Duisburg. Von der OB-Wahl in Duisburg erhoffen sich viele Bürger einen Neuanfang für die Stadt. Sören Link von der SPD ist nun seit Sonntag Duisburgs neuer OB und bereits jetzt wird viel von dem ersten Bürger der Stadt erwartet. Es wird sich zeigen, ob dies der gewünschte Neuanfang wird.
Das neue Stadtoberhaupt werde „eine große Schüppe brauchen“, um all die Gräben zuzuschütten, die in dieser Stadt derzeit so klaffen. Sagt Hermann Kewitz, Vorsitzender der bürgerschaftlichen Vereinigung „pro Duisburg“, am „Tag 1“ nach der Wahl. Beginnt morgen also der von vielen herbeigewünschte Neuanfang?
War die Stichwahl vom Sonntag jetzt das Ende einer schier unendlichen Geschichte? Die NRZ hörte sich um – und sammelte Stimmen und Stimmungen ein.
Link muss Vertrauen zurückgewinnen
Da ist Herr Hildwein aus dem westfälischen Greven. Seine Cousine, die 21-jährige Vanessa, war am 24. Juli 2010 fröhlich nach Duisburg gefahren, um dann dort ganz jämmerlich zu sterben. Wie denkt er über die OB-Wahl vom Sonntag, die nur möglich wurde, weil im Februar 130.000 Duisburger einen OB aus dem Amt getrieben hatten, der mit der Loveparade nichts mehr zu tun haben wollte? „Natürlich ist das für mich emotional ein Neuanfang“, sagt er, „da ist jetzt in Duisburg ein neuer Mann. Von dem erwarte ich, dass er die Lehren aus dieser Katastrophe zieht. Nie wieder darf so etwas geschehen. Sein Vorgänger meinte ja, damit nichts zu tun zu haben. Wir denken jetzt positiv nach vorne.“
Während die Hinterbliebenen beginnen, Vertrauen zu fassen, haben nach Einschätzung von Hermann Kewitz, dem Vorsitzenden von proDuisburg, derzeit viele Duisburger das Vertrauen in die Politik verloren: „Die geringe Wahlbeteiligung zeigt aus meine Sicht, dass die Parteien das Vertrauen vieler Bürger verloren haben. Das ist nach der Abwahl von Oberbürgermeister Sauerland einiges in Scherben gegangen. Ich halte es für zwingend, dass der neue Oberbürgermeister Link dieses Vertrauen zurückgewinnt. Das kann nur gelingen, wenn er die Menschen mitnimmt und sie an den wichtigen Prozessen beteiligt.“
So sieht es auch Theo Steegmann, Gesicht und Stimme der Abwahl-Initiative, die vor zwei Wochen ohne Erfolg ihren eigenen OB-Kandidaten ins Rennen geschickt hatte: „Wir respektieren das Wahlergebnis und wir wünschen Herrn Link viel Erfolg. Wir hoffen, dass der von ihm versprochene neue Stil tatsächlich auch sichtbar wird in dieser Stadt.“ Das bedeute: Mehr Transparenz, mehr Bürgerbeteiligung in der politischen Tagesarbeit, Bürgerbeteiligung schon vor den Entscheidungen. Es bestehe eine gewisse Sorge, dass nach „dem roten und dem schwarzen Filz jetzt einfach wieder nur der rote Filz“ zurückkehre: Schamlose Pöstchenschiebereien ohne persönliche Qualifikation!
Es ist gut, dass „diese Interims-Situation zu Ende ist“, meint Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der IHK. „Die Stadt hat wieder einen OB, sie braucht ein Gesicht.“ Aber der neue Mann müsse unbedingt eine „Sensibilität für die Gewerbesteuer“ haben.
Die Zeit des Übergangs ist vorbei
Klare Kante auch von der Kirche. Superintendent Armin Schneider: „Sören Link muss beweisen, dass er Oberbürgermeister für alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt ist und dass sie stärker als bisher in die politischen Willensbildung einbezogen werden.“
Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke: „Die Zeit des Übergangs liegt hinter uns. Nun gilt es, die Kräfte der Stadt zusammenzuführen und neue Weichen für die Universitätsstadt zu stellen. Dies traue ich Sören Link zu.“
Die Bewohner vom Zinkhüttenplatz könnten auf den neuen OB nicht setzen, sagt BI-Sprecher Helmut Mattern. Das habe Link mit seinem Votum für das Outletcenter klar gemacht: „Dennoch möchte ich nicht mit ihm tauschen.“