Eine nicht alltägliche Führung durchs Stadttheater Duisburg
•
Lesezeit: 4 Minuten
Duisburg. Die Zeitung öffnet für ihre Leser in diesem Sommer wieder Türen, die ihnen sonst verschlossen bleiben. Zum Auftakt der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ hoben sich gestern die Vorhänge des Stadttheaters.
Auch in diesem Sommer öffnet die WAZ wieder Türen, die ansonsten verschlossen bleiben: Zum Auftakt der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ hoben sich gestern die Vorhänge des Stadttheaters und offenbarten einen Blick in die wundersame Welt von Schauspiel, Tanz und Musik. 20 Leser staunten über die Vielseitigkeit des Theaters, dessen spannendsten Geschichten im Verborgenen liegen.
Mit geheimnisvollem Unterton in der Stimme begrüßte Ute Saalmann die Teilnehmer der Führung auf der großen Bühne: „Was Sie nun sehen werden, sind die leeren Hallen unseres Theaters. Und dennoch halten sie zahlreiche Geschichten und Überraschungen bereit“, kündigte die Leiterin des Stadttheaters an.
Eigene Wäscherei und Schreinerei
Und die erste Überraschung ließ nicht lange auf sich warten: Mehr als 26 Meter reicht der Bühnenraum in die Höhe, unzählige Lichter, Vorhänge und Seilzüge hängen von der Decke – ein imposanter Anblick. Doch gesteuert wird all die Technik von einem einzigen, kleinen Pult. Über einen Joystick steuert Sven Schmitt, Vorhandwerker der Maschinerie, die verschiedenen Bühnenteile, bewegt die tonnenschwere Beleuchtungsbrücke. „Früher mussten das alles viele Menschen machen“, erzählt Schmitt. „Heute geht es viel einfacher – und viel sicherer.“
Bis zu 800 Lichter seien für eine einzelne Vorstellung von „Cinderella“ eingesetzt worden, erinnert sich Norbert Schmidt, der als Hausinspektor im Stadttheater wohnt. Entsprechend groß sei der Stromverbrauch: „Wir liegen im Bereich einer Kleinstadt, zahlen meist sechsstellig“, rechnet er vor.
Sommerserie WAZ öffnet Pforten
1/27
Schmidt ist es auch, der mit Anekdoten aus seinen 23 Jahren Amtszeit die WAZ-Leser immer wieder verblüfft. Etwa mit Geschichten über den „eisernen Vorhang“: „Der dient im Brandfall als Sicherheitssperre zum Publikumssaal. Ab und an verfangen sich mal Teile von Vorhängen in den Lampen. Das macht uns nicht weiter nervös, weil hier ja alles schwer entflammbar ist und wir immer die Feuerwehr vor Ort haben. Einmal hat es wirklich aktiv hinter den Kulissen gebrannt. Der Schwelbrand war aber schnell unter Kontrolle und die Gäste haben erst aus der Zeitung erfahren, dass es während der Vorführung ein Feuer gab. So war es sicherer, als den gesamten Saal zu evakuieren.“
Filzstiftbotschaften der Mitarbeiter
Mit dem Lastenaufzug fährt die Gruppe in die obere Etage des Theaters, mit Filzstiften haben Mitarbeiter des Hauses hier ihre Botschaften auf den metallenen Wänden hinterlassen. „Der alte Aufzug war mir lieber, der war rundherum offen“, juxt Führungsleiter Schmidt. „Mit dem haben wir uns einmal verkeilt und hingen vier Stunden hier herum.“ Das Nachfolgermodell hingegen bringt die Besucher sicher nach oben, wo die Möbelkammer und eine Schreinerei beherbergt sind. „Das bleibt ja alles vor einem versteckt, wenn man nur in die Vorstellungen geht“, wundert sich eine Leserin.
Höhepunkt des oberen Stockwerks ist der „dritte Rang“, eine Kleinkunstbühne, die fast ein halbes Jahrhundert lang ungenutzt war. Unverputzte Backsteinwände und kaputte Säulen verleihen dem Raum einen einzigartigen Charme. „Das soll auch so bleiben. Hier ist während des zweiten Weltkriegs auch die Bombe durchgegangen“, erzählt Hausinspektor Schmidt. Mittlerweile tritt der Jugendclub des Theaters, der „Spieltrieb“, in dem kleinen Raum auf.
Eine unscheinbare Tür führt die Gruppe auf den „Kronenboden“, in dem einst zwei gewaltige Kronleuchter hingen, um den Publikumssaal zu beleuchten. „Die Kronleuchter sind beim Wiederaufbau des Theaters Mitte der 1950er Jahre abhandengekommen. Wie so viele Dinge“, erklärt Schmidt. „Doch in jeder spielfreien Zeit wird das Haus ein wenig ausgebessert, so dass es seine unvergleichliche Ausstrahlung zurückgewinnt.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.