Duisburg. . Am Landfermann- und am Mercator-Gymnasium ist der doppelte Abiturjahrgang bereits im Ziel. Was andere Gymnasien erst im nächsten Schuljahr erleben, haben diese Schulen hinter sich. Die Herausforderung lag vor allem im Bereich der Logistik.

Die letzten mündlichen Prüfungen sind durch, die Vorbereitungen für den großen Abi-Ball gehen in die heiße Phase. So sie bestanden haben, zählt Duisburg dieses Jahr 2260 Schüler mit Abitur, laut amtlicher Statistik waren 1574 Schüler im letzten Jahrgang der Sekundarstufe II des Gymnasiums sowie 686 Schüler an den Gesamtschulen.

Das Landfermann und das Mercator-Gymnasium schieben die Zahl im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe, weil hier bereits jetzt die Doppeljahrgänge ihr Abitur gemacht haben. Diese beiden Gymnasien gehören zu landesweit 14 Schulen, die G8 ein Jahr früher begonnen haben und die jetzt von ihren Erfahrungen berichten können. Gemeint ist damit die verkürzte Schulzeit von insgesamt 13 auf 12 Jahre bis zum Abitur. An anderen Gymnasien steht der Doppeljahrgang erst im nächsten Jahr zum Abi an.

Eine Herausforderung sei vor allem die Logistik

Gabriele Boden, Leiterin des Mercator-Gymnasiums, empfindet die Zeit im Rückblick als „unspektakulär und unaufgeregt“. Eine Herausforderung sei vor allem die Logistik, „man muss die Termin- und Raumpläne genau stricken“. 176 von 181 Schülern kann sie bald ein Abiturzeugnis in die Hand drücken. Schwierig war es auch, das richtige Lehrmaterial zu bekommen, da die Verlage für die Großproduktion ja noch Zeit hatten. „Wir haben improvisiert und zum Beispiel Bücher aus Baden-Württemberg benutzt“, beschreibt Boden. Bei den diversen politischen Änderungen während der Pilot-Phase habe sie „immer nur kurz die Luft angehalten, um dann zu gucken, wie man darauf wieder reagieren muss“.

Der Altersunterschied zwischen den G8- und G9-Kindern habe kaum eine Rolle gespielt. Für die Größeren hatten die Kleineren „Welpenschutz“ und die Kleineren waren sich der besonderen Situation bewusst „und stiegen mit großer Würde in ihre neue Lebensphase ein“. Eine Integrationsfahrt gleich zu Beginn mit damals noch fast 200 Kindern habe eine homogene Gruppe geformt, lobt Boden das Engagement ihres Kollegiums.

„Die pubertäre Unlust" wandert in die Oberstufe

Ob das verkürzte Abitur am Ende eine gute Entwicklung ist, werde man sehen, wenn es zur Normalität gekommen ist. Bedenken hat Boden, weil „die pubertäre Unlust in die Oberstufe wandert und wenn die Reife und Einsichtsfähigkeit nicht so ist, wie sie sein sollte, kann man das später nicht mehr gut machen“, bedauert die Lehrerin.

Auch am Landfermann-Gymnasium hat vor allem der logistische und technische Mehraufwand das Lehrerkollegium vor eine Herausforderung gestellt. „Es ist ein erheblicher organisatorischer und verwaltungstechnischer Aufwand, für 249 Schüler passende Rahmenbedingungen zu schaffen. Räume müssen gefunden und mit Stühlen und Tischen versehen werden, während der normale Unterrichtsbetrieb weiterläuft“, erklärte Lehrerin Heike Auras zu Beginn der Abiturprüfungen. Außerdem waren die Computersysteme noch nicht ganz ausgereift, da der doppelte Abiturjahrgang in NRW flächendeckend erst 2013 in die Prüfungen geht.

Mehr Beratungsarbeit

Neben der technischen Organisation mussten die Lehrer vor allem auch mehr Betreuungs- und Beratungsarbeit leisten. Einige der jüngeren Schüler seien verunsichert, wüssten noch nicht so recht, was sie studieren sollen oder welche Berufsausbildung ihnen zusagt. Immerhin sind viele von ihnen nicht mal 18 Jahre alt, wenn sie ihr Abitur ablegen. Zwei Schüler sind im nächsten Jahr sogar erst 16, wenn sie am Landfermann-Gymnasium ihr Abitur machen. Am Sinn des verkürzten Abiturs zweifeln einige Lehrer. Es fehle nicht nur die Zeit, um sich beruflich zu orientieren, sondern auch, um sich persönlich zu entwickeln.

Das fehlende Schuljahr wird aufgefangen, indem die Kinder Ganztagsunterricht erhalten. Am Ende haben sie dann etwa genau so viele Wochenstunden gehabt wie Schüler, die 13 Jahre bis zum Abi absolviert haben. Durch den Nachmittagsunterricht bleibt weniger Zeit für Sportvereine, Musikschule oder ein Treff mit Freunden.