Hochfeld. .

Eine mittelalterliche Garnisonsstadt kann jeder schön finden. In Hochfeld zu stehen und zu sagen „ne, is dat schön hier“, das muss man wollen. Thorsten Pomp und seine Nachbarn wollen. Sie wohnen auf der Eigen- und der Gerokstraße, mitten in Hochfeld. Für ein Straßenfest haben sie die Nachbarn zusammengetrommelt. Pomp, Sozialarbeiter und Betreiber der Kneipe „Heimat Hochfeld“ will, dass die Anwohner sich begegnen. Also haben sie Tische rausgestellt, einen Schminkstand für Kinder organisiert. Justus Klasen hat Kuchen gebacken „Apfel mit Walnuss, alles selbst gemacht“ und Familie Rex-Albrecht hat ihre Küche fürs Kuchenbuffet zur Verfügung gestellt. Nun hocken sie beieinander, alte und junge Hochfelder, allesamt Überzeugungstäter.

Bands sorgen für Begleitmusik

„Hochfeld ist nicht nur ein Problemstadtteil. Wir wollen so etwas wir die dörfliche Solidargemeinschaft in der Großstadt sein“, ist Justus Klasen überzeugt. Er ist vor acht Monaten aus der Innenstadt nach Hochfeld gezogen. „Zuvor hab ich im Mausoleum am Kantpark gewohnt. Schön ruhig, aber nix los.“ Das ist jetzt anders. Die meisten verschweigen denn auch nicht, dass es hier auch Schwierigkeiten gibt. Ingrid Kappes ist 83 Jahre alt. „Hochfeld kenn’ ich in- und auswendig. Es ist nicht alles besser geworden“, bemerkt sie. Ein paar „Idioten“ benutzen die Eigenstraße als Rennstrecke. Dreckig sind die Straßen sowieso. Und die Polizei, da haben sie das Gefühl, dass die sich Zeit lässt, bis mal ein Wagen anrückt. Aber auf der Eigen- und der Gerokstraße halten sie zusammen. Ärger mit den Nachbarn gibt es so gut wie nie. „Naja, bei mir wohnt einer, der hat gerad’ seine Wolfgang Niedecken-Phase. Schlimm“, seufzt Justus Klasen. Aber, wenn’s nur das ist . . .

Organisator Thorsten Pomp hat jedenfalls für Musik gesorgt. Vor der Kneipe „Resi“ haben sie einen Laster zur Bühne umfunktioniert. Janosch und Joscha, Mitglieder der Band „Label Jane“, machen den Anfang. Sie haben sich spontan bereit erklärt, ein paar Lieder zu spielen. Joscha, der selbst auf der Brückenstraße wohnt, identifiziert sich mit dem Stadtteil. „Hochfeld ist cool, weil hier coole Leute wohnen.“ Natürlich wollen sie auch ein bisschen Werbung in eigener Sache machen. „Zu viert klingen die Songs natürlich noch viel besser“, sagt Joscha. Zu zweit machen die beiden aber auch eine gute Figur. Später spielen noch ein paar andere Bands, etwa „BeatMartin“. „Sonst haben immer Gruppen aus dem Hochfelder Umfeld gespielt, diesmal haben wir das ein bisschen geöffnet.

Irgendwer hat einen Grill rausgestellt, vor dem Haus der Rex-Albrechts haben sie stilvoll gedeckt und an einem kleinen Stand kann man riesige Seifenblasen produzieren. Sie geben sich Mühe, eine heimelige Atmosphäre auf die Straße zu zaubern und schaffen so ihr Dorf in der Großstadt. Ein Platz für Spießer wird Hochfeld dennoch nicht werden.