Duisburg. .

Reinold Wedekind kennt die Helden seiner Kindheit aus dem Effeff und sie spielen in seinem Leben heute noch ein große Rolle: „Nick“, „Akim“, „Prinz Eisenherz“, „Michel Vaillant“, „Sigurd“ – allesamt Comic-Helden früherer Jahre. Zu finden in einer nicht mehr zu zählenden Vielfalt an der Ludgeristraße in Neudorf im „Comic-Treff“.

„Wer glaubt, dies sei ein beschaulicher Job, der irrt sich“, erklärt der 56-Jährige und greift schon wieder zum klingelnden Telefon. Und es ist erst kurz nach 11 Uhr. Erste Kunden betreten den Laden. Irgendwie schafft er es, sie noch während des Telefongesprächs nach ihrem Wunsch zu fragen und in den richtigen Gang zu dirigieren.

Von Superman bis Isnogud

Alte Comics von Superman oder Batman? Kein Problem. Sigurd als Piccolo-Comic (passt in jede Hosentasche, meist drei Bilder pro Seite, Querformat, bekam man früher an der nächsten Bude)? Wird längst wieder nachgedruckt. Wie wäre es mit „Sissi“ für die Damen? Allerdings ist der Comic aus dem Zeichentrick-Film entstanden. Und natürlich treibt im Comic-Treff auch „Isnogud – Der bitterböse Großwesir“ sein Unwesen.

Was Eltern in den 50er und 60er Jahre gerne als Schundliteratur bezeichneten, Kindern aber Ausflüge in die Welt der Fantasie erlaubte, wird heutzutage auch von der Duisburger Stadtbibliothek nachgefragt. „Die bestellt hier und oft recht plötzlich, dann muss es schnell gehen“, erklärt der Comic-Experte zwischen dem Umpacken zweier Kartons voller Cartoons.

Nach Ausbildung und Bundeswehr entdeckte Reinold Wedekind die Comic-Welt als Erwachsener wieder. Der Dortmunder aus dem Duisburger Comic-Treff fand auf einem Flohmarkt in Herne Mitte der 70er Jahre Piccolo-Comics von „Ralf der Scout“, das Heftchen für fünf Mark. „Da war ich wieder angesteckt“, erinnert er sich. „Am 6.März 1982 habe ich dann in Dortmund den ersten Comic-Laden aufgemacht. Der lief gut bis die Stadt die U-Bahn baute. Die Baustelle vor dem Laden machte 2005 das Geschäft kaputt“, erinnert er sich leicht verbittert.

"Man kennt sich ja untereinander"

Dass er heute wieder von tausenden neuen und gebrauchten Comics umgeben im Laden steht, verdankt er Willi Mattutat, Besitzer mehrerer Comic-Läden im Ruhrgebiet, der vor einigen Jahren den Comic-Laden an der Ludgeristraße übernahm und einen fähigen Mitarbeiter suchte. „Man kennt sich ja untereinander“, erklärt Wedekind. „So einfach ist das.“

Stammkunden lassen sich von ihm Neuerscheinungen zurücklegen, Geschenkesucher blättern in hochwertigen Hardcover Comics (ab etwa 12 Euro aufwärts), Spontankunden empfiehlt er nach wenigen Worten schon einen passenden Comic im Softcover, Kinder versorgt er mit Poké Mon-Karten, Jugendliche mit Magic-Spielkarten.

Comic-Treff in Neudorf

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Wie viele Artikel im Laden stehen? „Kann ich nicht sagen“, sagt Wedekind und schüttelt den Kopf. „Aber es sind reichlich.“