Duisburg.
Christof Haering macht einen akkuraten Eindruck. Er unterrichtet Mathe und Geschichte und leitet seit Schuljahresbeginn das Landfermann-Gymnasium. Dabei wollte er eigentlich gar kein Lehrer werden, das waren seine Eltern schon. Zuerst wollte Haering zur Bahn.
Dann liebäugelte er mit der Polizei. Beide nahmen ihn nicht. Schließlich begann er eine Banklehre – „viel zu langweilig“ – und entschied sich dann doch für ein Lehramtsstudium, das er sich übrigens mit einem Nebenjob als Schlafwagenschaffner finanzierte. Der Mann, der schon einige Schulstationen, darunter eine in Griechenland, hinter sich hat, kann anpacken: Bevor der 52-Jährige seinen Job an der Mainstraße antrat, hat er erstmal sein Büro gestrichen.
Herr Haering, waren Sie eigentlich ein guter Schüler?
Christof Haering: Ja, eigentlich schon. Ein guter, kein sehr guter. Meine Lieblingsfächer Mathe und Geschichte waren auch meine Leistungsfächer. In Mathe stand ich in der Oberstufe allerdings eher 3 oder 4.
Was waren Ihr Abi-Fächer?
Haering: Mathe, Geschichte, Englisch und katholische Religion. Ich habe das erste Reformabi gemacht, das man sich fast ganz frei zusammenstellen konnte.
Was macht eigentlich einen guten Lehrer aus?
Haering: Ein guter Lehrer ist der, von dem der Schüler noch nach Jahren sagt, dass es ein guter Lehrer war. Bei allen wichtigen modernen Qualitätskriterien sollte der Lehrer eine Persönlichkeit sein und bleiben, die Freude beim Lernen vermittelt. Das kann dann auf vielen Wegen passieren. Und ein guter Lehrer muss motivieren können.
Sie mussten sich mal Griechisch beibringen.
Haering: Das war schwierig. Ich hatte zwar Latein in der Schule, konnte aber kein Alt-Griechisch. Griechisch hört sich ganz anders an als die Sprachen, die ich kannte. Und Griechisch ist gemein. Man muss Sätze nicht nur grammatikalisch richtigen sagen, sondern auch betonen. Wenn man Worte falsch betont, versteht dort einen kein Mensch.
Haering: Und wozu der ganze Aufwand?
Ich habe fünf Jahre an der deutschen Schule in Thessaloniki unterrichtet, eine wunderbare Zeit in einem wunderbaren Land. Dass ich in Griechenland gelandet bin, war aber trotzdem eher Zufall. Ich habe dort einen Sprachkurs besucht und kann wenigstens Alltags-Griechisch. Interessant war, wie wenig man von so einem Land wie Griechenland weiß, obwohl es doch relativ nah liegt.
Haering: Sind Sie mal Otto Rehagel begegnet?
Ich habe immer versucht, ihn mal an die Deutsche Schule einzuladen, aber es ist mir nie gelungen, obwohl wir beide aus Essen kommen. Aber ich bin regelmäßig zu Paok Saloniki ins Stadion gegangen. Da haben die Auswärtsfans übrigens immer Stadionverbot, weil es dort wirklich oft Randale gegeben hat. Die Mannschaften spielen also immer nur vor ihrem heimischen Publikum. Zuletzt war ich übrigens stellvertretender Schulleiter an einer Eliteschule des Sports in Leverkusen. Wir hatten dort die besten jungen Fußballer von Bayer Leverkusen. Da musste ich mich allerdings zurückhalten, denn eigentlich bin ich Gladbach-Fan.
Integration klappt besser als gedacht
Wie es ist, sich woanders einzuleben, haben Sie dann ja selbst erfahren. Bei Ihnen an der Schule wurden Quereinsteiger-Klassen für rumänische und bulgarische Schüler eingerichtet. Wie klappt es mit der Integration in den Schulalltag?
Haering: Bisher klappt es besser als wir gedacht haben. Im Moment sind es noch hauptsächlich bulgarische Kinder, die in unsere Quereinsteiger-Klassen gehen. Lehrer, Eltern und unsere Schüler sind alle sehr engagiert. Wir haben ein Patenschaftsprogramm aufgelegt, bei dem sich unsere Schüler um bulgarische Schüler kümmern werden.
Vermutlich werden später die wenigsten von ihnen ein Gymnasium besuchen, aber sie gehören auch zum Landfermann. Unsere Schüler lernen viele Sprachen, bereisen die ganze Welt, das ist sicher eine interessante Erfahrung für sie. Das Landfermann ist schließlich als Europaschule zertifiziert und das leben wir auch.
Wie wollen Sie das Landfermann in der Duisburger Schullandschaft positionieren?
Haering: Das Landfermann hat mit seinem neuen Neigungskurskonzept einen interessanten Ansatz gefunden, hohen Anspruch und persönliche Interessen der Schüler zu kombinieren. Die Schüler können hier schon früh selbst wählen, wie stark, wie intensiv und wie breit sie ihre Talente in welchen Fächern fördern wollen. Das soll so bleiben und das unterscheidet uns auch von anderen Schulen. In einer Stadt wie Duisburg ist ganz sicher Platz für mehrere sehr gute Gymnasien. Vielleicht ist gerade das eine besondere Stärke von Duisburg.