Duisburg. . Jubel bei den Duisburger Sozialdemokraten, deren Kandidat Sören Link bei der OB-Wahl haushoch gewonnen hat. Bei der Stichwahl muss sich der 35-Jährige nun gegen Benno Lensdorf (CDU) behaupten. Der parteilose Michael Rubinstein ist enttäuscht, dass kein unabhängiger Bewerber in die Stichwahl geht.

Eine halbe Stunde lang sieht alles danach aus, als ob die SPD und ihr OB-Kandidat Sören Link die Stadt Duisburg im Sturm zurückerobert hätte. Eine halbe Stunde blicken sie im Ratssaal staunend auf die Leinwand und die ersten Ergebnisse aus den Stimmbezirken, die den gerade einmal 35-Jährigen konstant bei 54 Prozent sehen. Keine Stichwahl? Unglaublich! Und auch wenn die Zahl am Ende auf 48,30 Prozent sackt, die SPD feiert trotzdem. Sich selbst und vor allem Sören Link.

Vier Monate ist es her, da wurde in diesem Saal Adolf Sauerlands Abwahl als Oberbürgermeister bejubelt. Nun schiebt sich Ralf Jäger, NRW-Innenminister und Duisburgs SPD-Chef, durch die Tür und reckt die geballte Faust. Neben ihm ein in die Kameras strahlender Sören Link. „Ich freue mich, so weit vorne zu liegen, und dass ich mit meinem Konzept bei den Duisburgern so punkten konnte“, erklärt Link. Ihm gehe es sehr gut angesichts des Ergebnisses, das er wegen der insgesamt 13 OB-Kandidaten in dieser Höhe nicht erwartet hätte.

Lensdorf hofft auf einige Stimmen der Rubinstein-Anhänger

Und tatsächlich ist sein Sieg an diesem Abend ein sehr eindeutiger. Links Kontrahent bei der Stichwahl in zwei Wochen, der CDU-Mann Benno Lensdorf, erreicht mit 21,12 Prozent der Stimmen nicht einmal halb so viel wie Link. Der 69-Jährige, der als 1. Bürgermeister nach Sauerlands Abwahl diesen vertrat, gibt sich dennoch optimistisch. „Ich rechne das als Erfolg gemessen an der Ausgangssitutation“, sagt Lensdorf und: „Ich gehe davon aus, dass einige Stimmen, die jetzt an den parteiunabhängigen Michael Rubinstein gegangen sind, in der Stichwahl mir zufallen werden“.

Auch interessant

Michael Rubinstein jedoch kann seine Enttäuschung nicht verhehlen. Noch am frühen Abend sieht man den 40-jährigen Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde etwas aufgeregt, aber optimistisch zwischen seinen Unterstützern. Noch schwärmt er von dem Zuspruch, den er am Tag zuvor im Wahlkampf erfahren hat, von den vielen Schulterklopfern. Jetzt ist ihm anzusehen, dass er mehr erwartet hätte. Dabei ist er mit 11,58 Prozent Dritter geworden, noch vor der durchaus geschätzten Grünen-Kandidatin Ingrid Fitzek, die es auf gerade einmal 5,65 Prozent bringt.

Entäuschung, dass es kein Unabhängiger in Stichwahl schafft

„Ich habe so viel Herzblut in den Wahlkampf gesteckt. Ich bin enttäuscht, dass es kein Unabhängiger bis in die Stichwahl gebracht hat. Ich hoffe aber, dass die Menschen, die sich für die Abwahl Sauerlands engagiert haben, nun bei der Stange bleiben“, sagt Rubinstein.

Tatsächlich hatten sich nach dem von den Bürgern quasi erzwungenen Rücktritt Sauerlands 13 Kandidaten um dessen Nachfolge bemüht. Viele Unabhängige wie Rubinstein, die sich im Abwahlverfahren engagiert hatten, die sich für Duisburg ein Ende des lähmenden Nach-Loveparade-Zustandes wünschten. Dass man dem eloquenten wie smarten Rubinstein durchaus zutraute, es zumindest in die Stichwahl zu schaffen, ist Sonnatgabend im Rathaus deutlich zu spüren.

Auch interessant

Hat den ersten Wahlgang mit großem Vorsprung gewonnen: Sören Link von der SPD.
Von Wilhelm Klümper

Es kommt bekanntlich anders. Aber eben auch nicht so, wie es anfangs scheint, zu einem klaren Sieg des SPD-Mannes Sören Link. Noch um 18.30 Uhr staunt Theo Steegmann, der Sprecher der Bürgerinitiative Neuanfang Duisburg, über Links Ergebnisse: „Das hätte ich nicht gedacht, dass er so klar siegt“. Minuten später kippt die Situation. Die Stimmbezirke des SPD-nahen Nordens sind ausgezählt, nun ist der bürgerliche Süden an der Reihe. Am Ende sackt Link unter die alles entscheidende 50-Prozent-Marke.

Sauerland wurde seit Abwahl nicht mehr im Rathaus gesehen

Mancher, das ist häufiger zu hören, hätte sich den zweiten Wahlgang in zwei Wochen gerne erspart. Zumal die Wahlbeteiligung von gerade einmal 32,84 Prozent Übles für die Stichwahl befürchten lässt. „Sehr enttäuschend“, sagt Innenminister Jäger, „schließlich war dies doch keine Wahl wie jede andere!“.

Eine Stunde später ist der Jubel verebbt, das Rathaus wie leergefegt. Den Mann, der vor vier Monaten abgewählt wurde, hat man hier seitdem nicht wieder gesehen.