Duisburg. . Die Aufkündigung der Rheinopern-Ehe mit Düsseldorf bedroht auch das Spitzenorchester. Die Musiker, die sich auch in der Musik- und Bildungsszene der Stadt engagieren, spielen 60 bis 70 Prozent ihrer Dienste für die Oper – und können das durch Konzerte nicht ersetzen.
Das von der Duisburger Verwaltungsspitze vorgeschlagene Aus für die Opernehe mit Düsseldorf gefährdet auch die Duisburger Philharmoniker. Das hätten die Chefbeamten wissen müssen. Entweder haben sie sich nicht informiert – oder nicht verstanden, worum es geht. Viel spricht für: beides.
Die Philharmoniker sind längst ein Spitzenorchester, das in den zehn Jahren unter Jonathan Darlington noch an Profil gewonnen hat. Von der Fachwelt ausgezeichnet und gefeiert für das Weltklasse-Niveau, auf dem sie etwa bei der Ruhrtriennale-Produktion „Tristan und Isolde“ musiziert haben, sind die Philharmoniker nicht nur ein kulturelles Aushängeschild. Das Orchester ist auch enorm aufgeschlossen für Projekte in der Stadt, die Musiker treten in Stadtteilen auf, gehen in Schulen, spielen für Jeki-Kinder, ziehen fürs jugendliche Publikum in Kneipen, sind verzahnt mit der Musikszene der Stadt.
Rolf Bolwin, Direktor des Deutschen Bühnenvereins, vermutet, in Duisburg habe man die Folgen des Rheinopern-Ausstieg „nicht ausreichend bedacht“. Die Idee, das Opernangebot mit Gastspielen aufrechtzuerhalten, keine Lösung: Produktionen mit künstlerischem Anspruch würden kaum auf dem Markt angeboten: „Außerdem müsste die Stadt Duisburg erklären, warum sie erwägt, sich aus dem Kreis der Opernproduzenten zu verabschieden, zugleich aber von der öffentlichen Finanzierung anderer Opernhäuser profitieren möchte“.
Verträge bis 2014 befristet
Für die Duisburger Philharmoniker würde der Ausstieg bedeuten, zwei Drittel ihrer Aufgaben an der Rheinoper zu verlieren. „70 Prozent der Dienste fielen weg, das ist nicht zu kompensieren“, erläutert Philharmoniker-Intendant Alfred Wendel. Der Vorschlag der Verwaltungsspitze, diesen Verlust mit Konzerten auszugleichen, sei unrealistisch. Woher 60 bis 70 zusätzliche Konzerte nehmen? „So etwas müsste über Jahre entwickelt werden – und kostet Geld“, sagt Wendel.
Bereits seit zwei Jahren erhalten die Orchestermusiker nur noch Verträge, die bis 2014 befristet sind. Die Abwärtsspirale beginnt, wenn das Orchester verkleinert wird. Das wäre bei einem Aus für die Opern-Ehe nur logisch, sonst gingen von den rund 10 Millionen Euro, die das Orchester kostet, 6 Millionen mangels Beschäftigung der Musiker ins Leere. Das Orchester verlöre seinen A-Status, könnte nicht mehr das große Repertoire spielen, verlöre Renommee und Publikum.