Duisburg. .
Kaum ein Stadtteil polarisiert so wie Hochfeld. Die einen setzen keinen Fuß auf die Wanheimer Straße, die anderen loben das internationale Flair. Zum Stadtteilinterview geht’s an die Eigenstraße, eine Querstraße der Wanheimer. Die Eigentümer haben es sich hübsch gemacht, die Fassaden aufgemöbelt. In der Kneipe „Resi“ ist demnächst Bingoabend, ein paar Männer hocken bei einem Bierchen. Nebenan hat Michael Willhardt sein Büro eingerichtet. Einen Bürgerverein gibt es in Hochfeld nicht, stattdessen verschiedene Initiativen, die sich im Stadtteil engagieren. „Zukunftsstadtteil“ heißt ein Verein. „Klüngelclub“, ein Zusammenschluss von Hauseigentümern aus Hochfeld. Willhardt hat bewusst entschieden, sich für den Stadtteil Hochfeld zu engagieren. Im Sommerinterview erklärt er, warum.
Warum kauft man ausgerechnet in Hochfeld ein Haus?
Michael Willhardt: Das war ehrlich gesagt eher Zufall. Wir haben ein Büro in Duisburg gesucht, mit ein bisschen Flair wie in Kreuzberg und in zentraler Lage. Später wurde mir das Nachbarhaus angeboten und der Preis war okay. Wir haben saniert und sind hierher gezogen, auch wenn wir wissen, auf welche Nummer wir uns in Hochfeld einlassen. Ein spezielles Flair ohne Chichi.
Aber verkaufen kann man das Haus doch nicht mehr so leicht?
Willhardt: Nee, wer in Hochfeld kauft, der weiß, dass er hier bleibt. Andererseits kommt es immer auf den Stand des Betrachters an: Ich war neulich in Montenegro, gemessen daran, sind in Hochfeld paradiesische Zustände. Und: In Neudorf wird die Welt auch nicht gerettet.
Wo ist das Zentrum von Hochfeld?
Willhardt: Hochfeld hat im Grunde kein klassisches Zentrum. Die Geschäfte befinden sich an der Wanheimer Straße.
Gibt es eigentlich ein Wahrzeichen von Hochfeld?
Willhardt: Soweit ich weiß, nein. Vielleicht kann man am ehesten die alte Feuerwache als Wahrzeichen nennen.
Wie ist der Hochfelder?
Willhardt: Mittlerweile haben sich bei uns im Quartier ein paar Leute versammelt, die was bewegen wollen und bürgerschaftliche Verantwortung übernehmen. Hochfeld ist eine lobbyfreie Zone. Da bekommt man nichts geschenkt.
Ist das nicht anstrengend?
Willhardt: Sie stehen ja im regen Kontakt mit der Stadt, damit sich hier etwas tut. Ja, manchmal hat man das Gefühl, die Stadt hat Hochfeld schon abgeschrieben. Die Kehrmaschinen, so hat man den Eindruck, sind eben in Duissern im Einsatz und kommen erst dann zur Pauluskirche nach Hochfeld.
Wie sieht’s mit Kriminalität aus?
Willhardt: Wie sagt mein Nachbar: Es gibt Kioske, da kann man alles kaufen, nur keine gemischte Tüte. In den vergangenen Wochen haben wir verstärkt Rockerbanden aus Süddeutschland mit Wurzeln am Balkan beobachtet, die hier ihr Revier erkunden. Von der Vulkanstraße schwappt Gott sei Dank nichts auf die Wanheimer Straße. Man fragt sich trotzdem manchmal, wo Polizei und Ordnungsamt bleiben. Stattdessen schreiben die Politessen lieber Knöllchen am Hochfelder Markt. Als wenn das das einzige Problem wäre.
Stichwort Rumänen und Bulgaren: Wie hat sich die Situation aktuell entwickelt?
Willhardt: Schwer zu sagen, offiziell sind 2000 in Hochfeld und die Clanchefs sagen, 6000 werden noch kommen. Das ist legal, aber die Stadt hat keine Mittel, um die neuen Bürger willkommen zu heißen.
Gibt’s auch schöne Ecken im Stadtteil?
Willhardt: Der Rheinpark ist toll geworden. Und es ist schön, dass man viele Dinge hier unkompliziert verwirklichen kann. Das liegt an den Leuten.