Duisburg. 90 schulpflichtige Kinder, vornehmlich aus Bulgarien und Rumänien, haben derzeit keinen Platz in einer der Vorbereitungsklassen gefunden. Zum nächsten Schuljahr werden auch am Landfermann-Gymnasium in Duisburg 30 Zuwanderer beschult.
Zum kommenden Schuljahr wird das Landfermann-Gymnasium erstmals 30 Kinder aus Zuwandererfamilien, so genannte „Seiteneinsteiger“, beschulen. Aktuell gibt es in Duisburg 23 solcher Vorbereitungsklassen an Haupt-, Gesamt- und Realschulen sowie an einem Berufskolleg. Jetzt sollen die vor allem aus Rumänien und Bulgarien stammenden Kinder auch am Gymnasium zunächst Deutsch und später Grundkenntnisse lernen, um sich in unserer Gesellschaft bewegen zu können. Das erklärt der kommissarische Schulleiter Detlev Kleinschnellenkamp.
Am Landfermann geht man davon aus, dass die Kinder im Sinne einer Integration punktuell am Fachunterricht etwa in Kunst oder Sport teilnehmen können. „Aber noch wissen wir ja nicht, welche Kenntnisse die Kinder mitbringen, ob sie etwa alphabetisiert werden müssen“, sagt Kleinschnellenkamp. Für die Gymnasiallehrer sei es jedenfalls etwas ganz Anderes. „Wir wollen positiv gestimmt die Aufgabe angehen und wir werden unser Bestes geben“, beschreibt der Schulleiter. Über die Entscheidungsprozesse habe er nach und nach alle Ebenen informiert.
Bei einigen Eltern gibt es Ressentiments
Die Stimmung im Haus ist seither nicht nur positiv: Es gibt Ressentiments gegen die Schüler, in der Elternschaft sorgt sich mancher um die Sicherheit seines Nachwuchses. „Bei 1200 Schülern ist das nicht die Meinung der Mehrheit“, ist Kleinschnellenkamp sicher. Von Seiten der Schülervertretung kam das Signal, an einem Patenprojekt interessiert zu sein.
„Wir sind doch eine Europa-Schule, wollen international ausgerichtet sein“, erinnert er. Die Schüler passten zur Schule, auch wenn die inhaltliche Ausrichtung neu sei. Als vor 15 Jahren viele Russland-Deutsche an die Schule kamen, habe es ähnliche Ressentiments gegeben, „aber daraus sind ganz hervorragende Schüler erwachsen“. Er will den Ängsten so gut wie möglich begegnen, plädiert aber auch an die Eltern: „Lassen sie die Kinder erst mal zu uns kommen.“
Alle Schulen bieten Vorbereitungsklassen für Migrantenkinder an
Warum die Wahl auf das Landfermann fiel, begründet Ralf Hörsken, der Leiter der Bildungsholding, mit Platz und Lage. Für die vor allem aus Hochfeld kommenden Schüler sei die Stadtmitte gut erreichbar, zudem nutze das Landfermann befristet auch die Räume des leergezogenen Friedrich-Albert-Lange-Berufskollegs. Die Vorbereitungsklassen seien auf maximal zwei Jahre befristet, das Immobilienmanagement könne das Kolleg weiter vermarkten.
Elisabeth Pater, die Leiterin des Referats zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA), koordiniert die Übergangsklassen. Sie erinnert: „In Duisburg ist es seit über 20 Jahren Konsens, dass sich alle Schulen an der Beschulung neu eingereister Kinder beteiligen.“ Angesichts der Zahlen – aktuell stehen über 90 schulpflichtige Kinder auf der Warteliste für einen Platz in einer Klasse – sei es „ein absolutes Erfordernis, dass sich auch diese Schulform beteiligt“. Man muss sagen: wieder. In der Vergangenheit hatten das Mercator- und das Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium bereits solche Klassen, so Hörsken.
Manche der Kinder waren noch nie in irgendeiner Schule
Am Donnerstag beginnt für 20 Lehrer eine Fortbildung des RAA, Pater erlebt sie als „beeindruckend positiv und vielfältig interessiert“ für die Thematik. Ihre Qualifizierung sei um so wichtiger, als die nun kommenden Schüler im Schnitt weniger kontinuierliche, manchmal gar keine Schulerfahrung hätten. Eine längere Aufenthaltsdauer in den Vorbereitungsklassen werde die Folge sein. Dennoch müsse man ihr Potenzial sehen. „Viele sind begierig darauf, Bildung angeboten zu bekommen“.
Sorgen mancher Eltern wertet Pater als „Signal für Unterstützungsbedarf“. An anderen Schulen hätten anfängliche Sorgen zu mehr Aktivität auf allen Ebenen geführt, inklusive der interkulturellen Berater des RAA.