Duisburg. .

Wer braucht einen Pflasterstein aus grauem Filz? Welchen Sinn hat ein Mobile aus Papieraufschnitt, Marke Blutwurst? Was nützt ein Plattenspieler aus Pappe mit Stecknadel als Tonabnehmer? Wer diese Fragen mit „niemand“, „keinen“ und „nichts“ beantwortet, der hat wohl keinen Humor oder keinen Stil. Doch der Klimbim-Connaisseur hat’s schwer. Auf der Suche nach feinen Unsinnigkeiten muss er sich meist durch Wälder aus Kunstpflanzen und Wolken von Polyvinylchlorid-Ausdünstungen quälen. Es sei denn, er schaut bei „Onkel Stereo“ vorbei.

Der kleine Laden an der Dellstraße eröffnet am Montag. Dann kann sich der Duisburger endlich mit lustigen Unsinnigkeiten wie einem Atomkraftwerk-Quartett oder Garderoben aus Kinderbüchern eindecken. Sabine und Max Nuscheler haben sich auf 23 Quadratmetern in einem ehemaligen Copy-Shop charmant eingerichtet. „Es gibt solche Schnickschnack-Läden in Hamburg und Berlin an jeder Ecke“, sagt Max Nuscheler. In Duisburg nicht.

Bücher und platten

Aber die beiden Besitzer gehen noch einen Schritt weiter und bieten nicht nur Kleinigkeiten an, die für Glücksgefühle sorgen, sondern auch Geistreiches. Denn seit Jahren führen sie den Salon Alter Hammer, einen „Verlag für Ton und Text“. So bringen sie schon lange gute Musik und Bücher über gute Musik unter die Leute. „Der Laden ist jetzt eine Erweiterung des Ganzen. Vielleicht sogar eine logische, aber ich weiß es nicht genau“, sagt Sabine Nuscheler, während sie sich lachend zwischen handgenähten Kuscheltieren und Frühstücksbrettchen umschaut.

Bücher und Platten im „Onkel Stereo“ stammen nicht nur aus dem eigenen Haus, auch Veröffentlichungen des Ventil-Verlags und von Reprodukt sowie Platten der Labels X-Mist, Dischord, Soul Jazz oder Born Bad stehen in den Regalen. „Wir gehen hier komplett durch die Genres“, sagt Max, was Sabine zur Korrektur zwingt: „Bei uns gibt es nicht ,von Abba bis Zappa!’“ Man einigt sich schließlich auf „subkulturelle Genres“. Auch beim Einkauf von Klimbim schauen sie genau hin. „Wir haben ausschließlich bei Leuten angefragt, die ihre Sachen selbst herstellen und nicht industriell fertigen“, betont Max Nuscheler. So kann bei „Onkel Stereo“ Schnickschnack guten Gewissens verkauft werden. Nur vor einem warnt Max: „Eine seltene Japanpressung der Beatles würde ich nicht auf den Papierplattenspieler legen.“