Duisburg. . Nachdem die Duisburger Bürger Oberbürgermeister Adolf Sauerland wegen der Loveparade-Katastrophe abgewählt haben, dürfen sie am Sonntag aus 13 verschiedenen Kandidaten Sauerlands Nachfolger wählen. Falls keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhält, kommt es zwei Wochen später zur Stichwahl.

Das Wort haben die Bürger: Am Sonntag können sie entscheiden, wer die Stadt in den nächsten sechs Jahren als Oberbürgermeister führen soll. Nach der Abwahl von Adolf Sauerland im Februar und der Landtagswahl im Mai scheint allerdings die Luft ein wenig raus zu sein. Dass man sich nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen konnte und nun 13 zur Wahl stehen, macht die Entscheidung kaum leichter. Die Hoffnung vieler Bürger auf einen verwaltungs- und führungserfahrenen Kandidaten von außerhalb haben sich ebenfalls zerschlagen.

Ob es am Sonntagabend einen neuen Oberbürgermeister geben wird oder es zwei Wochen später eine Stichwahl geben muss? Vor drei Jahren reichte die einfache Mehrheit im ersten Wahlgang. Zwischenzeitlich wurde das Landesgesetz wieder geändert: Erreicht keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit von 50 plus x Prozent, gibt es eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten, die die meisten Stimmen auf sich vereinigen können. Sollte keine Stichwahl nötig sein, wird er oder sie schon bei der Ratssitzung vereidigt. Kommt es zur Stichwahl am 1. Juli, wird der Rat zu einer Sondersitzung noch vor den Sommerferien zusammenkommen.

Aktuell ist die Zahl der Briefwähler geringer

Bei der OB- und Kommunalwahl am 30. August 2009 sah es zunächst so aus, als würden sich der damals amtierende OB Adolf Sauerland und sein sozialdemokratischer Herausforderer Jürgen C. Brandt ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Doch am Ende des Wahlabends jubelte die CDU: Mit 44,6 Prozent der Stimmen wurde Adolf Sauerland im Amt bestätigt. Jürgen C. Brandt musste sich mit 38,2 Prozent geschlagen geben.

Die damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Petra Vogt sprach von einem „großen Glück für Duisburg“: Neben seinem Amtsbonus hätte auch sein sympathisches Auftreten für Stimmen bei den Bürgern gesorgt. Die Wahlbeteiligung lag 2009 bei knapp 46 %. Die aktuell vorliegenden Zahlen über die Briefwahlbeteiligung liegen unter den entsprechenden Zahlen von 2009. Das kann einerseits bedeuten, dass die Wahlbeteiligung noch geringer ausfallen wird, oder dass sich viele noch am Sonntag auf den Weg ins Wahllokal machen werden. Dass aktuell die Zahl der Briefwähler geringer ist als vor der Abwahl von Adolf Sauerland ist dagegen nicht verwunderlich: Der Termin lag mit dem 12. Februar mitten im Winter, so dass viele Bürger aus Furcht vor Eis und Schnee die Briefwahl nutzten.

Am Sonntag haben die Bürger die Wahl

Stand bei der Abwahl für die meisten Sauerland-Gegner dessen Verhalten nach der Loveparade-Katastrophe mit den 21 Toten und über 500 Verletzten im Fokus, scheint dies bei nun anstehenden Neuwahl nicht mehr so: Die aktuellen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Haushaltssanierung überschatten die Fragen, die nach der Loveparade immer noch unbeantwortet sind. Noch immer kein Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, noch immer keine klare Aussage der Politik zur Gestaltung der Gedenkstätte an der Karl-Lehr-Straße.

Die Reaktionen von Adolf Sauerland direkt nach der Katastrophe sowie in den Wochen danach, in denen er sich zwar mehrmals mit dem Gedanken des Rücktritts beschäftigte, aber schlussendlich die Übernahme der Verantwortung als oberster Dienstherr der Verwaltung verweigerte, führte dazu, dass die Bürger Sonntag die Wahl haben.