sehen. Dort schwebte sie nach Angaben der Feuerwehr zwischen 7 und 10 Uhr über der Stadt. Die Feuerwehr führte mehrere Messungen durch. Das Ergebnis: positiv negativ, Grenzwerte wurden nicht überschritten. Die Wolke war ohne Niederschlag weitergezogen. Dennoch appellierten die Behörden an die Mülheimer, Fenster und Türen weiterhin nicht zu öffnen. Um kurz vor 12 Uhr gab die Stadt offiziell Entwarnung.
Uerdinger Rheinbrücke auch um 17.15 Uhr noch gesperrt
Die Wasserschutzpolizei stoppte die Rheinschifffahrt zwischen Düsseldorf-Wittlaer und Rheinberg-Orsoy auf 40 Kilometern von 10.10 bis 11.50 Uhr.
Auch am späten Dienstagnachmittag war die Uerdinger Rheinbrücke wegen der Rauchentwicklung noch gesperrt. Seit 10.30 Uhr ließ die Polizei wegen der schlechten Sichtverhältnisse keine Fahrzeuge mehr auf die Brücke. "Nach unseren Informationen ist die Sicht jetzt wieder schlechter. Die Sichtweite soll unter 50 Meter betragen", sagte Polizeisprecherin Daniela Krasch um 17.15 Uhr. Über die Brücke verläuft mit der B 288 von Duisburg-Mündelheim nach Krefeld-Uerdingen eine Hauptverkehrsader. Die Bundesstraße führt direkt in das Autobahnkreuz Duisburg-Süd. Nach Angaben der Polizei soll sich der Verkehr dort trotzdem nicht gestaut haben.l
Wie die Stadt Duisburg um kurz nach 10 Uhr mitteilte, sei noch ist nicht bekannt, welche Stoffe in der Wolke über die Stadt ziehen: „Die Messungen dauern noch an.“ Aus Sicherheitsgründen hatte der Krisenstab der Stadt beschlossen, dass alle Kinder bis 14 Uhr in den Schulen und Kindergärten bleiben sollten. Zahlreiche Eltern holten ihre Kinder aus den Einrichtungen bereits am Morgen ab. Auch die Krankenhäuser im Duisburger Süden hatten ihre Lüftungsanlagen abgeschaltet.
Auch in Krefeld sollten Schüler und Kindergartenkinder bis 14 Uhr in den Einrichtungen bleiben. Die Krefelder Stadtverwaltung riet Eltern davon ab, ihre Kinder vorzeitig abzuholen. Sie seien in Schulen und Kindergärten gut aufgehoben
Die Polizei warnte über Lautsprecherwagen die Bevölkerung im Duisburger Süden, Sirenenalarm wurde ausgelöst. Auch Dreharbeiten für die Sendung mit der Maus (WDR) an der Großskulptur „Tiger and Turtle“ in Duisburg-Angerhausen wurde abgesagt. Einige Anwohner im Stadtsüden kritisierten, dass sie nicht über Sirenen vor der Wolke gewarnt wurden. (pw/mawo)