Duisburg. .
Stell dir vor, es ist OB-Wahl und alle gehen hin. So oder so ähnlich könnte man das Szenario beschreiben, das sich pflichtbewusste Demokraten für den 17. Juni wünschen. Angesichts des spektakulären Endes der Ära Sauerland zu Beginn des Jahres sei doch wenigstens ein geringer Anstieg der Wahlbeteiligung möglich. Oder nicht?
Vielleicht, gäbe es da nicht ein winziges Problem: Bei einer stichprobenartigen Umfrage auf der Königstraße haben wir erfahren, dass sich kaum ein Bürger ausreichend über die möglichen Nachfolger Sauerlands informiert fühlt. Wir trafen aber auch jene, die bereits per Briefwahl abgestimmt haben.
Es fehlt der Rummel
Rentner Hans-Peter Jürgs reagiert auf die Anzahl der zur Wahl stehenden Kandidaten beinahe schockiert: „Dreizehn Kandidaten? Das ist eine Menge. Bisher ist mir kein einziger bekannt.“ Die Plakatierung sei in diesem Jahr sehr gering, bemängelt er. Da erspähe man kaum ein Gesicht.
Dass die Duisburger OB-Wahl nach der Abwahl Sauerlands nun vorgezogen wird, ist für die Medienwirksamkeit des Ereignisses demnach nicht nur von Vorteil. Zwar genießt die Wahl wegen ihres traurigen Anlasses bundesweit besondere Aufmerksamkeit, es fehlt jedoch der übliche Rummel um die landesweiten Abstimmungen. Wählt doch normalerweise ganz Nordrhein-Westfalen seine jeweiligen (Ober-) Bürgermeister parallel an einem gemeinsamen Termin.
Auch Renate Preuß wünscht sich mehr Konfrontation mit dem OB-Thema. Sie habe sich aus Unwissenheit noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt und entscheide spontan. „Ob der Bewerber parteilich oder überparteilich ist, spielt für mich keine Rolle. Sein Konzept muss mich überzeugen“, sagt die Altenpflegerin, die sich vom neuen OB vor allem einen Ausbau der Loveparade-Gedenkstätte erhofft.
Bürger sind sich bei Inhalten einig
Auch Erstwählerin Swantje hat sich bisher wenig mit der bevorstehenden Abstimmung beschäftigt. Ein überparteilicher Amtsanwärter komme für sie jedoch nicht in Frage. „Da weiß man einfach nicht, woran man ist“, sagt die 16-Jährige. Andere hingegen freuen sich über die zahlreichen unbekannten Bewerber und bezeichnen sie als „echte Alternative“, da Duisburg endlich frischen Wind brauche. Stammwählerinnen wie Systemgastronomin Janine Ginders allerdings haben keine Lust auf Experimente.
Überraschend einig sind sich die Bürger hingegen bei den Inhalten, die sie bewegen. So solle sich das neue Stadtoberhaupt vor allem dem Großprojekt Schuldenabbau widmen, ohne dabei soziale Themen zu vernachlässigen. „Wir brauchen einen harten Hund, der die Dinge anpackt“, findet Josef Kemmeskamp, der bereits jetzt weiß, wo er am 17. Juni sein Kreuzchen macht. Der Rentner, der sich selbst als „Springer“ bezeichnet, hat sich nicht von Parteizugehörigkeiten beeinflussen lassen, sondern einzig nach Erfahrung und Kompetenz entschieden.