Duisburg. . Nach der Geburt ihres Kindes bekommen Eltern in Duisburg Babytrageschalen als Geschenk. Dort gibt es seit zwei Monaten Babyschalen und Schlafsäcke für Neugeborene. Dies soll Eltern anlocken.

Als erstes kam offenbar der private Krankenhaus-Betreiber Helios auf die Idee. Frisch gebackenen Eltern spendierte der Träger in manchen Kliniken, zum Beispiel in der Nachbarstadt Krefeld, nach der Geburt ihres Kindes einen „Maxi Cosi“. Die Babytrageschale als Geschenk sprach sich schnell herum. Auch in diversen Internet-Foren, in denen sich junge Mütter austauschen. „Wie krass ist das denn? Seid Ihr Privat-versichert?“, fragte eine Mutter in die Runde.

Was es an Geschenken gibt, werde von einigen Elternteilen schon bei Infoabenden und Führungen durch die Kreißsäle nachgefragt, berichten Mitarbeiter auf den Geburtsstationen. Offenbar tragen die „give aways“, wie man die Werbegeschenke auf neudeutsch nennt, auch zur Wahl des Krankenhauses für die Geburt bei. Fakt ist jedenfalls: Inzwischen ziehen andere Häuser nach.

Klinikum Duisburg zieht mit "give aways" nach

Seit zwei Monaten tragen auch die Mütter, die im Klinikum Duisburg entbunden haben, ihren Nachwuchs in einer geschenkten Babyschale nach Hause. Zudem gibt es - wie in vielen anderen Krankenhäusern ebenfalls üblich - noch einen Schlafsack für das Baby mit auf den Heimweg. Den allerdings aus „prophylaktischen“ Gründen, wie eine Sprecherin des Klinikums erklärt. Der Schlafsack soll zum einen das Risiko eines plötzlichen Kindstods senken, zum anderen verhindern, dass Eltern ihr Neugeborenes sonst mit Decken zu warm zudecken.

Geburtenrate, Rückgang, Babyboom und Erfahrungen

Eine Meldung erschreckt das Land: Das Statistische Landesamt veröffentlichte Mitte der Woche „die bisher niedrigste Geburtenzahl seit Bestehen des Landes NRW“. Um knapp drei Prozent ging die Zahl der Neugeboren landesweit zurück.

Duisburg trifft es nicht ganz so schlimm. Der Rückgang liegt bei zwei Prozent, 4103 Kinder wurden 2011 geboren. Das sind allerdings immer noch mehr als in den Jahren 2008 (4076) und 2009 (4098).

Da überrascht die Nachricht aus dem Klinikum Duisburg: Bis gestern sind dort seit Beginn des Jahres 679 Kinder geboren worden. Deutlich mehr als vor einem Jahr, da waren es zu diesem Zeitpunkt erst 471. Zwar zieht das Klinikum auch Patienten aus dem Umkreis an. Aber: „Der Großteil der Eltern kommt aus Duisburg“, sagt Sprecherin Ute Kozber. Babyboom in Duisburg also? Geburtenstärkste Monate waren der Mai mit 100 und der Juli mit 99 Geburten.

Am Bethesda, dem Krankenhaus mit den meisten Geburten in Duisburg, liegt die Zahl bei 710 Neugeborenen, und damit fast auf dem Stand des Vorjahres (720).

Am Helios-Klinikum St. Johannes in Hamborn wurden im Vorjahr 882 Kinder geboren. Im ersten Halbjahr 2012 waren es 417. „Erfahrungsgemäß werden im 2. Halbjahr mehr Kinder geboren“, sagt Sprecherin Marina Dorsch.

Das gibt Hoffnung, denn bei der Stadt wurden bis zum 31. Mai erst 1671 Kinder neu gemeldet, hochgerechnet weniger als 2011.

Statistisch gesehen hat jede Duisburgerin zwischen 15 bis 49 Jahren im Schnitt 1,42 Kinder – mehr als im Landesschnitt (1,36).

Im Bethesda-Krankenhaus, das mit rund 1300 Geburten im Jahr die größte geburtshilfliche Abteilung in Duisburg hat, gibt es statt eines Schlafsacks bislang nur ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich bin ein Bethesda-Baby“. Und auch keine Babytrageschale, für die man im Fachhandel mindestens 70 Euro auf den Tisch legt. Aber auch das Bethesda lockt mit einem Angebot: Väter können seit diesem Monat drei Tage lang kostenlos mit Frau und dem neugeborenen Kind im Familienzimmer übernachten. Immerhin müssten Väter dafür sonst 45 Euro pro Übernachtung bezahlen.

Bethesda baut Kreißsäle komplett um

Abseits der Geschenke versuchen die Krankenhäuser im Konkurrenzkampf durch verbesserte Leistungen und Ausstattungen zu bestehen. Das Bethesda baut seine Kreißsäle komplett um, sie sollen deutlich größer werden, auch ein Empfangsbereich wie in einem Hotel soll zur Wohlfühl-Atmosphäre beitragen. Das Klinikum hatte sich mit dem neuen Chefarzt Prof. Dr. Markus Schmidt vor einem Jahr einen Mediziner mit gutem Ruf ins Haus geholt, der die vorgeburtliche Diagnostik weiter ausbaut. Im ersten Halbjahr 2012 stiegen die Geburtenzahlen im Klinikum deutlich. „An den Maxi Cosis liegt das jedenfalls nicht“, sagt Sprecherin Ute Kozber. „Die gibt es ja erst seit zwei Monaten“.

Der private Betreiber Helios verschenkt an die Neugeborenen zwar weiterhin Schlafsäcke, aber in Krefeld nicht mehr die Babyschalen. „Das war nur eine zeitlich begrenzte Aktion“, sagt Marina Dorsch.