Duisburg.

Am Stahl-Gerippe am Museum Küppersmühle tut sich was: Am Montag begutachtete ein Sachverständiger nochmals die schweren Mängel an den Schweißnähten, die im Juni 2011 zum Aus der Skandal-Baustelle führten. Und es tut sich noch mehr: Nach WAZ-Informationen soll sich die Gebag noch 2012 mit den Sponsoren des Erweiterungsbaus einigen. Die bisherigen Geldgeber sind zudem offenbar gewillt, dann ohne die Gebag den Museumsbau zu verwirklichen. Ob oben auf den Silos oder bodenständig neben dem Museum, das ist aber noch nicht klar.

Bei der Gebag hofft man auf einen Schlussstrich unter das missglückte Abenteuer des spektakulären Museums-Quaders, dessen Kosten auf 70 Mio € explodiert waren. Der Skandal kostete der Gebag-Spitze den Job und die städtische Wohnungsbautochter Millionen. In langen Verhandlungen mit dem Mäzen-Ehepaar Ströher, das angesichts der Kostenexplosion ebenfalls die Reißleine zog, scheint eine Einigung in Sicht. Danach sollen die Darmstädter Kunstsammler schon jetzt Eigentümer der Küppersmühle werden und nicht erst 2020.

Viel Schrott, aber auch viel Kunst

1300 Tonnen Stahl praktisch für die Katz: Das Stahlgerüst weist derart große Mängel an den Schweißnähten auf, dass es als sicher gilt, dass es verschrottet werden muss.

In dem geplanten Erweiterungsbau sollte auf 2000 qm Platz geschaffen werden für weitere Bestände der Ströher-Sammlung, die teils im Museum Küppersmühle zu sehen ist.

Zugleich hätte die Gebag in dem Vergleich die Chance, aus der aufgebürdeten Bauverpflichtung für die Museumserweiterung herauszukommen. Umsonst ist das nicht zu haben: Die Gebag müsste schon geleistete Zahlungen für den Flop-Bau in den Wind schreiben und auch die zehn Mio € aus dem Not-Verkauf der Dinslakener Wohnungsbau, die ohnehin schon auf einem Sonderkonto festliegen. Alles in allem weit über 20 Mio Euro. Dafür wäre die Gebag raus aus dem Schlamassel. Mit ihr würden Ströhers ohnehin gewiss das Museumsprojekt nicht fortsetzen wollen.

Sponsoren entscheiden, ob am Innenhafen weitergebaut wird

Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen, dass Ströhers an ihrem Museumsprojekt festhalten wollen, also weiterhin zum Standort Duisburg stehen und am Innenhafen Raum und Platz für ihre bedeutende Kunstsammlung schaffen wollen. Bei den Planungen ist die Gebag aber außen vor. Es heißt, dass Architekten und Planer der Darmstädter mögliche Varianten skizzieren und durchrechnen. Dazu hat es offenbar auch Treffen mit dem Essener Evonik-Konzern, dem zweiten Sponsor, der 10 Mio € zugesagt hatte, gegeben.

Küppersmühle

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    Bei ihnen liegt nun die Entscheidung, ob am Innenhafen weiter gebaut wird. Evonik und Ströhers schweigen dazu beharrlich – sie haben genug von Negativ-Schlagzeilen. Gänzlich offen ist dabei, ob die Küppersmühle ihre transparente Kunsthaube bekommen würde oder nicht. Technisch machbar scheint das trotz des Gebag-Desasters zu sein. Mehrere Baufirmen hatten Angebote abgegeben. Auch der ehemalige Chefbauleiter der leitenden Projektfirma WSP hatte gegenüber der WAZ im Mai betont: „Das ist kein Hexenwerk.“

    Mit der WSP liegt die Gebag derzeit freilich im Rechtsstreit um Schadensersatzforderungen wegen fehlerhafter Bauüberwachung. Gleichzeitig laufen die Verfahren gegen die Stahlbaufirma. Bis Gutachterfragen nicht geklärt sind, kann das Stahlgerüst im Beweissicherungsverfahren am Innenhafen aber nicht verschrottet werden. Auch vom Ergebnis der gestrigen Ort-Besichtigung des Gutachters, der sich mit einer kleinen Hebebühne in das rostige Stahlgewirr hieven ließ, hängt ab, wie schnell das Stahlgerüst verschwindet. Erst dann kann – wenn überhaupt – über weitere konkrete Zeitrahmen für einen möglichen Museumsbau an der Küppersmühle spekuliert werden.