Duisburg. .
Alexander Böhm ist glücklich. In dem dicken Stapel mit den Doppelten, der beinahe die Höhe einer Zigarettenschachtel erreicht, hat der 10-Jährige tatsächlich das Emblem des schwedischen Fußballverbandes entdeckt. In Blau und Gelb leuchtet es auf silberfarbenem Untergrund. Lange hat er danach gesucht. Da ist es nun! „Diese Glitzerbilder sind besonders schwer zu bekommen“, erklärt Vater Erhard Böhm die Euphorie seines Sohnes.
Das Duo aus Großenbaum gehört zu jenen etwa 60 Fußballbildersammlern, die sich diesmal bei der Tauschbörse am Wambach-Büdchen in Wedau getroffen haben.
Jeden Dienstag und Donnerstag, immer zwischen 16 und 19 Uhr, ist vor der Trinkhalle an der Ecke Kalkweg/Wedauer Straße ein Menschenauflauf zu beobachten. Hier der stadtweit beliebteste Sammelpunkt für Jäger und Sammler jener rund 550 Klebebilder, auf denen die EM-Helden aller Teilnehmerländer porträtiert sind.
Die Palette der Suchenden reicht vom achtjährigen Knirps, der mitsamt seinem Album auf dem Asphalt kauert und geduldig die Bilder der Tauschwilligen mit den handgeschriebenen Zahlenkolonnen auf seinem Zettel vergleicht, bis zum Senior, der sowohl für seinen Enkel wie auch für sich selbst die letzten Lücken in der klebenden Fotogalerie zu füllen versucht.
Das Sammelfieber ist erneut aufgeflammt
„Mein letztes eigenes Panini-Album hatte ich zur WM 1986 in Mexiko“, erzählt der 38-jährige Erhard Böhm. Doch weil sein Sohn Alexander nun zur Europameisterschaft die Sammelleidenschaft entdeckt hat, ist auch beim Vater das Fieber plötzlich aufs Neue entfacht. Und so versuchen beide nun parallel, ihr Album zu füllen. „Und fehlen noch knapp über 50 Bilder.“
Sogar für vier verschiedene Alben schaut Günter Focks hier in Wedau nach passender Tauschware. Der 59-Jährige aus Wanheim hält Tauschbörsen wie diese nicht nur für einen äußerst effektiven Weg, um die Sammlung komplett zu machen, er mag auch die Gesamtatmosphäre. „Hier wird viel über Fußball gequatscht. Die Bilder erzählen ja auch Geschichten.“ Wenn er im Bekanntenkreis erzählt, dass ein Tauschbörsentermin naht, lautet der meistgehörte Satz: „Was willst du alter Sack denn da?!?“ Jene Skeptiker würden staunen, wenn sie sehen, wie viele ältere Semester hier die Sammel- und Tauschkultur noch pflegen.
Gab es diesmal eigentlich wieder einmal einen Spieler, der besonders oft aus den Aufreißtütchen herauspurzelte. „Mich haben diesmal die Holländer hartnäckig verfolgt. Ich glaube, allein den Mark van Bommel hatte ich fünfmal doppelt“, erzählt Focks lachend. Getauscht wird auch über den Final-Sonntag und damit das Ende der EM hinaus. „Zumindest bis Mitte Juli geht die Tauschbörse weiter“, verspricht Familie Tabak, die den Kiosk betreibt.