Duisburg. .

Vor 15 Jahren gründete sich das Duisburger Frauennetzwerk Lokale Agenda 21 – ein Ende ist nicht in Sicht, denn die Themen werden eher mehr. Das Lokale ist inzwischen aus dem Namen verschwunden, weil sich mit dem wachsenden Know-how auch die Betätigungsfelder erweitert haben.

„Das Netzwerk mischt sich ein“, erklärt Duisburgs Gleichstellungsbeauftragte Doris Freer, in deren Büro die Fäden zusammenlaufen. Ob es der Protest gegen das geplante Atomkraftwerk II im niederländischen Borssele ist oder die Lage der Arbeiterinnen in Marokko: Die rund 260 Frauen, die aktuell im Verteiler sind, haben eine Meinung und die tun sie lautstark kund. Die Vertreterinnen aus Kirche, Politik, Gewerkschaft, Umwelt- und Verkehrsverbänden, dem Eine-Welt-Bereich und diversen Institutionen treffen sich vierteljährlich, planen Veranstaltungen und senden politische Signale.

Ursprung in Rio de Janeiro

Aktive Netzwerke gibt es NRW-weit sonst nur noch in Bochum und Köln, dabei starteten alle gleich vielversprechend. Ihren Ursprung hatten sie 1992 in Rio de Janeiro auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, wo die Agenda 21 Handlungsfelder für eine nachhaltige Entwicklung benannte. Als Querschnittsaufgabe aller Themenbereiche wurde die Frauenpolitik verankert.

In Duisburg wurde das Netzwerk als „Trägerin öffentlicher Belange“ akzeptiert. Sir Norman Foster beteiligte die Frauen daraufhin beim Masterplan für die Duisburger Innenstadt, was die Sprecherinnen des Duisburger Frauennetzwerks, Doris Benedict und Christina Becker, als „Highlight“ ihrer Arbeit bezeichnen. Die Hafag richtete für Binnenschifferinnen sichere Plätze zum Anlegen ein. Gesundheits-Berichte sind inzwischen geschlechterspezifisch angelegt.

Das Netzwerk sieht aber auch das eigene Handeln kritisch. Bei einem Vortrag erfuhren sie jetzt von einer Expertin, wie ernst die Lage der Arbeiterinnen in Marokko ist. „Wir wollen nicht die Profiteurinnen der frauenausbeuterischen Arbeit in der Dritten Welt sein“, betont Freer. Darum will das Frauennetzwerk jetzt die Kampagne „Fairtrade town“ des Vereins zur Förderung des Fairen Handels unterstützen, das Einkaufsverhalten des öffentlichen Dienstes in Duisburg hinterfragen „und schließlich wollen wir uns damit befassen, was wir als Verbraucherinnen selbst tun können“.

Zwei Auszeichnungen

Auf zwei Auszeichnungen des NRW-Umweltministeriums kann das Netzwerk stolz sein. Es zeichnete den Agenda-Bus aus, mit dem Frauen 2001 auf Wochenmärkten in Duisburg über die Lokale Agenda informierten. Und die beste Öffentlichkeitsarbeit für nachhaltige Entwicklung wurde ebenfalls geehrt.

In den nächsten Jahren will Freer mit dem Netzwerk noch mal richtig Gas geben. Die 60-Jährige arbeitet an einem Gleichstellungs-Aktionsplan für Duisburg mit den Themen Umwelt, Gesundheit, Sport und Soziales. Das klingt allgemein, hat aber ganz konkrete Ziele: etwa, Frauen für Berufe im Umweltschutz zu gewinnen.