Duisburg.

Von den 100 Jahren des Duisburger Theaters hat Hans Lunebach 77 Jahre miterlebt. Als Siebenjähriger besuchte er seine erste Vorstellung im Haus am König-Heinrich-Platz, von 1965 bis 1993 leitete er das Theater- und Konzertamt und hatte damit beste Einblicke ins Duisburger Theaterleben.

Regelmäßige Theaterbesuche müssen früher zum Familienalltag in Duisburg gehört haben, wenn man Hans Lunebach glauben darf. 1928 geboren und am Hochfelder Markt aufgewachsen, erlebte er 1935 gemeinsam mit seiner Mutter mit „Peterchens Mondfahrt“ seine erste Kindervorstellung. Später besuchte er als Schüler des Mercator-Gymnasiums regelmäßig die Jugendvorstellungen. Als erste Oper sah er Albert Lortzings „Undine“.

Über eine Stelle als Assistent der Kulturdezernenten Paul Dietrich und Dr. Wilhelm Wehner wurde Lunebach schließlich 1965 Leiter des Theater- und Konzertamtes, einem Posten, der heute so nicht mehr existiert und auf mehrere Personen aufgeteilt ist.

280 Vorstellungen pro Saison

Wenn Lunebach von 280 Vorstellungen berichtet, die früher in jeder Spielzeit in Duisburg über die Bühne gingen, gerät man ins Staunen über die hohe Zahl. Lunebach schlüsselt die Verteilung der Vorstellungen auf: „Die Deutsche Oper am Rhein bot pro Saison elf Opern- oder Ballettpremieren und spielte insgesamt 150 bis 160 Vorstellungen.

Dazu kamen die Schauspielgastspiele, etwa 110, überwiegend vom Schauspielhaus Düsseldorf, in den 60er Jahren ein Teil vom Schauspielhaus Bochum. Nach deren Fusion mit der Oper in Gelsenkirchen auch von den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach. Anfang der 80er Jahre reduzierten sich die Schauspielgastspiele, weil die Nachfrage zurück ging.“

Als Leiter des Theater- und Konzertamtes hat Lunebach auch gelegentlich in alten Akten gestöbert, so in jenen über die Gründung der Deutschen Oper am Rhein: Eigentlich sei der große Schauspieler und Regisseur Gustaf Gründgens der Duisburger Wunschkandidat als Generalintendant der Vereinigten Opern- und Schauspielbühnen von Duisburg und Düsseldorf gewesen. Doch da Gründgens Heimatstadt Düsseldorf kein Interesse zeigte, wechselte er ans Hamburger Schauspielhaus, was alle rheinischen Pläne mit ihm zunichte machte.

Herausragende Premieren nach Duisburg geholt 

Mit der Deutschen Oper am Rhein war Hans Lunebach an vielen Auslandsgastspielen beteiligt, auch in den damaligen Ostblock: „1970 sind wir mit Bernd Alois Zimmermanns ,Die Soldaten’ in Warschau gastiert. Man kann sich heute gar nicht vorstellen, was es bedeutet hat, diese Antikriegsoper in einer kommunistischen Diktatur zu spielen.“

Als die Rheinoper schließlich 1987 für zwei Wochen am Moskauer Bolschoi gastierte, erlebte man sogar die Landung des Kremlflieger Matthias Rust auf dem Roten Platz.

Für besondere Anlässe gelang es Hans Lunebach, herausragende Premiere nach Duisburg zu holen. Als 1970 der Zuschauerraum in der jetzigen Form umgebaut worden war, wollte Rheinopern-Intendant Grischa Barfuss die Spielzeit mit Repertoire-Vorstellungen beginnen.

Hans Lunebach wünschte sich jedoch eine festliche Premiere und erhielt diese schließlich mit einer neuen „Aida“, mit der am 10. Oktober 1970 die Spielzeit eröffnet wurde. Am Pult stand der legendäre Toscanini-Schüler und ehemalige Generalmusikdirektor Alberto Erede.

Stürmischer Applaus

Gern erinnert sich Hans Lunebach an die Heimkehr des Duisburger Tenors Rudolf Schock an seine erste Wirkungsstätte. Als im Dezember 1984 Lortzings „Zar und Zimmermann“ mit dem Schock-Schützling Karl Ridderbusch in der Rolle des van Bett Premiere hatte, gehörte Schock zu den Gästen dieser Aufführung. Lunebach: „Ich hatte Rudolf Schock und seine Ehefrau in der Mitte der vierten Reihe im Parkett platziert. Als Schock nach der Pause den Zuschauerraum betrat und vom Publikum erkannt wurde, applaudierten ihm die Duisburger stürmisch. Das hat ihn sehr berührt, wie er auch später in seiner Autobiographie geschrieben hat.“

Rückblickend auf sein Wirken stellt Lunebach mit Anspielung auf das Schiller-Zitat am Portikus fest: „Mein Theater ist der Ort, wo ich 28 Jahre mit allen seinen Höhen und seinen Tiefen gearbeitet habe.“

WAZ-Leser im Stadttheater

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