Duisburg. In den kommenden Tagen will Multi Development mit den Arbeiten für das Stadtfenster beginnen. Und trotz des Zeitverzuges nach dem archäologischen Fund hält der Bauherr Multi an seinem ehrgeizigen Übergabetermin vom Herbst 2013 fest.

Nach einer Verzögerung von vier Monaten – verursacht durch spektakuläre archäologische Funde im Untergrund – haben an der Steinschen Gasse in der Innenstadt jetzt die Arbeiten für das so genannte „Stadtfenster“, dem neuen Standort von Stadtbibliothek und Volkshochschule, begonnen. „Der Bauzaun ist errichtet, in wenigen Tagen werden für alle sichtbar die Arbeiten beginnen“, erklärte auf Nachfrage Eva Maier, Sprecherin von Multi Development (MD). Trotz des Zeitverzuges will der Bauherr Multi an seinem ehrgeizigen Übergabetermin vom Herbst 2013 festhalten.

Bis dahin sollen an der Steinschen Gasse für gut 40 Millionen Euro, verteilt auf vier Geschosse 11.000 Quadratmeter Fläche entstehen, die im Erdgeschoss 800 qm Einzelhandel und auf den Etagen darüber die neue VHS mit knapp 3000 qm und die neue Bibliothek mit ca. 6400 qm aufnehmen werden. Es wird jetzt vom Frost oder den milden Temperaturen des Winters und Frühjahrs abhängen, ob Multi bis zum kommenden Herbst 2013 der Stadt, die die Flächen für 25 Jahre angemietet hat, pünktlich das „Stadtfenster“ übergeben kann.

So soll das neue Gebäude „Stadtfenster“ aussehen.
So soll das neue Gebäude „Stadtfenster“ aussehen. © NRZ

Im vergangenen Winter hatte an der Steinschen Gasse/Ecke Universitätsstraße - dort wo über Jahre einst ein provisorischer Parkplatz betrieben wurde - ein archäologischer Fund für Aufsehen gesorgt. Nicht völlig unerwartet, aber in Größe und Bedeutung für die Stadtarchäologen dennoch überraschend, war man dort, wo der Keller für den Neubau entstehen sollte, auf die wohlerhaltenen Überreste eines mittelalterlichen Gewölbes von einem großen Ordenshaus gestoßen. Das Areal war ab dem 14. Jahrhundert Teil einer Klosteranlage, aus der später dann die Universität hervorging. „Bei den Grabungen“, so erläutert Stadtarchäologin Brigitta Kunz, „stießen die Fachleute auf Überreste des Großen Ordenshauses und auf zwei weitere Gebäude, die auf dem Corputiusplan dargestellt sind.“

Fragen und Antworten am Rande

Was wird aus der VHS an der Königstraße? Wie man hört, soll dort das städtische Institut für Aus- und Fortbildung einziehen.

Was wird aus der alten Stadtbibliothek? Wird verkauft und zur Einkaufspassage umgewandelt.

Was wird aus dem angekündigten NS-Dokumentationszentrum? Jeder will es, keines tut was

Kellerräume, Lichtnischen, Wandschränke, Treppenaufgänge brachten die Fachleute regelrecht ins Schwärmen und den Bauherrn Multi Development ins Schwitzen. Das Unternehmen musste die Statik für das Stadtfenster komplett umplanen und einen abgeänderten Bauantrag stellen. Genau dort, wo eigentlich die Pfähle zur Stabilisierung des Neubaus in den Untergrund gerammt werden sollten, befindet sich der historische Fund. Kunz: „Jetzt wird die historische Kelleranlage von den Pfählen umspannt werden.“ Ein Treppenabgang wird für die künftigen Besucher des Stadtfensters dann einen interessanten Abstieg in die Welt des mitteralterlichen Duisburgs möglich machen. Das Mauerwerk werde konserviert im groben Stil, nichts Neues werde hier angefügt. Möglicherweise werde in den drei geziegelten Kellergewölben eine historische Ausstellung anzutreffen sein.

Die Kleinste unter den Großstädten

Auf den vier Etagen oben drüber wird es - Neubau hin oder her - indes deutlich nüchterner zugehen. Nach dem Rückzug der Sparkasse als nicht mehr interessierte Bauherrin hatte sich die Stadt mit Multi als dem neuen Investor auf ein reichlich abgespecktes Raumkonzept verständigt, das dann in der Fachwelt nur noch kopfschüttelnd als „die kleinste Stadtbibliothek unter den deutschen Großstädten“ bezeichnet wurde. 6400 qm Fläche für eine neu gebaute Großstadtbibliothek sind nicht viel, wenn man Vergleiche mit Essen oder Dortmund zieht, die jeweils über 17.000 Quadratmeter Fläche verfügen.