Duisburg.

Auf Mamas Arm schnorchelt Angeline zufrieden vor sich hin. Mit Schnuller im Mund ist ihr Atem durch die Nase ganz schön laut. Und das ist das Problem: Es ist kein Schnupfen. Mama Sonja Karbach beobachtet nächtliche Atemaussetzer und das soll jetzt im ersten Duisburger Kinderschlaflabor in der Helios St. Johannes Klinik überprüft werden.

Der zehn Monate alte Wonneproppen hatte in seinem kurzen Leben schon mehr als nur einen Engel nötig. An der Grenze zur Überlebensfähigkeit in der 24. Woche geboren, hatte Angeline die Klinik den ganzen Winter über beschäftigt, erzählt Chefarzt Dr. Peter Seiffert. Jetzt geht er auf Ursachenforschung für das Schnorcheln.

Angeline protestiert lautstark

Das mobile Schlaflabor sieht klein und unspektakulär aus, kann aber alle möglichen Daten erfassen. Zeitgleich wird über eine Nasenmaske der Luftfluss gemessen, mit Brustbändern die Atembewegungen von Brust und Bauch festgehalten, mit Messfühlern die Herzfrequenz und die Sauerstoffsättigung im Blut überwacht. Bis das ganze kleine Kind verkabelt ist, ist die erste halbe Stunde schon rum.

Angeline findet das nämlich nicht so lustig, obwohl es gar nicht weh tut. Sie protestiert lautstark und gibt mit ihren rudernden Ärmchen den Ärzten den Handlungsspielraum vor, bis endlich zehn zackige Messlinien auf dem Monitor des Computers ausschlagen.

Ein Video klärt, ob das Kind zuckt oder krampft

Auf Mamas Arm hat sich die Kleine schnell wieder beruhigt, an ihrer Seite verbringt sie nun eine Nacht auf einem Familienzimmer, während die Messinstrumente ihren Dienst tun. Bei bestimmten Fragestellungen wird auch noch eine Nachtsichtkamera eingesetzt, die per Video aufklärt, ob das Kind zuckt oder krampft.

Bei der Auswertung aller Daten lässt sich dann überprüfen, ob das Schlafverhalten etwa mit den Atemaussetzern korrespondiert, ob bei tiefen Bauchatmern auch viel Luft durch die Nase strömt, ob sich bei wenig Luftdurchfluss auch die Herztöne verschlechtern und so weiter.

Alles in einer Hand

Angelines schnorchelndes Atemgeräusch kann viele Gründe haben. Da sie als Frühchen lange künstlich beatmet wurde, können Narben entstanden sein, die nun im Weg sind. Auch Zysten, Blutschwämmchen, Polypen oder gar ein eingeatmeter Fremdkörper können schuld sein. Und schließlich könnte auch das noch unterentwickelte Gehirn schlicht vergessen, regelmäßig die Atemimpulse auszusenden.

Durch die ausführliche nächtliche Diagnostik seien vermutlich „massenhaft Polypenentfernungen zu verhindern“, glaubt Seiffert, der eng mit den Kollegen von der HNO-Abteilung kooperiert. Bislang musste Seiffert die kleinen Patienten nach Datteln verweisen, wo das nächste Kinderschlaflabor ist. „Hier haben wir jetzt alles in einer Hand“, freut er sich. Und hofft angesichts des enormen Bedarfs darauf, bald noch einen Platz einrichten zu können.