Duisburg. . Vier Unterstützervereine für die Oper, die Philharmoniker, das Ballett und Duisburg luden am Donnerstagabend zu einer Veranstaltung zur Rettung der Kultur in Duisburg ein. Durch das Sparpaket der Stadtverwaltung sieht sich die kulturelle Szene in ihrer Existenz bedroht.
Kampfstimmung stand auf dem Programm bei der Veranstaltung zur Rettung der Oper Donnerstagabend im Theater Duisburg. Musikalisch jedenfalls mit dem „Tag des Zorns“ und dem abschließenden Aufruf: „Zu den Waffen!“ Die Klänge dazu lieferten die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von Axel Kober, die Kompositionen stammen in beiden Fällen von Mozart („Requiem“ und „Le nozze di Figaro“).
Kampfstimmung herrschte durchaus auch im Publikum, das den Großen Saal samt den beiden Rängen bevölkerte, ebenso bei Künstlern und Kulturschaffenden, die vor und nach der Informationsveranstaltung mit Aktionen auf die Misere, die Duisburg durch den Verlust der Oper ins Haus steht, aufmerksam machten. Alles sehr kultiviert, auf Krawall gebürstet war niemand.
Auch die Akteure auf der Bühne, die für den kulturellen Teil des Abends sorgten, zogen mit ihren Mitteln in die Schlacht um die Verlängerung des Opern-Vertrages und damit auch um den Erhalt des Theaters Duisburg, das ausgerechnet im Jahr seines 100. Geburtstags mit einem solchen Damokles-Schwert ringen muss. „Duisburg hat immer hinter seinem Theater gestanden“, verwies Hermann Kewitz, Vorsitzender des Vereins „pro Duisburg“, darauf, dass die Bürger dieser Stadt einst 1912 und nach dem Zweiten Weltkrieg das Theater zwei Mal aus eigener Kraft aufgebaut haben. „Lassen Sie uns alles tun, um dieses Haus zu retten“, forderte Kewitz die Anwesenden auf, sich für das Theater einzusetzen. Kewitz: „Das gilt auch ausdrücklich für das Schauspiel an diesem Theater mit seinem Jugendclub Spieltrieb.“
Opern-Ehe auf der Kippe
Zum 31. Juni 2012 müsste Duisburg den Opernvertrag fristgerecht für weitere fünf Jahre ab Juli 2014 verlängern. Im Rahmen des Sparkonzeptes will die Stadt aber die Opern-Gemeinschaft mit Düsseldorf ab August 2014 beenden.
Der Kulturhaushalt beträgt 37,2 Millionen Euro. Das sind 2,67 % des gesamten städtischen Haushalts. Abgerechnet die Einnahmen von 2,5 Mio. ergibt sich für die Kultur ein Zuschussbedarf von 35,2 Mio. Euro.
Zur Konsolidierung des Haushalts sollen im Kulturbereich 20 % des Zuschusses gespart werden, also 7 Mio. Wird der Opernvertrag nicht verlängert, spart die Stadt 11 Mio. Euro ein. 7 Mio. dienen der Konsolidierung, die restlichen 4 Millionen verbleiben im Kulturetat.
Mit „pro Duisburg“ hatten auch die Ballettfreunde der DOR, der Freundeskreis Deutsche Oper am Rhein sowie die Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker zu diesem Abend eingeladen. Für die Freunde der Philharmoniker sprach deren Vorsitzende Dr. Doris König: „Wir wünschen und fordern von den verantwortlichen Politikern ein zukunftsfähiges Konzept und kein sinnloses Streichkonzert.“
Was das zur Folge haben kann, führten der Duisburger Schulchor und die Duisburger Philharmoniker tönend aus. Zu den Klängen von „What shall we do with the drunken sailor“ sangen die Mädchen und Jungen „Schiller auf dem Giebel habt ihr uns geschrieben. Das ist ein Versprechen. Nie dürft ihr es brechen!“
Die Philharmoniker indes demonstrierten eindringlich und nicht ohne sich bei Franz Schubert dafür zu entschuldigen, was aus seiner „Unvollendeten“ werden würden, wenn man dem fiktiven Sparvorschlag eines Kämmerers folgen würde, indem man etwa Bläser und Streicher wegrationalisiert sowie 16-tel Noten zwecks sinnigeren Einsatzes von Arbeitskraft auf- und abrundet. Diese Bearbeitung, die nur etwa vier Minuten Musik statt 20 zur Folge hatte, dirigierte Duisburgs neuer Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi mit sichtlichem Vergnügen. Diese Bearbeitung stammte aus der Feder von Friedmann Dreßler, der für die Philharmoniker erklärte: „Wir sind Optimisten. Wir kämpfen.“ Wie zu erleben war - mit Humor. Noch!