Duisburg. . Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link hat lange an den richtigen Worten für die Angehörigen der Loveparade-Opfer gefeilt: „Das ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Rede meines politischen Lebens.“ Die verheerende Außenwirkung seines Vorgängers Adolf Sauerland ist nicht vergessen.

„Das ist eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Rede meines politischen Lebens“, blickte Oberbürgermeister Sören Link auf den heutigen Tag voraus, auf die Gedenkfeier für die Opfer der Loveparade vor zwei Jahren.

Seit etlichen Tagen feilt der neue Mann an der Spitze der Stadtverwaltung an den richtigen Worten für die Angehörigen der Opfer, für eine breite Öffentlichkeit: „Es geht hier nicht um die Botschaft von Sören Link, sondern um die des Duisburger Oberbürgermeisters.“ Die verheerende Außenwirkung seines Vorgängers Adolf Sauerland in den Tagen nach der Katastrophe ist nicht vergessen.

"Spannend, abwechslungsreich, aber auch stressig"

Drei Wochen währt Links Amtszeit jetzt. In seinem Amtszimmer warten ein paar Bilder, darunter ein Hannelore-Kraft-Porträt, auf ihre endgültige Position. Eine kleine Bronze-Figur von Wilhelm Lehmbruck blickt versonnen aus dem Fenster Richtung Innenhafen, hat sichtbar mehr Zeit als der Rathaus-Hausherr. „Viel arbeiten, viel lernen“, sei in den vergangenen Wochen die Devise gewesen, so Link im WAZ-Gespräch: „Unwahrscheinlich spannend und abwechslungsreich, aber auch stressig.“ Der OB-Terminplan sei sehr dicht getaktet, „und ich war kaum vereidigt, da war ich schon mittendrin“.

Sören Link (SPD) gewinnt Stichwahl

Sören Link und seine Lebensgefährtin Sonja Bartsch.
Sören Link und seine Lebensgefährtin Sonja Bartsch. © Lars Fröhlich
Als Sören Link den Ratssaal betritt...
Als Sören Link den Ratssaal betritt... © Lars Fröhlich
...wird er mit lautem Applaus und Jubelschreien begrüßt...
...wird er mit lautem Applaus und Jubelschreien begrüßt... © Lars Fröhlich
...und ist sofort von Fotografen umringt.
...und ist sofort von Fotografen umringt. © Lars Fröhlich
Sein Gegenkandidat Benno Lensdorf (CDU) holte bei der Stichwahl 28,04 Prozent der Stimmen.
Sein Gegenkandidat Benno Lensdorf (CDU) holte bei der Stichwahl 28,04 Prozent der Stimmen. © Lars Fröhlich
Innenminister Ralf Jäger, der auch Chef der Duisburger SPD ist, ist zufrieden mit dem Wahlergebnis.
Innenminister Ralf Jäger, der auch Chef der Duisburger SPD ist, ist zufrieden mit dem Wahlergebnis. © Lars Fröhlich
Bilder vom Wahlabend.
Bilder vom Wahlabend. © Lars Fröhlich
Beim ersten Wahlgang hatte Link knapp die absolute Mehrheit verpasst, nun holte er knapp 72 Prozent der Stimmen.
Beim ersten Wahlgang hatte Link knapp die absolute Mehrheit verpasst, nun holte er knapp 72 Prozent der Stimmen. © Lars Fröhlich
SPD-Ratsherr Udo Vohl beglückwünscht seinen Parteigenossen Link.
SPD-Ratsherr Udo Vohl beglückwünscht seinen Parteigenossen Link. © Lars Fröhlich
Sören Link (SPD) hat die Stichwahl gegen Benno Lensdorf (CDU) und wird neuer Oberbürgermeister in Duisburg. Bilder vom Wahlabend. Foto:
Sören Link (SPD) hat die Stichwahl gegen Benno Lensdorf (CDU) und wird neuer Oberbürgermeister in Duisburg. Bilder vom Wahlabend. Foto: © Lars Fröhlich
Gespanntes Warten auf die ersten Schnellmeldungen aus den Wahllokalen.
Gespanntes Warten auf die ersten Schnellmeldungen aus den Wahllokalen. © Lars Fröhlich
Nach dem ersten Wahlgang waren von den 13 Kandidaten Benno Lensdorf (links) und Sören Link (rechts) übrig geblieben.
Nach dem ersten Wahlgang waren von den 13 Kandidaten Benno Lensdorf (links) und Sören Link (rechts) übrig geblieben. © Lars Fröhlich
Benno Lensdorf ist froh, dass der Wahlkampf beendet ist. Der Montag ist für den Unternehmer aus Ruhrort wieder ganz normaler Arbeitstag.
Benno Lensdorf ist froh, dass der Wahlkampf beendet ist. Der Montag ist für den Unternehmer aus Ruhrort wieder ganz normaler Arbeitstag. © Lars Fröhlich
Sören Link wird am Mittwoch seinen neuen Job als Oberbürgermeister am Mittwoch antreten. Während der Ratssitzung am 4. Juli wird der neue OB vereidigt.
Sören Link wird am Mittwoch seinen neuen Job als Oberbürgermeister am Mittwoch antreten. Während der Ratssitzung am 4. Juli wird der neue OB vereidigt. © Lars Fröhlich
Nach der Wahlpräsentation im Rathaus ging es für Link ins Café Museum, dort feierte die SPD den Wahlsieg.
Nach der Wahlpräsentation im Rathaus ging es für Link ins Café Museum, dort feierte die SPD den Wahlsieg. © Lars Fröhlich
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Mit der Gedenkstätte für die Loveparade-Opfer ging es um ein hochsensibles Thema, und auch die Frage der Opernehe samt Vertragsverlängerung für den Intendanten verlangte nach einem klaren Wort. Die Bilanz der ersten Tage war jedenfalls nach Links Geschmack: Die Gedenkstätte wird errichtet, und zwar in einer würdigen Form und in enger Abstimmung mit den Angehörigen der Opfer. Und auch die Oper hat in Duisburg wieder eine Zukunft.

"Ich will klare Entscheidungsgrundlagen"

„Ich will klare Entscheidungsgrundlagen“, umschreibt der OB seine Linie. Vor allem auch wegen der finanziellen Perspektiven für die Stadt, nach seiner Einschätzung seine „größte Aufgabe“ für die nächsten Jahre. Er sei „sehr zuversichtlich“, dass der Haushaltssanierungsplan von der Bezirksregierung genehmigt werde und Duisburg ab September oder Oktober wieder handlungsfähig werde. Er bleibe bei seinem Wahlkampfversprechen: Bis Ende des Jahrzehntes komme Duisburg ohne neue Schulden aus.

Auch der versprochene Büchereiausweis für jedes Kind, das in die Schule kommt, sei in Vorbereitung. Und sogar beim Dauerärgernis Bahnhofsvorplatz ist er zuversichtlich, in absehbarer Zeit eine Lösung präsentieren zu können. Alle andere städtebaulichen Problemfelder werde man „nach und nach“ abarbeiten. Ob das mit oder ohne die Innenstadt-Entwicklungsgesellschaft geschehen wird? Das werde, sagt Link, nach gründlicher Diskussion und Gesprächen mit allen Beteiligten entschieden.

"Die Zusammenarbeit klappt ausgesprochen gut"

Auch bei der Frage nach der künftigen Zusammensetzung des Beigeordneten-Kollegiums ist Link zurückhaltend: „Die Zusammenarbeit klappt ausgesprochen gut – mit allen.“ Mit Stadtdirektor Peter Greulich, dem Wechselwünsche zu den Wirtschaftsbetrieben nachgesagt werden, arbeite er „gerne und gut“ zusammen.

Zu seinem Amtsvorgänger Sauerland hat Link noch keinen Kontakt gehabt, obwohl beide nicht weit entfernt voneinander in Walsum wohnen. Zu dessen Vorgängerin Bärbel Zieling habe er dagegen immer einen guten Draht gehabt. „Mehr als ein Gespräch“ hat Link in den vergangenen Wochen mit Alt-OB Josef Krings geführt. Von dessen „Lebensweisheit und Nachdenklichkeit“ könne er nur profitieren.

Was die Duisburger vom neuen OB erwarten

Mehr als 70 Prozent der Wähler haben dem SPD-Politiker Sören Link bei der OB-Wahl ihre Stimme gegeben. Da aber gerade einmal ein Viertel der Duisburger zur Wahl gegangen ist, haben gerade 65.000 von rund 355.000 Duisburgern dem SPD-Politiker ihre Stimme gegeben.
Mehr als 70 Prozent der Wähler haben dem SPD-Politiker Sören Link bei der OB-Wahl ihre Stimme gegeben. Da aber gerade einmal ein Viertel der Duisburger zur Wahl gegangen ist, haben gerade 65.000 von rund 355.000 Duisburgern dem SPD-Politiker ihre Stimme gegeben. © Udo Milbret/WAZ-Fotopool
In einer Straßenumfrage wollten wir deshalb wissen, was die Duisburger von ihrem neuen OB erwarten...
In einer Straßenumfrage wollten wir deshalb wissen, was die Duisburger von ihrem neuen OB erwarten... © Udo Milbret/WAZ-Fotopool
Melanie Rausch, 22:
Melanie Rausch, 22: "Ich habe für Link gestimmt und freue mich, dass er das Rennen gemacht hat. Nun darf er sich nicht nur auf die Innenstadt konzentrieren, sondern muss auch die Außenbezirke im Blick behalten. Die Arbeit der Stadtentwicklungsbüros sollten etwa mehr gefördert werden." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Lydia Sommer, 50:
Lydia Sommer, 50: "Ich appelliere an Herrn Link, nicht an der falschen Stelle zu sparen. Vor allem die Sektoren Bildung, Kultur und Infrastruktur sollten dem Rotstrich nicht zum Opfer fallen. Wünschenswert wäre es, dass er zum Thema Ehrenamt informiert und entsprechende Initiativen unterstützt." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Heinrich Muders, 83:
Heinrich Muders, 83: "Wo kein Geld ist, kann auch keines ausgegeben werden. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, sind noch mehr Schulden. Mein bescheidener Wunsch an den neuen OB wäre jedoch, für mehr Sauberkeit in den Straßen und Parkanlagen zu sorgen." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Gudrun Potempa, 51:
Gudrun Potempa, 51: "Link war nicht mein Wunschkandidat. Dementsprechend wenig Erwartungen habe ich an den „Neuen“. Ich persönlich würde mir mehr Rechte für Hundebesitzer wünschen. Die Hundesteuer kann gern erhalten bleiben – doch die Beträge sollten dem Tierheim zugute kommen." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Detlef Jeß, 70:
Detlef Jeß, 70: "Ich hoffe, dass es Link gelingt, die wenigen vorhandenen Kräfte zu bündeln und so das Maximum aus der Stadt herauszuholen. Ich wünsche ihm, dass er Parteien, Gewerkschaften, Wirtschaft und Verwaltung unter einen Hut bekommt. Duisburg kann sich keine Kleinkariertheit leisten." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Stefanie Leutink, 27:
Stefanie Leutink, 27: "Ich wünsche mir, dass unser neuer OB die Stadt mit neuen Ideen attraktiver für ihre Bürger und vor allem auch für Touristen macht. Damit meine ich keine Großveranstaltungen à la Loveparade, sondern ein vielfältiges Kulturangebot und durchdachte Bauprojekte." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Tuba Jehona, 27:
Tuba Jehona, 27: "Es wäre toll, wenn sich das neue Stadtoberhaupt mehr für Familien einsetzen würde. Ich wohne in der Stadtmitte und hier gibt es kaum kinderfreundliche Spielstätten. Auch überdachte Freizeitangebote, wo man in der kalten Jahreszeit hingehen kann, fehlen bisher völlig." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
Thorsten Tillmann, 22:
Thorsten Tillmann, 22: "Link sollte als SPD-Mann in punkto Bürgernähe mit gutem Beispiel vorangehen. Die Kriminalität müsste in einigen Stadtteilen auf jeden Fall stärker bekämpft werden. Mehr Cafés und Diskotheken könnten die Stadt außerdem auch bei Studenten beliebter machen." © Christoph Wojtyczka / WAZ FotoPo
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