Duisburg. In einer gemeinsamen Sitzung diskutieren die Kulturausschüsse aus Duisburg und Düsseldorf über den Plan der Duisburger, die Opern-Ehe zu beenden. Deren Geschäftsführender Direktor Jochen Grote skizziert in einem 61 Seiten starken Papier, welche Folgen die Einsparungen bei der Oper mit sich bringen.

Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen. Aber wer sie bezahlt, der entscheidet auch über das Niveau der Musik, allein schon durch den Betrag, den er zu zahlen bereit ist.

Zu diesem Kernpunkt kommt Jochen Grote, der Geschäftsführende Direktor der Deutschen Oper am Rhein, am Schluss seines 61 Seiten starken Papiers „122 Jahre Theaterehe Düsseldorf - Duisburg - eine bedrohte Erfolgsgeschichte“, das den Kulturausschussmitgliedern beider Städte als Diskussionsgrundlage für die gemeinsame Sitzung am Dienstag in Duisburg dienen soll. Im Klartext heißt das: Wer bei der Opern-Gemeinschaft sparen will, muss sich auch über die Konsequenzen im klaren sein.

Zunächst listet Grote die Vorzüge der Theatergemeinschaft auf wie ökonomische Effizienz, hohe künstlerische Leistungsfähigkeit in Programmvielfalt und -qualität, internationales Niveau in Oper und Ballett, ein hochkarätiges, großes und dadurch flexibel disponiebares Ensemble, ein reichhaltiges und hochwertiges Konzertleben dank der für die Oper weitgehend finanzierten großen Orchester sowie ein qualitätssvolles Kinder- und Jugendangebot (über 30.000 Besucher in der vergangenen Spielzeit) als zukunftsgerichteter Bildungsbeitrag.

Duisburg will seinen Zuschuss kürzen

Dennoch lässt Grote keinen Zweifel daran, dass dieses Erfolgsmodell akut bedroht ist, und zwar durch die finanziellen Verhältnisse in Duisburg. Seit Jahren schon, so steht es in dem Papier, trage Duisburg die laufend anfallenden Sachkostensteigerungen für Material und Fremdleistungen sowie die Tarifsteigerungen beim Personal nicht mehr mit.

Zudem wolle Duisburg 2014 (der bestehende Vertrag läuft erst Mitte 2014 aus) seinen Zuschuss von netto 10,5 Millionen um 2,5 Millionen kürzen.

Duisburg soll die Opern-Ehe retten

Das sei mehr als allein die festangestellten Mitarbeiter der DOR im Theater Duisburg kosten. Die Haltung der Düsseldorfer dazu macht Grote unmissverständlich deutlich: „Die Landeshauptstadt Düsseldorf will und die Deutsche Oper am Rhein kann dies auf Dauer nicht ausgleichen.“ Mit anderen Worten: Es liegt allein in Duisburger Hand, die Opern-Ehe zu retten.

Die Lösung, eine dritte Stadt mit ins Boot zu holen, verwirft Grote als technisch und logistisch nicht machbar. Gemeinsame Produktionen seien aufgrund verschiedener Bühnenmaße und technischer Ausstattungen sehr problematisch. Der kleinste gemeinsame Nenner müsste gefunden werden und die DOR solle nicht zwingend mit dem künstlerischen Realisierungsniveau von Hagen verkoppelt sein.

Sparpotenzial beim Opernstudio

Die weiteren Überlegungen zur Problemlösung, die Grote anstellt, beinhalten auch die Konsequenzen. Reduzierungen der Zahl von Inszenierungen, des Ensembles, der technischen Mannschaften und des künstlerisch-technischen Personals (etwa in der Kostüm- und Maskenabteilung) bieten für Grote keine Einsparmöglichkeiten. Eine weiterer Stellenabbau in der Verwaltung, die ohnehin auf ein Minimum zurückgefahren worden sei, sei nicht mehr möglich und würde den Betrieb gefährden.

Bleiben für Grote die sogenannten „unwirtschaftlichen Geschäftsfelder“: das Opernstudio, das Kinder- und Jugendangebot, die technische Betreuung des Schauspiels und des Orchesters in Duisburg.

Kinder- und Jugendangebot soll bestehen bleiben

Würde das Opernstudio aufgegeben, stünden 400.000 Euro Einsparung einer sechsstelligen Summe gegenüber, die die Oper heute nicht zahlen muss, weil die Nachwuchssänger im normalen Opernbetrieb eingesetzt werden. Wie hoch diese Summe ist, benennt Grote allerdings nicht.

Der Verzicht auf das Kinder- und Jugendangebot würde etwa 250.000 Euro bringen, wäre aber laut Grote „eine bildungs-, kultur- und sozialpolitische Untat“.

Kein Schauspiel mehr am Theater Duisburg?

Für die technische Betreuung des Schauspiels und der Philharmoniker zahlt Duisburg an die DOR einen Betrag von 100.000 Euro. Weil Duisburg seit Jahren die Tarifsteigerungen nicht mittrage, liege der heutige Gegenwert eigentlich nur bei 85.000 Euro.

Bei Reduzierung der Betreuung auf diese Summe von knapp 4000 auf 3400 Arbeitsstunden könnte die DOR 15.000 Euro einsparen, bei vollständigem Verzicht auf diese technische Betreuung des Theaters 85.000 Euro. Konsequenz: Das Schauspiel am Theater Duisburg wäre tot.

Deutlich weniger Einsätze für die Duisburger Philharmoniker

Eine Verringerung der Vorstellungen in Duisburg auf 60 pro Spielzeit brächte lauf Grote eine Kosteneinsparung von rund 1,4 Millionen Euro. Gegengerechnet werden müssten dann aber auch die Einnahmeverluste, die Grote auf 800.000 Euro beziffert. Einsparsumme tatsächlich: 600.000 Euro. Konsequenz: Die Duisburger Philharmoniker hätten nur noch ein Drittel ihrer bisherigen Einsätze.

Der Düsseldorfer Spielplan müsste ebenfalls in der Zahl der Vorstellungen und Inszenierungen abgespeckt werden. Kinderproduktionen wären nicht mehr möglich. Grotes Schluss: „Natürlich kann die Deutsche Oper am Rhein sparen, billiger arbeiten.“ Aber die Verantwortung dafür müssten die Gesellschafter übernehmen. Sie entscheiden über das zukünftige Niveau.